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Intensive Landwirtschaft vernichtet sich selbst

Deutschland verliert seinen fruchtbaren Boden. Jedes Jahr geht durch Erosion zwanzigmal mehr fruchtbarer Boden verloren als sich nachbilden kann. Hauptgrund ist die bereits jetzt intensive Landwirtschaft, die sich aber immer noch steigert. Kunstdünger soll dabei den fehlenden Humus ersetzen, aber die Vielfalt und Zahl der Bodenorganismen, die den Pflanzen die Nährstoffe erst verfügbar machen, wird dabei immer mehr dezimiert. Trotz (und durch) immer mehr Kunstdünger sinkt die Leistung der Böden. Das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) verdeutlicht deshalb mit dem NeFo-Schwerpunkt „Ökosystem-Leistungen" die Rolle der Bodenvielfalt. Während gesunde und leistungsfähige Böden Humusgehalte zwischen 3,5 und sechs Prozent haben, liegen die meisten landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in Deutschland bei lediglich ein bis zwei Prozent Humus oder weniger. In diesem Bereich gehen die Ertragsmengen deutlich zurück.

Syngenta-Pestizid Cruiser OSR in Frankreich verboten

In Frankreich ist der Einsatz des Pestizids Cruiser OSR von Syngenta beim Bewirtschaften von Raps-Plantagen verboten worden. Das Pestizid trage zum Rückgang der Bienenvölker bei, teilte der französische Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll am Freitag mit. Daher werde das Pestizid definitiv verboten. Bereits Anfang Juni hatte der Minister ein mögliches Verbot angedeutet mit dem Verweis auf einen Bericht der Lebensmittel- und Umwelt-Verwaltung Anses. Die Behörde hatte auf die negativen Auswirkungen eines im Cruiser OSR enthaltenen Moleküls hingewiesen.

Die Zahl der Dohlen in Berlin ist in den vergangenen 20 Jahren dramatisch eingebrochen

Weiterhin Rückgang der Berliner Dohlenbestände. Während es 1991 noch ca. 180 Brutpaare in Berlin gab, waren es 10 Jahre später nur noch 90. In 2012 wurden gerade noch 45 Brutpaare von den Berliner Ornithologen erfasst. Ehemals besiedelte Stadtgebiete, wie die Bezirke Mitte, Zehlendorf und die Altstadt Spandau sind inzwischen „dohlenfrei“. Übrig blieben nur noch drei Vorkommen in der Altstadt von Köpenick sowie in der unmittelbaren Umgebung des Tempelhofer Feldes und des Flughafens Tegel. Somit kommt diesen großen innerstädtischen Freiräumen mit ihren Wiesenflächen eine große Bedeutung für den Verbleib der Dohle Corvus monedula in Berlin zu, denn hier haben sie noch die Chance, ausreichend Nahrung für den Nachwuchs zu finden. In den vergangenen 15 Jahren ist auch der Bestand der Feldlerche Alauda arvensis um fast ein Drittel, der des Feldsperlings Passer montanus um die Hälfte zurückgegangen, teilte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit. Dies gehe aus dem neuen Brutvogelatlas der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen hervor.

