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Pflanzenschutzmittel sind eine der wesentlichen Ursachen für die anhaltende Gefährdung der Biodiversität unserer Agrarlandschaft

Mit einem Inlandsabsatz von ca. 35.000 t Wirkstoffen im Jahr 2008 nimmt Deutschland auf dem europäischen Pflanzenschutzmittelmarkt eine der Spitzenpositionen ein. Pflanzenschutzmittel können während der Ausbringung durch Verdriftung der Spritzmittel oder kontaminierten Beizstäube von behandeltem Saatgut, aber auch später durch Abschwemmung von den Ackerflächen in benachbarte Saumbiotope oder Gewässer eingetragen werden. Diese unerwünschten Nebenwirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes können nicht nur für die benachbarten natürlichen Lebensräume, sondern auch für die landwirtschaftlichen Flächen selbst ein Problem darstellen.

Pflanzenschutzmittel gefährden Fledermäuse

Fledermäuse sind eine hochbedrohte Tiergruppe. Die gesamte Tiergruppe steht in Europa unter Schutz. Zehn von 19 in Deutschland beheimateten Fledermausarten werden bereits auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten geführt. Umso bedenklicher ist es, dass beim EU-weiten Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln die Auswirkungen auf Fledermäuse nicht überprüft werden. Eine Studie der Universität Koblenz-Landau zeigt nun, dass die Pestizidbelastung der Nahrung zu Langzeiteffekten bei Fledermäusen führen kann.

Mysteriöse Krankheit mit Aids-ähnlichen Symptomen entdeckt

In Asien und in den USA ist eine neue mysteriöse Krankheit identifiziert worden. Sie ähnelt in ihren Symptomen der Immunschwäche-Krankheit Aids. In den USA seien einige wenige Menschen betroffen, in Asien sind es bedeutend mehr Erkrankte. Das berichtet das Magazin "New England Journals of Medicine". Wie bei Aids beeinträchtigt die Krankheit das Immunsystem der Betroffenen in erheblichem Maße. Ihr Körper ist Bakterien und Keimen nahezu schutzlos ausgeliefert.

Günther Martin, Vorsitzender des Imkervereins Kurpfalz: „Pestizid-Einsatz muss sinken"

Immer wieder berichten Imker von einem dramatischen Bienensterben. Die Tiere sterben massenweise - doch woran? Wir befragten dazu den Vorsitzenden des Imkervereins Kurpfalz, Günther Martin. Unstrittig ist, dass ein Parasit den Bienen zusetzt. Die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe hat bereits ungezählte Bienenvölker dezimiert. Doch die Imker zweifeln daran, dass es nur die Milbe ist. In der freien Natur kämen Bienen häufig in Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln. Studien versuchten nachzuweisen, dass Spritzmittel die Bienen nicht schädigen. Günther Martin ist vom Gegenteil überzeugt. Für den Vorsitzenden des Imkervereins Kurpfalz wird das Thema Pestizide seit langem heruntergespielt.

Die Grünen im Bayerischen Landtag sind beunruhigt über den Einsatz des Insektizids Clothianidin auf Bayerns Maisfeldern

Die Grünen im Bayerischen Landtag sind beunruhigt über den Einsatz des Insektizids Clothianidin auf Bayerns Maisfeldern. „Wie eine Anfrage ergeben hat, wurden in diesem Jahr bislang auf Antrag von 661 Landwirten hin 2945 Hektar bayerische Maisanbaufläche mit dem giftigen Insektengift behandelt“, erklärt die verbraucherschutzpolitische Sprecherin, MdL Anne Franke. Clothianidin, aktuell unter dem Produktnamen „Santana“ von der Firma Bayer vertrieben, wird von Umweltschützern als sehr schädlich für Bienen und zahlreiche weiterer Wildinsekten eingestuft und für den Tod von 11.500 Bienenvölkern im Jahr 2008 in Süddeutschland verantwortlich gemacht.

Feldlerchen und Wiesenvögel vom Verschwinden bedroht

In den letzten 20 Jahren hat die Schweiz rund 350000 in Landwirtschaftsgebiet lebende Vögel verloren, was einer Abnahme von 25 Prozent entspricht. Dies berechnete die Schweizerische Vogelwarte Sempach laut eigenen Angaben aus den Bestandstrends jener Vogelarten, die der Bund in den landwirtschaftlich genutzten Gebieten erhalten und fördern will. «Viele früher häufige Arten wurden aus dem Mittelland verdrängt», sagt Markus Jenny von der Vogelwarte. Vom Rückgang sei seit einiger Zeit auch das Berggebiet betroffen: «Im Unterengadin beispielsweise sind die Bestände der Wiesenvögel innerhalb von 20 Jahren um die Hälfte eingebrochen.»
Im Kanton Zürich verschwanden zwischen 1986/88 und 2008 vier Fünftel aller Feldlerchen (Alauda arvensis)», konkretisiert Werner Müller, Geschäftsführer des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz.
Die Vogelwarte und der Vogelschutz bemängeln, dass die Agrarpolitik von der Landwirtschaft zu wenig konkrete Resultate zum Erhalt der Biodiversität einfordere.

