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Der stille Artenschwund

Feldlerche Alauda arvensis, Brachvogel Numenius arquata und Kiebitz Vanellus vanellus: Seit Jahren kämpfen diese Vögel einen schier aussichtslosen Kampf gegen die Methoden der modernen Landwirtschaft. Nun behauptet der niederländische Toxikologe Henk Tennekes, dass eine neuere Gruppe von Insektiziden, die Neo-Nicotinoide, verantwortlich ist für eine Verschärfung des Überlebenskampfes auf Feld und Wiese. „Vor unseren Augen“, sagt Tennekes, „findet der ökologische Kollaps statt“, einer, der womöglich den durch das Insektizid DDT einst verursachte Vogelsterben übertrifft.

Neues Buch „A disaster in the making“ über die Ursachen des europaweiten Bienen- und Vogelsterbens

Am 1. November 2010 erschien das Buch „A disaster in the making“ des holländischen Toxikologen Dr. Henk Tennekes über die Ursachen des europaweiten Bienen- und Vogelsterbens. Das Buch wird mit ganzseitigen Bildern des Künstlers Ami-Bernard Zillweger illustriert. Dr. Tennekes legt darin dar, dass der drastische Rückgang zahlreicher Vogelpopulationen, unter anderem Spatzen Bachstelzen, Stare, Kiebitze oder Feldlerchen, mit der Dezimierung von Insekten in Zusammenhang steht. Käfer, Fliegen, Schmetterlinge und Motten, die den Vögeln als Nahrung, werden vor allem durch die Anwendung von Pestiziden, sogenannten Neonicotinoiden, reduziert.

Bienensterben durch Pestizide geht weiter. Imker und BUND fordern Reform der Zulassungspraxis

Zwei Jahre nach dem großen Bienensterben in Süddeutschland, bei dem etwa 20000 Bienenvölker durch das Insektizid Clothianidin getötet oder schwer geschädigt wurden, werden in der Landwirtschaft beim Raps-, Mais-, Gemüse- und Getreideanbau weiter bienengefährdende Pestizide eingesetzt.

GLOBAL 2000 warnt vor weiterem Bienensterben: Langzeitwirkung von Pestiziden unterschätzt

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 warnt, dass die in Österreich ergriffenen Schutzmaßnahmen gegen das Bienensterben wirkungslos bleiben könnten. Denn eine aktuelle niederländische Studie zeigt auf, dass auch eine verbesserte Ausbringungsmethode der Pestizide Clothianidin und Imidacloprid die Gefahr von massiven Bienenverlusten nicht bannen kann.

Langzeitrisiken von Imidacloprid unterschätzt

Der Toxikologe Dr. Henk Tennekes weist in einer aktuellen Studie nach, dass die Langzeitrisiken der Insektizide Imidacloprid und Thiacloprid weitaus größer sind, als bislang angenommen. In der Studie "The significance of the Druckrey-Küpfmüller equation for risk assessment - The toxicity of neonicotinoid insecticides to arthropods is reinforced by exposure", erklärt Tennekes das gängige Verfahren zur Bestimmung der Auswirkungen von bestimmten Dosen eines Wirkstoffs auf einen ausgewählten Organismus. Er belegt, dass die Expositionsdauer einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie hoch eine Dosis sein muss, um einen schädigenden Effekt auf den Testorganismus auszuüben. Setzt man beispielsweise Honigbienen über einen längeren Zeitraum einer niedrigen Konzentration von Imidacloprid aus, so kommt es zu letalen Effekten obgleich die Gesamtbelastung 60-6000mal unterhalb der Dosis liegt, die den gleichen Effekt in Testverfahren zur Ermittlung der akuten Toxizität hat.

Das Risiko von Pestiziden wie Imidacloprid und Thiacloprid wird demnach erheblich unterschätzt. Dies gilt besonders für Wasserlebewesen, Bodenorganismen und Bienen. Die bislang gültigen Grenzwerte wurden weitgehend aus Kurzzeit-Tests abgeleitet. Würde man Langzeit-Versuche durchführen, könnten schon bei wesentlich geringeren Konzentrationen verheerende Schäden auftreten.

Tennekes kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass die Belastung mit niedrigen Neonicotinoid-Dosen einen negativen Einfluss auf das Sammelverhalten und das Lernvermögen von Honigbienen haben können und somit in Folge subletale Imidacloprid-Konzentrationen sich schädigend auf die Bienenkolonie auswirken und dadurch den Zusammenbruch einer Kolonie verursachen können.

Dosis und Wirkung – Beiträge zur theoretischen Pharmakologie (1949) von Hermann Druckrey und Karl Küpfmüller

In der Geschichte der Naturwissenschaften gibt es eine Reihe von Beispielen, bei denen einige wenige Arbeiten oder auch nur eine einzige Publikation eine Schlüsselrolle bei der Eröffnung neuer Forschungsfelder oder bei der Lösung eines Problems gespielt haben. Die Druckrey-Küpfmüller-Schriften aus den Jahren 1948-1949 sind ein solches Beispiel, das für die Entwicklung der Krebsforschung und der Pharmakologie bzw. Toxikologie bedeutsam wurde. Die Entstehungsgeschichte dieser Schriften wurde kürzlich aus den verfügbaren Quellen rekonstruiert. Nach dem 2. Weltkrieg waren Hermann Druckrey und Karl Küpfmüller für viele Monate in Lagern der alliierten Militärregierung in Deutschland interniert. Im Lager Hammelburg kam es zu einer intensiven Zusammenarbeit beider Gelehrten, aus der zwei bedeutende Publikationen hervorgegangen sind. In persönlichen Briefen an Adolf Butenandt, die seit kurzem zugänglich sind, hat Druckrey damals über die Zusammenarbeit berichtet. Zitat: "In der Schaffung eines erbähnlichen Tiermaterials für alle Institute [sehe ich] eine notwendige Voraussetzung für eine wissenschaftliche Pharmakologie, denn ohne dies sind vergleichbare quantitative Versuche nicht möglich und ohne quantitative Versuche kein Fortschritt. Sie ist nötig, wie der Gebrauch der gleichen Sprache und der gleichen Maße für die Verständigung, möglichst sogar international."

Quellen: siehe Beilagen

Neonicotinoide. Auswirkungen auf Umwelt und Bienen - Anfrage von Maya Graf im Schweizer Parlament und Antwort des Bundesrates

Neonicotinoide (darunter auch das Clothianidin) sind in verschiedenen Pflanzenschutzmitteln enthalten. Es sind sehr starke Nervengifte. Sie werden weltweit insbesondere von den Imkern heftig kritisiert. Neonicotinoide sind für Bienen giftig und gelten als eine der möglichen Ursachen für das nicht erklärbare Bienensterben.

Die Wauwiler Ebene: Chronologie der Verluste von Vogelarten im Laufe des 20. Jahrhunderts

Nur aus wenigen Gebieten der Schweiz liegen gut dokumentierte ornithologische Daten über das gesamte 20. Jahrhundert vor. Die Wauwiler Ebene wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts regelmässig von Ornithologen besucht. Sehr grosse Verluste waren bei den Vögeln des Landwirtschaftgebietes im Laufe des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen.