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Der Schreiadler ist akut bedroht in Mecklenburg-Vorpommern

Eine der am meisten bedrohten Vogelarten Deutschlands, der Schreiadler, befindet sich weiterhin in einem kritischen Zustand. Der Bestand des „Pommernadlers“ Aquila pomarina ist in Mecklenburg-Vorpommern von 95 Brutpaaren Mitte der 1990er Jahre auf 80 Brutpaare (Stand 2010) weiter gesunken. Als Hauptursachen der Gefährdung machen Experten den Rückgang von extensiv bewirtschaftetem Grünland und die hohe Nutzungsintensität in unseren Wäldern aus. Schreiadler sind sehr störungsempfindliche Vögel, die von Menschen weitgehend ungenutzte Lebensräume benötigen. Ihren Verbreitungsschwerpunkt besitzen sind in Zentral- und Ost-/Südosteuropa. Die Bestände in Nordostdeutschland stellen das westlichste Vorkommen der Art dar. Hier leben sie vor allem in laubholzreichen Wäldern, die von extensiv genutztem Grünland, Feuchtgebieten und Mooren umgeben werden. Zur Nahrung des auch gern zu Fuß jagenden Adlers gehören Frösche, Mäuse, Eidechsen und andere Vögel.

Während der Maisanbau zunimmt, bricht der Schleiereulen-Bestand ein

Wenn die Schleiereule (Tyto alba) mit gut einem Meter Flügelspannweite nach Kleinsäugern sucht, schwebt der etwa taubengroße Vogel vollkommen geräuschlos über den Boden und schlägt dann blitzschnell zu. Heute steht es schlecht um den Jäger der Nacht im Kreis Nordfriesland. Wurden nämlich im Jahr 2010 noch 22 Brutpaare und 86 Jungeulen registriert, waren es im vergangenen Jahr nur noch elf Paare mit 31 Jungen, wie Dirk-Peter Meckel, Vize-Vorsitzender vom Landesverband Eulenschutz Schleswig-Holstein berichtet. "Nachweislich verläuft die Entwicklung des Schleiereulen-Bestandes und des Silomais anbaus in Schleswig-Holstein zwischen dem bislang besten Kontrolljahr 2001 mit 924 Brutpaaren und dem schlechtesten 2011 mit 143 Brutpaaren extrem gegenläufig. Während der Mais anbau in diesem Zeitraum um rund 237 Prozent im Land zunahm, brach der Eulenbestand um 84,6 Prozent ein", legt Meckel Statistiken vor.

Der Einsatz von Pestiziden ist zu einer ernsthaften Bedrohung für viele Seglerarten geworden

Mauersegler (Apus apus) verbringen fast ihr ganzes Leben in der Luft. Neben der Nahrungssuche und dem Trinken meistert er auch das Schlafen, die Gefiederpflege und die Paarung im Flug. Lediglich zur Brut und Jungenaufzucht wird "Bodenkontakt" aufgenommen. Mauersegler fressen nur in der Luft schwebende Insekten und Spinnen. Nur wenige Vögel stehen in so ambivalenten Beziehungen zum Menschen wie die Segler. Mauersegler sind mittlerweile zu 99 Prozent Bewohner menschlicher Siedlungen. Durch Altbausanierungen und die hermetische Abriegelung der Neubauten werden Nistmöglichkeiten für den Koloniebrüter immer knapper. Auch der Einsatz von Insektiziden und Herbiziden ist zu einer ernsthaften Bedrohung für viele Seglerarten geworden. Eine natürliche Gartengestaltung und der Verzicht auf Insektizide kommen dem Mauersegler und zahlreichen anderen Gartenvögeln zugute. An den heimischen Sträuchern und Blumen finden sich viele Insekten, die nicht nur dem Mauersegler als Nahrung dienen. Es ist zu befürchten, dass diese jetzt noch häufigen Vögel, die über Jahrhunderte mit ihren Flugspielen und Rufen die Sommerabende unserer Städte belebten, aus dem Siedlungsbild ebenso unaufhaltsam verschwinden werden, wie sie es einstmals für sich erobert haben.

