Beobachtungen eines Imkers - in den Strategien zur Varroabekämpfung spiegelt sich eine Schwächung der Vitalität der Bienen wieder

Lange Zeit reichte es aus, zur Bekämpfung der Varroamilbe die Völker im Winter ein einziges Mal medikamentös zu behandeln. Seit etwa 10 Jahren muss zusätzlich eine Spätsommerbehandlung zum Schutz der Winterbienen unabdingbar durchgeführt werden. Im Moment sind wir an einem Punkt, wo eine biotechnische Maßnahme im Frühsommer zur Varroabekämpfung hinzukommen muss. Die Varroabekämpfung selbst muss immer effektiver werden. Vor 10 Jahren reichte es noch, wenn 100 Milben nach der Behandlung als Restmilbenpopulation übrigblieben. Heute dürfen es maximal 50 sein. Die Befallszahlen unserer Bienenvölker sind gar nicht so hoch (1000-1500 Milben/Volk). Nicht das Vermehrungspotential der Milben ist gestiegen, sondern die Bienen halten nicht mehr besonders viele Milben aus. Zu Beginn der Varroainvasion vor 20 Jahren gab es Befallszahlen von 7000-10000 Milben/Volk, bei denen die Völker überlebten. Heute wäre dies nicht mehr möglich. Es ist zu beobachten, dass die Schadensschwelle sinkt. 2002 sind Bienenvölker gestorben, die von weniger als 1000 Milben befallen waren.

Von: Günter Friedmann, Imkermeister, Demeter-Imkerei, Steinheim. Mögliche Zusammenhänge zwischen dem Bienensterben und dem Rückgang der Artenvielfalt aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft
Aus: Das „Bienensterben“ im Winter 2002/2003 in Deutschland – Zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse
Herausgeber: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Dienststelle Braunschweig
http://www.wertingen.com/downloads/bienensterben.pdf#page=25