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Wo sind all die Fasane hin?

Dass der Fasan (Phasianus colchicus) in Niedersachsen immer seltener wird, macht Jägern und Naturschützern große Sorgen. Der Frühjahrsbesatz - also die Zahl der Fasane - habe sich binnen zehn Jahren um mindestens 20 Prozent verringert, berichtete Egbert Strauß, der an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho) für die Wildtiererfassung im Auftrag der Landesjägerschaft verantwortlich ist. Die Jagdstrecke ging noch deutlicher zurück. Während die Jäger landesweit 2007 rund 150 000 Fasane erlegt hatten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 57 000. „Das hat auch damit zu tun, dass der seltener gewordene Fasan weniger gejagt wurde“, sagte Strauß. Möglicherweise haben die Veränderungen der Landwirtschaft - etwa die großen Maisanbauflächen - einen Einfluss. „Auch Pestizide und andere Umweltgifte könnten eine Rolle spielen“, sagte der Wildbiologe. Die Zahl der Rebhühner und Feldhasen sei ebenfalls gesunken, gleichzeitig stiegen die Populationen von Wildschweinen und Gänsen.

Der Anbauverband Bioland hat von der Bundesregierung ein Verbot von Totalherbiziden und Insektiziden gefordert

Anlass waren die Ergebnisse von Untersuchungen, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) durchgeführt hatte. Danach gibt es in Agrarlandschaften nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Bioland zufolge ist für den Rückgang der Vogelpopulation eine intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und hochwirksamen Pflanzenschutzmitteln verantwortlich, die viele Wildkräuter und auf dem Acker lebende Insekten weitgehend vernichteten. Weniger Insekten bedeuteten also weniger Vögel, stellte Bioland fest. Beispielsweise sei der Bestand des Rebhuhns um 90 % zurückgegangen. Hingegen wirke sich Ökolandbau positiv auf die Artenvielfalt aus. Unter den Forderungen an die Bundesregierung hin zu einer anderen Pflanzenschutzpolitik nennt der Mainzer Ökoverband zunächst ein Verbot von für Bienen und Insekten „besonders gefährlichen“ Pflanzenschutzmitteln aus der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide sowie ein Verbot von Totalherbiziden wie Glyphosat.

Rückgang bei Insekten deutet auf Massenaussterben

Zwei neue Studien aus Großbritannien zeigen, dass die Artenvielfalt auf der Insel stark abnimmt. Der Zensus der britischen Forscher zeigt, dass auch Insekten - die bisher als unverwüstlich galten - davon betroffen sind. 20.000 Freiwillige durchstreiften die Wiesen und Wälder Großbritanniens, zählten hingebungsvoll Pflanzen, Vögel und Schmetterlinge. Danach sind in den vergangenen Jahrzehnten die Vogelarten um rund 50 Prozent zurückgegangen, bei den Pflanzenarten ist es ein Drittel, erklärt Jeremy Thomas vom britischen Zentrum für Ökologie und Hydrologie: "Wir haben erstmals für irgendein Land auf dieser Welt einen sehr, sehr detaillierten Datensatz, nicht nur über den Bestand, sondern auch über die Veränderungen, denn wir haben Vergleichsdaten, die bei großen Zählaktionen vor 20 bis 40 Jahren gewonnen worden sind. Danach haben die heimischen Vogel- und Pflanzenarten stark abgenommen, ebenso die Schmetterlinge, die stellvertretend stehen für alle Insekten. Ja, den Schmetterlingen scheint es sogar noch schlechter zu gehen als den anderen."

Henk Tennekes sprach an der 12. Internationale Fresenius ECOTOX-Konferenz vom 27. bis 28. November 2012 in Mainz

Die Konferenz der Akademie Fresenius für die agrochemische Industrie widmete sich in diesem Jahr im Schwerpunkt der EU-Verordnung EG 1107/2009 über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln, neuen Erkenntnissen in der Ökotoxikologie und bei Umweltverträglichkeitsprüfungen (Environmental Risk Assessment, ERA) sowie dem Management und der Minderung bestehender Risiken. Das Fachtreffen von Experten aus Industrie, Forschungseinrichtungen und Regulierungsbehörden unter dem Titel „Aquatic and Terrestrial Ecotoxicology and Risk Management“ fand am 27. und 28. November 2012 in Mainz statt. Auf der Konferenz wurden Neuigkeiten zur Bienengesundheit, mechanistischer Effektmodellierung und verfeinerten Expositionsszenarien vorgestellt. Weiterhin beschäftigte sich die Veranstaltung mit zeitabhängiger Toxizität von Pestiziden, Verträglichkeitsprüfungen bei Pestiziden und Bioziden sowie der Wirkungsbeurteilung von Insektiziden. Hinsichtlich der Verordnung EG 1107/2009 wurden Schnittstellen zur Richtlinie zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aufgezeigt, der derzeitige Stand zum Leitfaden über zonale Zulassungsverfahren in Nordeuropa sowie weitere Dokumente in Vorbereitung diskutiert. Die Konferenzsprache war Englisch. Der Vortrag des Toxikologen und Autors Henk Tennekes in der Beilage.