Österreichischer Erwerbsimkerbund: Zusammenhang zwischen Maisbeizmitteln und Bienenschäden wissenschaftlich bewiesen

Im Rahmen der Fachtagung des Österreichischen Erwerbsimkerbundes in Graz wurden am Wochenende Forschungsergebnisse des Projektes „APENET“ aus Italien präsentiert (Beilage). „APENET“ hat sich weltweit am intensivsten mit der Problematik der Bienenschäden durch Maisbeizmittel beschäftigt. Beginnend mit zahlreichen Bienenschäden in 2008 wurden durch eine Fülle von Versuchsaufstellungen die für Bienenvölker fatalen Folgen der Verwendung dieser Pestizide ganz klar wissenschaftlich belegt. Kleinste Dosen der Nervengifte beeinträchtigen Funktion der Bienenvölker und lösen Krankheiten aus. Neben der ohnedies unumstrittenen akut tödlichen Kontaktwirkung, zeigen die Ergebnisse, dass kleinste Dosen dieser Nervengifte die Einzelbiene in grundsätzlichen Lebensfunktionen arg beeinträchtigen. Betroffene Bienen können ihren höchst wichtigen und komplexen Aufgaben zum Funktionieren des Bienenvolkes nicht mehr nachkommen und die biologische Funktion der Völker wird dadurch schwerst beeinträchtigt.

Für Dohlen ist es fünf vor zwölf

In diesem Jahr wurde die Dohle Corvus monedula vom NABU zum Vogel des Jahres gewählt. Die Dohlen sind zwar Allesfresser, Altvögel kommen mit Getreidekörnern, Sämereien, Schnecken, gelegentlich Mäusen und Abfall zurecht. Für die Jungenaufzucht benötigen sie aber proteinhaltige Nahrung: Würmer, Insekten und Spinnen. Um 1950 gab es in Deutschland noch geschätzt 200 000 Paare, in Baden-Württemberg 2500 bis 3000. Ab 1960 änderte sich die Situation bei uns grundsätzlich. Ich untersuchte bisher in Geislingen über 200 Bruten und beringte dabei 588 junge Dohlen. An den Bruten stellte ich fest, dass die Zahl der ausfliegenden Jungen je erfolgreiche Brut seit 1961 von ursprünglich über drei auf heute knapp über zwei zurückging. Das ist, auch anderswo in Mitteleuropa festgestellt, eindeutig die Folge von Nahrungsmangel in der Brutzeit. Darauf ist der Bestandsrückgang in Deutschland auf etwa 100 000, in Baden-Württemberg auf nur 1500 Paare zurückzuführen. Das scheint dem Laien noch viel zu sein. Es ist aber ein Rückgang von 50 Prozent in nur 50 Jahren. Intensivlandwirtschaft mit großflächigen Raps- und Maisfeldern, enormem Einsatz an Dünger und Pestiziden ist aller Insekten und somit vieler Dohlenbruten Tod.

Plötzlich starben die Hausgimpel in Washington D.C.

Im Winter 1994 starben plötzlich die Hausgimpel in Washington D.C.; die Krankheit breitete sich schnell Richtung Westen aus. Die kleinen Singvögel litten unter deutlich sichtbaren Augenentzündungen. Sie konnten kaum noch Futter suchen oder vor Raubtieren fliehen und starben. Inzwischen ist die Krankheit an der Westküste der USA in Kalifornien angekommen. Allein in den ersten drei Jahren seien 225 Millionen Hausgimpel der Krankheit zum Opfer gefallen, schätzen Biologen. Der Auslöser der Krankheit ist kein Unbekannter, aber dennoch höchst erstaunlich: Es handelt sich um Mycoplasma gallisepticum, ein Bakterium, das eigentlich als Krankheitserreger Hühner und Truthühner befiel. M. gallisepticum befällt zwar auch andere Singvögel, doch bei keiner Art ist die Krankheit so verheerend wie beim Hausgimpel Carpodacus mexicanus.

