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Bienensterben im Maisfeld - Pestizid Clothianidin darf wieder angewendet werden

Bienenzüchter und Naturfreunde schlagen Alarm. Für eine begrenzte Zeit darf auf deutschen Äckern wieder das berüchtigte Bienengift Clothianidin ausgebracht werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat von Mitte März bis Mitte Juli eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Das Gift soll den Drahtwurm beseitigen, der Mais schädigt.

Ein BVL-Sprecher bestätigt das "hohe Giftpotential" des Wirkstoffes. Aber man habe sorgfältig abgewogen zwischen Nutzen und Schaden. Schließlich sei nur ein halbes Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche betroffen. Die Ausnahmen gelten für Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein, und es gelten eine Reihe von Auflagen. Jeder Landwirt muss einen Berechtigungsschein erwerben und einen starken Befall durch Drahtwürmer nachweisen. Das Granulat muss in den Boden eingebracht werden. Sämtliche Imker im Umkreis von 60 Metern werden gewarnt, sie sollen ihre Bienenvölker beobachten.

Harvard-Biologen sehen Zusammenhang zwischen Bayer-Gift und Bienensterben

Imidacloprid, eines der gängigsten Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Hauptgrund für den seit 2006 weltweit zu beobachtenden Rückgang der Bienenvölker. Das hat ein Team von Biologen um Professor Alex Lu an der Harvard School of Public Health (HSPH) herausgefunden, wie das Portal “sciencedaily.com” berichtet. In ihrer neuesten Studie, die in der Juniausgabe des Fachjournals “Bulletin of Insectology” erschienen ist (Beilage), fanden sie nach eigenen Angaben überzeugende Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Kontaktgift und dem Phänomen des Völkersterbens unter Bienen, auch bekannt als “Colony Collapse Disorder” (CCD).

Wie wir mit Nikotin unsere Insekten auslöschen

Unsere Wissenschaft hat ein künstlich hergestellten Agrargift-Wirkstoffes namens Neo(nikotin)oid entwickelt und Ackerbauern setzen es erfolgreich ein. Die Pflanze nimmt den Wirkstoff bei Behandlung in sich auf und verteilt es in alle Blätter. Die Insekten sterben dann bei Kontakt oder Fressen an der Pflanze. Das geniale an diesem Wirkstoff ist seine Nikotin-artigkeit. Und Nikotin ist ein hochwirksames Nervengift. In der Landwirtschaft werden Insekten mit dem getötet, was ein Teil der Menschheit freiwillig und gut bezahlt raucht. Arg. Leider wirkt es zu erfolgreich. Unsere Honigbienen kämpfen wegen einen Parasit namens Varoa-Milbe mehr oder weniger um das eigene Überleben. Und dieses Nerven-Agrargift welche Ackerbauern einsetzen= Mais beizen, fördert zusätzlich den Untergang der westlichen Honigbiene.

Pestizide schaden Bienen und Hummeln

In der Landwirtschaft häufig eingesetzte Pestizide sind am rapiden Niedergang von Bienen und Hummeln mit schuld. Obwohl diese Pestizide als nicht-bienengefährlich zugelassen sind, schädigen sie schon in geringen Dosen das Nervensystem der nützlichen Insekten. Das berichten europäische Forscher in gleich zwei Studien im Fachmagazin "Science" (Beilage). Die beiden Experten-Teams erforschten die Wirkung von Neonicotinoiden. Diese Gruppe gängiger Insektizide ist in zahlreichen Ländern im Einsatz. Wissenschaftler aus Frankreich entdeckten, dass das Gift die Orientierung der Bienen stört: Die Tiere finden den Weg zu ihrem Volk nicht mehr. Ein Team aus Großbritannien entdeckte, dass Hummelvölker nach der Behandlung mit den Insektiziden stark ausgemerzt waren. „Einige Hummelarten sind enorm zurückgegangen. Beispielsweise in Nordamerika sind manche Arten mehr oder weniger komplett vom Kontinent verschwunden“, schreibt der britische Forscher Dave Goulson von der schottischen Universität in Stirling.