Ilse Aigner und Neonicotinoide: Opposition startet Kleine Anfrage

Ilse Aigner hat Post von den Grünen bekommen: Eine sog. Kleine Anfrage zum Thema Pestizide und Bienen mit dem Schwerpunkt Neonicotinoide. Der Abgeordnete Harald Ebner hat zusammen mit weiteren Kollegen auf sieben Seiten 31 Fragen an die Bundesregierung zur Verwendung der Neonicotinoide gestellt (Beilage). Sie bzw. ihre Antworten sollen einem späteren Antrag zum Verbot der Neonicotinoide dienen. Dabei beziehen sich die Abgeordenten auf eine ganze Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen. Antwort der Bundesregierung in der Beilage. Zur Beantwortung erklärt Harald Ebner: "Die Bundesregierung setzt Bienen unnötigen Risiken durch Neonicotinoide aus und lässt Imker im Regen stehen. Weder existieren umfassende Schutzmaßnahmen oder Monitorings, noch werden die Imker ausreichend über den Einsatz von bienengefährlichen Pestiziden informiert. Und statt wie in Frankreich giftige Rapsbeizmittel zu verbieten, lässt Aigner seit Jahren Ausnahmegenehmigungen für Neonicotinoide zu. Unbequeme Forschungsergebnisse hört und liest die Bundesregierung ungern. Anstatt sich mit kritischen Studien auseinanderzusetzen, wischt sie deren Ergebnisse mit nicht nachvollziehbaren Vorwürfen wie methodische Mängel vom Tisch. Pestizidbelastungen, insbesondere durch Neonicotinoide, sind Alarmzeichen, die uns nachdenklich machen müssen. Mit ihrer jetzt erneut bestätigten Ignoranz gegenüber möglichen Risiken von Pestiziden setzt die Bundesregierung in verantwortungsloser Weise die biologische Vielfalt und die Existenz von Hobby- und Berufsimkern aufs Spiel" (Beilage).

NABU warnt vor dramatischen Rückgängen bei vielen Vogelarten im deutschen Wattenmeer

Das Wattenmeer ist von herausragender Bedeutung für Millionen von Vögeln, die es als Zugvögel passieren oder als Brutvögel zur Aufzucht ihres Nachwuchses nutzen. Es ist eines der größten Feuchtgebiete der Erde und wird geprägt von ausgedehnten, im Rhythmus der Gezeiten trocken fallenden Wattflächen sowie angrenzenden Stränden, Dünen und Salzwiesen. Als eines der letzten großräumig naturnahen Ökosysteme Europas wurde es 2009 in großen Teilen von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. Seit Mitte der 1980er Jahre haben die Küsten-Bundesländer die überwiegenden Teile des deutschen Wattenmeeres zu Nationalparken erklärt, der höchsten deutschen Schutzkategorie. Der NABU warnt in einem Bericht vor dramatischen Rückgängen bei vielen Vogelarten im deutschen Wattenmeer. 19 von 33 im NABU-Bericht untersuchte Zugvogelarten haben in den letzten 20 Jahren in ihren Beständen abgenommen. Besonders betroffen sind neben seltenen Arten wie dem Seeregenpfeifer Charadrius alexandrinus auch Charakterarten wie Austernfischer Haematopus ostralegus, Knutt Calidris canutus und Brandgans Tadorna tadorna. Die Rückgänge dieser Arten liegen bei 30 bis 50 Prozent.

EU Ombudsmann untersucht, ob EU Kommission genug gegen erhöhte Bienen-Sterblichkeit unternimmt

Die EU-Kommission hat eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln, die sogenannten Neonicotinoide, zugelassen. Die Verordnung, mit der diese Zulassung geregelt wird, sieht eine Überprüfungsmöglichkeit für die Zulassung von Substanzen vor, wenn „neue wissenschaftliche Erkenntnisse Grund zur Annahme geben, dass sie die Zulassungs-Kriterien nicht länger erfüllen, weil sie zum Beispiel Gesundheitsschäden bei Tieren auslösen“. Die österreichische Volksanwaltschaft hat jetzt diesbezüglich eine Beschwerde beim Ombudsmann der EU eingereicht, der in Folge eine Untersuchung der EU-Kommission eingeleitet hat. Die österreichische Volksanwaltschaft weist darauf hin, dass Beobachtungen von BienenzüchterInnen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse vermuten lassen, dass bestimme Neonicotionide in den vergangenen Jahren zu einer erhöhten Bienensterblichkeit geführt haben. Der EU-Kommission wird vorgeworfen, verabsäumt zu haben, das Problem der Bienensterblichkeit im Zusammenhang mit Neonicotinoiden angemessen zu behandeln.

