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Bienensterben geht weiter

Die Verluste der Brandenburger Imker werden auch im zurückliegenden Winter 2010/11 wieder über dem Durchschnitt liegen - wenngleich sich die Situation regional sehr unterschiedlich darstellt. Dieses erste Resümee zieht Lothar Lucke vom Landesimkerverband. "Zehn bis 15 Prozent sind normal, wir werden voraussichtlich bei 20 bis 25 Prozent Verlusten liegen."

Super-GAU für Bestäubungsinsekten - Pflanzenschutzmittel gefährden Naturhaushalt

Die Meldungen über das Sterben der Bestäubungsinsekten und insbesondere der Honigbienen reißen nicht ab - die Lage ist ernst. Während eine Vielzahl von Ursachen in den Medien diskutiert werden, kristallisiert die Wissenschaft die Bedeutung der Pflanzenschutzmittel immer weiter heraus. Die europaweite Studie über die Wirkung von Pestiziden auf die Artenvielfalt (nachzulesen unter: Persistent negative effects of pesticides on biodiversity and biological control potential on European farmland. Basic and Applied Ecology 11: 97-105.), kam zu dem Schluß, dass die Artenvielfalt auf einer Ackerfläche allein durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln halbiert wird.

Imker wollen Schadenersatz für tote Bienen

Nach den ersten Untersuchungsergebnissen zum Bienensterben in der Rheinschiene fordern Imker Schadenersatz. Unklar sei allerdings noch, wie groß der Ausfall für die etwa 7100 regionalen Imker sei, deren Bienenvölker seit Wochen in Massen sterben, teilte der Landesverband Badischer Imker in Appenweier am Samstag mit.

Nach Überzeugung von Forschern ist das Pflanzenschutzmittel, das gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt wird, schuld am Bienensterben. Die Insekten fallen demnach dem Abrieb des Wirkstoffs Clothianidin zum Opfer. "Die Berufsimker sind an einem Punkt angelangt, wo es um Existenzen geht", sagte der Verbandsvorsitzende Ekkehard Hülsmann. Er sieht gewaltige Probleme, Entschädigungen umzusetzen, da auch Löwenzahn, Raps und Obst mit dem Pflanzenschutzmittel belastet sein könnten.

Bienen aus dem Labor als neuer Forschungs-Ansatz

"Wir haben eine Methode entwickelt, die es möglich macht, Bienen in großer Zahl im Labor zu züchten", sagt Harmen Hendriksma vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg. Damit könnten Wissenschafter weltweit unter kontrollierten und miteinander vergleichbaren Bedingungen untersuchen, welche Faktoren Bienen das Leben schwer machen."Wir benutzen eine Art künstliche Wabe aus Plastik", sagt der Doktorand. Das Kästchen ist etwa so groß wie eine Zigarrenkiste und besitzt 110 Waben, die den typischen Wachswaben gleichen. An ihren Enden befinden sich abnehmbare Böden, die wie kleine Näpfe geformt sind. In diese legt die Königin ihre Eier. Die Näpfe nehmen die Wissenschaftler anschließend ab und tragen sie samt Inhalt in ihr Labor. "Innerhalb von 90 Minuten konnten wir auf diese Weise mehr als 1000 Larven sammeln", sagt Hendriksma. Die Larven scheinen mit dieser Methode auch keine Probleme zu haben: 97 Prozent von ihnen überlebten den Transport und entwickelten sich im Labor ganz normal bis ins Larvenstadium kurz vor der Verpuppung. Die erfolgreiche Aufzucht von Bienen im Labor ist laut Hendriksma der Schlüssel für die Suche nach den Auslösern des Völkerkollapses: "Nur im Labor ist es möglich, unter kontrollierten Bedingungen zu untersuchen, wie sich bestimmte Faktoren auf die Entwicklung der Bienen auswirken - beispielsweise Insektizide, die Varroa-Milbe oder eine schlechte Ernährung."