Von Mitte März bis Mitte Juli dürfen Landwirte wieder das Insektizid Clothianidin einsetzen

Von Mitte März bis Mitte Juli dürfen Landwirte wieder das Insektizid Clothianidin einsetzen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat eine befristete Zulassung für sechs Bundesländer erteilt. Der Wirkstoff ist umstritten: Das Julius-Kühn-Institut, das dem Agrarministerium untersteht, wies nach dem Tod von Millionen Bienen im Jahr 2008 Clothianidin in den toten Bienen nach. Ursache des Sterbens sei eine Vergiftung durch Abrieb des Pflanzenschutzmittels gewesen, so das Institut damals. Die nun erteilte Genehmigung ist eine sogenannte Zulassung für Notfallsituationen. Die Behörde kann sie maximal für 120 Tage erteilen, wenn eine „Gefahr nicht anders abzuwenden“ ist. In diesem Fall geht es um den Drahtwurm im Mais. Die Anwendung ist laut BVL auf Flächen beschränkt, die von Starkbefall bedroht sind. Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits acht solcher Zulassungen erteilt, im vergangenen Jahr waren es 35. Auch damals war Clothianidin dabei, genauso wie im Jahr davor. Diese wiederholte Notfallzulassung kritisiert das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN). „Unter dem Deckmantel der Notfallsituation werden Jahr für Jahr Ausnahmen für verbotene Pestizide genehmigt. Hier wird den ökonomischen Interessen Einzelner Vorrang vor Umwelt- und Naturschutz eingeräumt“, sagt Geschäftsführerin Carina Weber.

Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 27. April 2012 eingereicht / Proteste von Imkern / 1,2 Mio Unterschriften gesammelt

Wegen der anhaltenden Vermarktung von Clothianidin hat die Coordination gegen BAYER-Gefahren einen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 27. April 2012 in Köln eingereicht. Nach Auffassung der CBG gefährdet das BAYER-Management durch den fortgesetzten Verkauf hochgefährlicher Pestizide wissentlich den Bestand von Bienen, Wildinsekten und Vögeln. Mehrere große Studien hatten in den vergangenen Monaten die Risiken der Wirkstoffe bestätigt. Im vergangenen Jahr war eine Untersuchung der UN-Umweltbehörde zu dem Schluss gekommen, dass bestäubende Insekten, z.B. Bienen, durch Clothianidin und Imidacloprid chronisch vergiftet werden können. Umweltschützer hatten 1,2 Millionen Unterschriften für ein sofortiges Verbot der Wirkstoffe gesammelt.

Viele Schmetterlingsarten sind bedroht

Die Zahl der in Europa bedrohten Schmetterlinge steigt. Etwa ein Drittel der Arten wird seltener, nur vier Prozent der Schmetterlingsarten kommt häufiger vor. Das geht aus dem aktuellen Verbreitungsatlas der europäischen Tagfalter hervor. Der Atlas wird von der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz unter Leitung von Otakar Kudrna herausgegeben. Er erforscht seit mehr als 50 Jahren die Tagfalter Europas und veröffentlichte mehr als 80 Publikationen und Bücher. Das Buch des gemeinnützigen Vereins enthält Verbreitungskarten aller 441 europäischen Tagfalterarten. Schmetterlinge brauchen natürliche oder traditionell bewirtschaftete Gebiete wie strukturreiche Magerrasen, Flachmoore und lichte, warme Auwälder. Die moderne Agrarwirtschaft dagegen betreibt intensiven Ackerbau mit starker Gülledüngung und Insektengiften.