Beobachtungen eines Imkers - in den Strategien zur Varroabekämpfung spiegelt sich eine Schwächung der Vitalität der Bienen wieder

Lange Zeit reichte es aus, zur Bekämpfung der Varroamilbe die Völker im Winter ein einziges Mal medikamentös zu behandeln. Seit etwa 10 Jahren muss zusätzlich eine Spätsommerbehandlung zum Schutz der Winterbienen unabdingbar durchgeführt werden. Im Moment sind wir an einem Punkt, wo eine biotechnische Maßnahme im Frühsommer zur Varroabekämpfung hinzukommen muss. Die Varroabekämpfung selbst muss immer effektiver werden. Vor 10 Jahren reichte es noch, wenn 100 Milben nach der Behandlung als Restmilbenpopulation übrigblieben. Heute dürfen es maximal 50 sein. Die Befallszahlen unserer Bienenvölker sind gar nicht so hoch (1000-1500 Milben/Volk). Nicht das Vermehrungspotential der Milben ist gestiegen, sondern die Bienen halten nicht mehr besonders viele Milben aus. Zu Beginn der Varroainvasion vor 20 Jahren gab es Befallszahlen von 7000-10000 Milben/Volk, bei denen die Völker überlebten. Heute wäre dies nicht mehr möglich. Es ist zu beobachten, dass die Schadensschwelle sinkt. 2002 sind Bienenvölker gestorben, die von weniger als 1000 Milben befallen waren.

Beobachtungen eines Imkers - Wir brauchen eine Landwirtschaft, die den Insekten auch ihren Platz gewährt

Blütenpollen ist für die Ernährung des Bienenvolkes essentiell, d. h. er kann durch nichts anderes ersetzt werden. Die Bienen brauchen das Polleneiweiß für die Pflege und Ernährung der Brut. Fehlt bei der Aufzucht einer Bienengeneration Pollen, so werden die Bienen dieser Generation mangelernährt. Eigentlich genügt ein Blick aus dem Fenster, um zu erkennen, dass es in unserer Landschaft immer weniger blühende Pflanzen gibt. Noch in den 50er Jahren waren die Felder bunt von blühenden Kornblumen, Ackersenf, Hederich, Mohnblumen, etc. Diese Ackerwildkräuter boten den Honigbienen von April bis weit in den September hinein Nahrung in Hülle und Fülle. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass der Sommer nicht mehr bunt, sondern nur noch grün ist. Die Hauptursache für den Rückgang und das Verschwinden blühender Pflanzen aus unserer Landschaft kann in der Intensivierung der Landwirtschaft gesehen werden. Die landwirtschaftlichen Erträge stiegen um 50 %. Blühende Blumen auf den Wiesen und die Ackerwildkräuter hingegen verschwanden.

Tropenvirus rafft Amseln in Deutschland dahin

Das tropische Usutu-Virus hat der Amsel-Population in Deutschland zugesetzt. Die Ursache für das grassierende Amselsterben wurde bereits im September 2011 durch Experten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg entdeckt. In mehreren Organen einer Amsel, die tot in Birkenau bei Weinheim gefunden wurde, konnte das tropische Usutu-Virus nachgewiesen werden. Die ersten Ergebnisse der bundesweiten Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ zeigten, dass etwa ein Drittel weniger Amseln gezählt wurden als noch bei der Zählung vor einem Jahr. Das berichtet der Naturschutzbund (Nabu).

Der Igel ist vom Aussterben bedroht

Der Igel steht in vielen europäischen Ländern unter strengem Naturschutz. Einst waren die stachligen Tiere in England weit verbreitet, heutzutage gibt es noch etwa eine Million Igel, was bereits 25 Prozent weniger sind als noch in der letzten Dekade. In 15 Jahren könnten laut einer neuen Studie alle Igel in England ausgestorben sein. Die in Deutschland vorkommenden Igel sind zwar nicht direkt vom Aussterben bedroht, ihre Bestandsdichte ist jedoch rückläufig. Die moderne Land- und Forstwirtschaft hat seinen natürlichen Lebensraum weitgehend zerstört. Auch der aufgeräumte Hausgarten erlaubt selten eine geeignete Nist oder Überwinterungsmöglichkeit. Menschen vernichten konsequent seine Nahrungsgrundlagen durch das Ausbringen von Giften und Pflanzenschutzmitteln. Die Nahrung der Igel besteht in erster Linie aus Wirbellosen (beispielsweise Insekten und deren Larven sowie Ringelwürmern). Igel, die zu Beginn der Frostperiode nicht mindestens 500 g wiegen, schaffen den Winterschlaf in freier Natur nicht und müssen verhungern. Jahr für Jahr trifft dieses Los unzählige Igel, die vom Muttertier im Herbst zu spät geboren werden und nun einfach keine Zeit mehr haben, sich dieses Gewicht bis zum Winter "anzufressen".