Jede siebte der weltweit lebenden Vogelarten ist gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben

Das ist das Ergebnis der am heutigen Donnerstag vorgestellten Roten Liste für alle Vogelarten der Erde, die alle vier Jahr von BirdLife International, dem Dachverband des deutschen Naturschutzbundes NABU, herausgegeben wird. In Deutschland stehen die Vogelarten des Grünlandes am schlechtesten da. Der Umbruch von Grünland zu Acker und die Intensivierung der Nutzung auf den verbleibenden Flächen verkleinern den Lebensraum für einst typische Wiesenvögel wie Kiebitz Vanellus vanellus, Bekassine Gallinago gallinago und Großer Brachvogel Numenius arquata. Inzwischen ist etwa der Kampfläufer Philomachus pugnax als Brutvogel fast komplett verschwunden, und auch die Uferschnepfe Limosa limosa ist in ihrem Bestand innerhalb von 50 Jahren um mehr als zwei Drittel eingebrochen und steht im weltweiten Kontext bereits auf der Vorwarnliste. Alarmierend ist, dass sich der Bruterfolg einiger Wiesenvögel selbst in EU-Vogelschutzgebieten nicht bessert, wie eine aktuelle Studie des Nabu zeigt. "Eine der dringendsten Aufgaben ist daher die EU-Agrarreform. Mit ihr muss die Agrarförderung so angepasst werden, dass sie eine naturgerechte Landnutzung forciert und der Naturschutz finanziell besser ausgestattet wird. Darüber hinaus müssen die Landesregierungen wirkungsvolle Managementpläne für alle Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutzgebiete vorlegen", forderte Nabu-Präsident Tschimpke.

Frankreich verbietet Pestizid Cruiser

Frankreich will noch in diesem Sommer den Einsatz des Syngenta-Pestizids Cruiser OSR verbieten. Das Gift mit dem Wirkstoff Thiametoxam wird unter anderem beim Anbau von Raps eingesetzt und soll die Pflanze vor Schädlingen schützen, ist jedoch für Bienen gefährlich. Raps ist nicht nur in Frankreich sondern auch in Deutschland eine der Hauptblüten für viele Bienenvölker. Die französische Regierung forderte von der Europäische Kommission, die das Pestizid zugelassen hatte, die Neubewertung von Neonicotinoiden wie Clothianidin.

Biodiversität in Fließgewässern durch Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel nicht ausreichend geschützt

Bevor ein Pflanzenschutzmittel Marktreife erlangen kann, muss es einen auf EU-Ebene standardisierten Zulassungsprozess durchlaufen. Die Umwelt wird durch den aktuellen Zulassungsprozess nicht ausreichend geschützt. So lautet das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Universität Koblenz-Landau, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Aarhus (Dänemark) und der Technischen Universität Sydney, die aktuell in der internationalen Fachzeitschrift für Umweltwissenschaften „Environmental Science and Technology“ erschienen ist. Für diese Meta- Analyse wurden mehrere weltweit verfügbare Freilandstudien zur Wirkung von Pflanzenschutzmitteln im Freiland verglichen und ausgewertet.

Der Kiebitz ist in der Schweiz vom Aussterben bedroht

Der bodenbrütende Kiebitz Vanellus vanellus hat in der Schweiz Höhen und Tiefen durchlebt. Ursprünglich bewohnte die Vogelart feuchte Wiesen. Nach dem Trockenlegen vieler dieser Feuchtgebiete zur Gewinnung von landwirtschaftlichem Kulturland in den 1930 bis 1950er Jahren brach der Bestand ein. Doch einigen Kiebitzen gelang es sich anzupassen und Äcker und Wiesland zu besiedeln. Der Bestand erholte sich wieder: Um 1975 wurde er auf über 1000 Brutpaare geschätzt. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung durch Mechanisierung und die Verwendung von Kunstdünger und Pestiziden führte abermals zu einem starken Rückgang. Nur noch 120 Paare leben in der Schweiz. Als kritische Grösse wurde der viel zu geringe Bruterfolg erkannt.