In 2009 - 2011 sind in Österreich Bienenschäden aufgetreten, die rückstandsanalytisch mit insektizidgebeiztem Mais- und Ölkürbissaatgut in Zusammenhang zu bringen waren

"Für Minister Berlakovich ist die Zeit der Ausreden vorbei. Für den Erhalt der Bienen braucht es ein Verbot der für Bienen lebensgefährlichen Beizmittel und keinen Minister Tatenlos. Das ist das klare Ergebnis der vom Landwirtschaftsministerium beauftragten Studie zum Auftreten von Bienenverlusten in Mais- und Rapsanbaugebieten Österreichs", sagt Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen. Die Studie,`Untersuchungen zum Auftreten von Bienenverlusten in Mais- und Rapsanbaugebieten Österreichs und mögliche Zusammenhänge mit Bienenkrankheiten und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln' (MELISSA), der österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) soll heute (16.03.2012) ausgewählten MedienvertreterInnen vorgestellt werden. In der Studie heißt es, dass in den Jahren 2009 - 2011 in Österreich regional gehäuft Bienenschäden aufgetreten sind, die rückstandsanalytisch häufig mit der Verwendung von insektizidgebeiztem Mais- und Ölkürbissaatgut in Zusammenhang zu bringen waren. "Minister Berlakovich, handeln sie endlich und setzen sie die Zulassung von für Bienen lebensgefährlichen Beizmitteln aus",
appelliert Pirklhuber.

Wo sind sie geblieben, die Vögel, die Schmetterlinge?

„Leider sind bei uns am Niederrhein manche Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder ausgestorben“, bedauert Biologe Ansgar Reichmann. "Autofahrer müssten eigentlich sofort merken, was sich verändert hat“, meint Reichmann. Wenn der Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen durchs Tal der Narew in Polen fährt, hat er „ruckzuck die Windschutzscheibe voller Insekten“. Anders als noch vor ein paar Jahrzehnten könne man aber am Niederrhein in der warmen Jahreszeit stundenlang fahren und habe „nur ein paar Mücken und Fliegen auf der Scheibe“. Und genau das sei ein „Merkmal für den Rückgang der Artenvielfalt“. Als typisches Beispiel gilt unter Biologen das Lammkraut, auch Lämmersalat genannt: Früher auf hiesigen Äckern heimisch, lockte das Kraut Insekten wie Schmetterlinge an, von denen sich Vögel wie der Neuntöter Lanius collurio ernährten. „Durch intensive Landwirtschaft ohne Hecken ist der Lämmersalat nahezu verschwunden, in der Folge auch manche Insekten- und Vogelart, so der Neuntöter“, bilanziert Reichmann. „Manchmal lässt sich gegensteuern, indem wir Schutznahmen für Naturräume einrichten, auch mit den Niederländern zusammen.“ So sei im Naturschutzgebiet Lüsekamp ein Vogel beobachtet worden, der viele Jahre hier als ausgestorben galt: der Neuntöter, der seine Beute, etwa große Insekten, auf Dornen aufspießt. Reichmann: „An einem extensiv bewirtschafteten Ackerprojekt mit Hecken wächst wieder der Lämmersalat, viele Insektenarten sind zurückgekommen und schließlich auch der Neuntöter.“

Heile Steinkauzwelt ist bedroht

Der Steinkauz Athene noctua steht auf der Roten Liste der bedrohten Tiere. Der Niederrhein ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für die gesamte Art in ganz Mitteleuropa. "Wir haben grob 7500 Brutpaare in Deutschland", zählt der Biologe Achim Vossmeyer vom Naturschutzzentrum Kleve auf, "davon allein in Nordrhein-Westfalen etwa 5800. Und der Kreis Kleve ist da wiederum ein Schwerpunkt." Allerdings sah die Lage auch in Emmerich und Rees schon mal besser aus. Noch Anfang der Achtziger Jahre wurden regelmäßig um die 60 bis zu 70 Steinkauzpaare gezählt. Inzwischen liegt man bei 30 bis 50. Achim Vossmeyer sieht schleichend voranschreitende Ursachen. "Der Anteil an Obstwiesen ist zurückgegangen", zählt er auf. "Wir sehen täglich, dass alte Bäume gefällt werden" – damit verschwinden die Höhlen, die der Vogel zum Brüten braucht. "Und es wird tendenziell mehr Mais angebaut", dafür weicht oft Weideland, das als Jagdrevier diente. Der Steinkauz ist mit etwa 25 Zentimetern Größe eine der kleinsten Eulenarten. Er ernährt sich vor allem von Mäusen, Insekten und Weichtieren.