Uno-Bericht: Bienensterben wird zum globalen Problem

Ein neuer Uno-Bericht schlägt Alarm: In immer größeren Teilen der Welt sterben die Bienen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) warnt in einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht vor Gefahren für die Welternährung. Besonders im industrialisierten Norden schrumpfen die Bienenvölker massiv. In manchen Regionen sei ein Rückgang um bis zu 85 Prozent zu verzeichnen.

Vortrag Dr. Henk Tennekes zur Gefährlichkeit von Neonicotinoiden an der Universität Heidelberg

Der niederländische Toxikologe Dr. Henk Tennekes, Autor des Buches "The systemic insecticides: A disaster in the making", hielt an der Universität Heidelberg am 16. Februar 2011 einen Vortrag über die Toxizität als Funktion der Einwirkungsdauer von Neonicotinoiden und korrelierte dies mit dem Rückgang von Vogelarten in den Niederlanden sowie dem Schwund von Insekten. Klaus Maresch hat den Vortrag aufgezeichnet und bei youtube eingestellt.

http://www.youtube.com/watch?v=1DJt78yzT1o

Banker entdecken die Not der Honigbiene

Wenn sich die Analysten einer Bank mit Insekten befassten, dann geschieht das meist im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Prognosen für ein Chemieunternehmen, wenn es zum Beispiel mit einem Pestizid auf den Markt tritt. Nun kommt eine neue Dimension hinzu: Denn die Analysten der niederländischen Rabobank haben in einer Studie weniger die möglichen Erfolge von Agrofirmen im Blick, sie warnen vor massiven Verlusten für die Landwirtschaft, wenn sie sich über „die Not der Honig-Biene“ Gedanken machen (Bericht in der Beilage).

Wissenschaftler kritisieren Bienen-Monitoring - Die Bienen sterben weiter

Eine Milbe ist der Hauptgrund für das Schwinden vieler deutscher Bienenvölker während der Wintermonate. Zu diesem Ergebnis kommt die Langzeitstudie «Deutsches Bienen-Monitoring», die von der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung koordiniert wurde. Es gebe nun den statistischen Nachweis, dass «zweifelsohne» vor allem die parasitische Milbe Varroa destructor den Bienen zusetze. Zweitwichtigstes Problem während der Wintermonate sei die Infektion mit bestimmten Viren. Der Parasit Nosema, Pflanzenschutzmittelrückstände und andere vermutete Ursachen spielten dagegen kaum eine Rolle, teilte die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft zu den Ergebnissen mit. Viele Imker vermuten aber vielmehr, dass die Bienen durch den Einsatz von Agrochemie geschwächt und vergiftet werden.

Anfrage der Abgeordneten Kurt Gartlehner, Kurt Gassner an den Bundesminister betreffend Bienensterben

Seit einigen Jahren beobachten Imker ein großes Bienensterben, besonders in Europa, den USA, dem Mittleren Osten sowie Japan. Dabei kommt es zu Verlusten von bis zu 85% der Kolonien. Einige chemische Wirkstoffe, darunter Clothianidin aus der Gruppe der Neonicotinoide (Produktnamen: Elado, Poncho, Produzent Bayer CropScience) stehen laut Experten in dringendem Verdacht, für das Bienensterben mitverantwortlich zu sein. Clothianidin ist ein Insektizid, wird zur Saatgutbeizung und im Mais- und Rapsanbau verwendet und fast ausschließlich in Monokulturen eingesetzt. Im deutschen Baden- Württemberg kam es im April/Mai 2008 nach der Aussaat von mit Clothianidin behandeltem Mais zum größten Bienensterben seit Jahrzehnten. Rund 700 Imker verloren ihre Bestände ganz oder teilweise, insgesamt waren rund 11 500 Völker betroffen. Zusätzlich wird aber auch der drastische Rückgang zahlreicher Vogelpopulationen mit der Dezimierung von Insekten durch derartige Insektizide in Zusammenhang gebracht.