Brasilien: Verbot von einigen Pestiziden

In großen Teilen Brasiliens ist die Bienenpopulation drastisch gesunken, teilweise sogar komplett verschwunden. Das brasilianische Institut für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen (Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis, kurz: Ibama) macht vier verschiedene Typen von Pestiziden dafür verantwortlich und will aus diesem Grund die Verwendung dieser Produkte einschränken. Das Ibama hat in den letzten zwei Jahren Pestizide auf ihre Verträglichkeit bei Bienen getestet und kam zu dem Ergebnis, dass Imidacloprid, Thiamethoxam, Clothianidin und Fipronil schädlich für die Verbreitung von Bienen sind. In der Land- und Viehwirtschaft sollen die Sektoren Baumwolle, Soja und Weizen auf bestimmte Pestizide verzichten. Zukünftig wird nun das Versprühen der Pestizide per Flugzeug und auch der Gebrauch der Substanzen während der Blütezeit verboten sein. Die vier Pestizide machen ca. zehn Prozent des gesamten Marktes aus.

Das Wasser in den Kreisen Uckermark und Oder-Spree ist teilweise hochgradig mit Resten von Pflanzen- und Insektengiften belastet

Umweltschützer schlagen Alarm: In zahlreichen Teichen in der Uckermark ist das Wasser hochgradig mit Pflanzen- und Insektenwarnen verseucht. In acht Gewässern, die sich mitten in Feldern befinden, ist das Wasser teilweise hochgradig mit Resten von Pflanzen- und Insektengiften belastet. In sechs Fällen wurden sogar Überschreitungen der Grenzwerte der Grundwasserrichtlinie festgestellt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund (NABU) sowie die Bürgerinitiative „Verseuchte Felder in der Uckermark“ hatten das Wasser untersuchen lassen. Nur bei drei Teichen konnten keine giftigen Rückstände nachgewiesen werden. In einem sogenannten Söll bei Stabeshöhe in der Uckermark – einem mehr als 10.000 Jahre alten Wasserloch aus der letzten Eiszeit – wurde beispielsweise eine 19-fache Grenzwertüberschreitung des Herbizides Glyphosat festgestellt. Die Bürgerinitiative hatte diesen Teich bereits im Vorjahr untersuchen lassen, dabei massiv erhöhte Werte festgestellt und Strafanzeige gestellt. „Unsere Vermutung, dass es sich bei der Vergiftung nicht – wie behauptet – um einen einmaligen Unfall, sondern um ein flächendeckendes und anhaltendes Problem handelt, hat sich leider bestätigt“, sagte Sybilla Keitel. „Wir befürchten, dass durch die Giftstoffe auch unsere Nahrungsmittel beeinträchtigt werden.“

In naher Zukunft werden die Blauracke und der Ortolan in Österreich ausgestorben sein

Auch Birdlife Österreich verzeichnet einen Einbuch bei vielen Vogelarten. In Österreich verringerte sich beispielsweise der Bestand der Blauracke (Coracias garrulus) von 300 bis 400 Brutpaaren in den 50ziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf nur noch zwölf erfolgreiche Bruten im Jahr 2011. Am letzten regelmäßig besetzten Brutvorkommen reduzierte sich der Bestand des Ortolans (Emberiza hortulana) von 26 Revieren im Jahr 2005 auf sieben Reviere im Jahr 2011.

45,8 Prozent aller untersuchten wirbellosen Arten sind bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben oder verschollen

Die Botschaft der aktuell vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) neu aufgelegten Roten Liste der wirbellosen Tiere ist leider eindeutig: "Der Rückgang vieler Arten überwiegt die Zunahme einiger weniger Arten deutlich", fasste BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel die Kernaussage dieser Roten Liste zusammen. "Die aktuelle Roten Liste lenkt den Blick auf einige sonst wenig beachtete Artengruppen, die jedoch wichtige Funktionen in den Ökosystemen erfüllen: Etwa die für die Bestäubung wildlebender Pflanzen entscheidenden Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Wespen oder auch weitere Hautflügler wie die Ameisen, die die Stoff- und Energieflüsse der Ökosysteme stark beeinflussen. In dem neu erschienenen Band werden alle in Deutschland lebenden wirbellosen Arten von insgesamt 17 Tiergruppen aufgelistet. Sie bieten eine vollständige Übersicht über die Vielfalt dieser Gruppen. Zentrales Element der Roten Liste sind die Ergebnisse der Gefährdungsanalysen für fast 6.000 Arten. Das sind 12,5 Prozent der gesamten deutschen Fauna. Insgesamt stehen davon 2.704 Arten auf der aktuellen Roten Liste, sind also bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben oder verschollen. Das entspricht 45,8 Prozent aller untersuchten wirbellosen Arten. Bei der Roten Liste von 1998 lag dieser Wert für die entsprechenden Artengruppen noch bei 38,3 Prozent.