Good Food March´ - europaweite Aktion der Zivilgesellschaft zur Gemeinsamen Agrarpolitik

Anlässlich des in Brüssel angekommenen „Good Food March“ und des parallel dazu in Wien stattfindenden „Bäuerlichen Protest-Picknick“ stellt der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber, klar: „Dieser Marsch ist die größte zivilgesellschaftliche Aktion in der 50-jährigen Geschichte der Gemeinsamen Agrarpolitik. Die OrganisatorInnen repräsentieren in ihren jeweiligen Ländern hunderttausende KonsumentInnen, UmweltschützerInnen und Bäuerinnen und Bauern. Alle fordern einen Kurswechsel in der Landwirtschaftspolitik. Die derzeitige Agrarpolitik ist unfair, nicht nachhaltig, undemokratisch, ungesund und bürokratisch, sie muss neu aufgestellt werden.“

Pestizide im Grundwasser: Bezirkshauptmannschaft prüft

Nachdem das Grundwasser im Raum Korneuburg massiv mit Pestiziden belastet ist, kann sich die Bezirkshauptmannschaft die Kontaminierung noch immer nicht erklären. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Nach wie vor ungeklärt ist, wie es zur Verseuchung des Grundwassers im Bereich zwischen Leobendorf und Korneuburg mit Herbiziden gekommen ist. Bereits vor zwei Jahren wurde das Grundwasser durch einen anderen Giftstoff verunreinigt, die neuerliche Kontaminierung, die Anfang dieses Monats bekannt geworden ist, kann sich die Bezirkshauptmannschaft noch immer nicht erklären. Es geht um Chlopyralid, das ist ein Unkrautvernichtungsmittel, das in einer mehr als 500-fachen Überdosis im Grundwasser enthalten sein soll. Das haben Messungen von Global 2000 ergeben.

300.000 Amseln starben an Usutu-Virus

Vogelexperten des NABU haben erstmals berechnet, wie sich das Usutu-Virus in Deutschland auf den Amselbestand ausgewirkt hat. Zu diesem Zweck wurden Daten seit dem Jahr 2006 aus Deutschlands größten Vogelzählaktionen "Stunde der Gartenvögel" und "Stunde der Wintervögel" ausgewertet. Danach fielen dem Virus im vergangenen Jahr rund 300.000 Amseln (Turdus merula) zum Opfer. "Die Zahlen zeigen, dass das Risiko für Amseln in bestimmten Regionen groß, aber bundesweit nicht bestandsgefährdend ist", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Bei den NABU-Vogelzählaktionen, die jährlich im Januar und Mai stattfinden, gehen jeweils Vogelerfassungen aus mehr als 30.000 Gärten und Parks ein.

Runder Tisch zum Thema “Bienensterben und Neonikotinoide” im österreichischen Parlament

Am 11. September 2012 fand im österreichischen Parlament ein Runder Tisch zum Thema “Bienensterben und Neonikotinoide” statt. Beim Runden Tisch hat der Toxikologe Henk Tennekes ein Referat gehalten (Beilage). Tennekes hat sich mit der Wirkung der umstrittenen Neonikotinoide auf Bienen befasst. Der Runde Tisch steht wohl im Zusammenhang mit der AGES-Studie zu den Neonikotinoiden und dem Beschluss des Landwirtschaftsausschusses des Nationalrates, eine Expertengruppe zum Thema “Bienensterben” einzusetzen. Der Niederländer Henk Tennekes hat als einer der Ersten die Wirkungsweise von Maisbeize und Zusammenhänge mit dem Bienensterben erforscht. Anhand seiner Ergebnisse warnt er vor einer drohenden "Apokalypse". Das Referat stand unter dem Titel “Das Ende der Artenvielfalt: Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel”.

Grundwasserbelastung in Korneuburg: Grüne fordern Reform des Gewässerschutzes

Anlässlich der heute von GLOBAL 2000 aufgedeckten Grundwasserbelastung in Korneuburg mit dem Pestizid Thiamethoxam und dem Herbizid Clopyralid fordern die Grünen eine Reform der Gewässerüberwachung. Minister Berlakovich hatte Kenntnis von einer möglichen Belastung des Grundwassers durch einen Störfall der Firma Kwizda. In einer Anfragebeantwortung hat er darauf verwiesen, dass vor dem Unfall keine Belastungen mit Thiamethoxam durch die Messprogramme im Rahmen der Gewässerzustandsüberwachungsverordnung (GZÜV) festgestellt wurden und die nächsten Messungen für 2013 geplant seien. „Anstatt Maßnahmen zu setzen, die die Sicherheit für die Bevölkerung gewährleisten und eine weitere Belastung der Gewässer unterbinden, verweist der Minister auf Routineuntersuchungen. Wir fordern, dass künftig risikobasierte Untersuchungen durchgeführt werden. Wenn Chemikalien in der Region in größerem Ausmaß hergestellt oder verbreitet werden, dann muss auf diese auch im Rahmen der GZÜV-Messprogramme getestet werden. Wenn in Chemiefirmen Zwischenfälle auftreten, die den Verdacht von Gewässerkontaminationen nahelegen, dann müssen auch Messungen von staatlicher Seite vorgenommen werden“, fordert Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen.

50 Jahre nach „Stummer Frühling“: Pestizideinsatz weiterhin zu hoch, viele Vogelarten gefährdet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) haben vor dem weiteren Rückgang der Vogelpopulationen in Regionen mit intensiver Landwirtschaft gewarnt. „50 Jahre nach Veröffentlichung des Buches `Stummer Frühling`, in dem die amerikanische Autorin Rachel Carson das von Agrarchemikalien ausgelöste Vogelsterben beschreibt, ist der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft immer noch viel zu hoch“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Künftig müsse dem Arten- und Flächenschutz mehr Gewicht beigemessen werden. Erforderlich sei die drastische Reduzierung des Pestizideinsatzes, der zwischen 1994 und 2010 um ein Drittel auf derzeit rund 40000 Tonnen im Jahr angestiegen sei. Besonders bedenklich seien neuartige Insektenvernichtungsmittel wie die Neonikotinoide, die schon in kleinsten Mengen hochgiftig auf Insekten wirkten und so die Nahrungsgrundlage der Vögel zerstörten.