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Neonikotinoide werden für das Bienen- und das Vogelsterben in der Agrarlandschaft verantwortlich gemacht

Viele Ackerkulturen werden heute von der Aussaat bis zur Ernte mit Pestiziden behandelt. Pestizide beeinträchtigen ganz erheblich die biologische Vielfalt. Neben bestimmten – für den Anbau schädlichen – Pflanzen und Insekten eliminieren viele Pestizide auch alle übrigen Wildkräuter und Insekten – und fehlen höheren Tieren dann als Nahrung. Etliche Arten der Feldvögel haben daher in den letzten Jahren radikal abgenommen. So wird die Stoffgruppe der Neonikotinoide für das Bienen- und das Vogelsterben in der Agrarlandschaft verantwortlich gemacht.

In Obstgärten finden unzählige Tiergruppen ihren Lebensraum

In Obstgärten finden unzählige Tiergruppen ihren Lebensraum: Vögel, Fledermäuse, Schläfer, Igel, Spinnen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Käfer und weitere Insektengruppen. Über 1000 Arten von Insekten, Spinnentieren und Tausendfüssler wurden in Obstgärten festgestellt. Besonders wichtig sind Obstgärten für Vögel: Rund 40 Brutvogelarten leben in der Schweiz im Lebensraum Obstgarten. Dies entspricht einem Fünftel der einheimischen Brutvögel.

Umweltverbände, Berufsimker und Wasserwirtschaft kündigen Mitarbeit am Pestizid-Aktionsplan der Bundesregierung auf

Ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Imkern und der Wasserwirtschaft hat mit sofortiger Wirkung seine Mitarbeit im Forum des Pestizid-Aktionsplans des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) aufgekündigt. Anlass ist die Verabschiedung des Pflanzenschutzgesetzes und des darin verankerten „Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ (Nationaler Pestizid-Aktionsplan NAP) im Bundesrat. Das Landwirtschaftsministerium orientiere sich beim Aktionsplan an den Interessen der Agrarindustrie und zeige sich immun gegen Vorschläge, die Pestizidbelastungen ernsthaft zu senken. Eine Unterstützung von Seiten der Verbände werde es dafür nicht erhalten. Zu dem Bündnis gehören das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace, der Naturschutzbund (NABU), der Berufs- und Erwerbsimker-Bund (DBIB) sowie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Fachbuch »Das Ende der Artenvielfalt – Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel« von Henk Tennekes

2010 veröffentlichte der holländische Toxikologe Henk Tennekes ein international beachtetes Fachbuch mit dem Titel »Disaster in the Making«. Er beschreibt das extreme Artensterben bei Insekten und Vögeln der Agrarlandschaft – in England genauso wie in Holland oder Deutschland. Rebhühner, Kiebitze, Haubenlerchen und Braunkehlchen und selbst die früher so häufige Feldlerche werden immer seltener. Tennekes belegt das Artensterben mit vielen wissenschaftlichen Publikationen, die er in seinem Buch vorstellt. Die Ursache sieht der Toxikologe in einer Gruppe neuer Pestizide, der Neonikotinoide. Diese fordert er sofort zu verbieten. Noch vor Weihnachten 2011 kam die limitierte deutsche Ausgabe mit dem Titel »Das Ende der Artenvielfalt – Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel« auf den Markt.

Alle 22 in Deutschland lebende Fledermausarten sind bedroht

Im Anflug gleitet die Fledermaus beinah lautlos durch die Luft. Das Säugetier orientiert sich per Echolot und Ultraschall und ernährt sich von Insekten. Sie fressen Insekten, die sie im Flug erbeuten, indem sie ihren »Mantel« als Kescher einsetzen. Von den weltweit rund 750 Fledermausarten leben 22 in Deutschland. Alle sind bedroht und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere. Viele verunglücken schlicht im Straßenverkehr. Mit jedem Totholz- Baum, der aus dem Wald verschwindet, vergrößert sich ihre Wohnungsnot. Durch den Einsatz von Insektiziden wird das Nahrungsangebot der Insektenfresser vergiftet. Und ohne Nahrung und Herberge können Fledermäuse nicht überleben.

Noch in den 1950er Jahren war der Wiedehopf im Mittelland weit verbreitet - In den 1990er Jahren spürten Vogelkenner lediglich lokale und sporadische Bruten auf

Den Vögeln macht im Landwirtschaftsgebiet Verschiedenes zu schaffen. Die Mechanisierung und die Flurbereinigungen führen zu einer eintönigeren Landschaft. Für Vögel wichtige Lebensräume wie Hecken wurden beseitigt. Der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln wirkte sich zudem auf das Nahrungsangebot aus; die Zahl der Insekten ging zurück. Wie sich diese Veränderungen auf den Vogelbestand auswirken, sieht man typischerweise beim Wiedehopf. Noch in den 1950er Jahren war der Upupa epops im Mittelland weit verbreitet. Auch im Jura und in den Alpen war der Vogel mit dem auffälligen Kopfschmuck anzutreffen. In den 1970er Jahren brütete er nur noch regional, im Mittelland verzeichnete man einige einzelne Paare. In den 1990er Jahren dann spürten Vogelkenner lediglich lokale und sporadische Bruten auf.

In Niedersachsen steht ein Drittel der etwa 300 Ackerwildkräuter auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten

Mit den Ackerbaukulturen vor rund 5000 Jahren wurde in unseren Breitengraden ein Lebensraum für Ackerwildkräuter und für die von ihnen lebenden Tiere geschaffen. Durch intensive Landwirtschaft, insbesondere durch den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, ist die Artenvielfalt unserer Äcker erheblich zurückgegangen. Von den rund 1.200 auf Äckern lebenden Tierarten sind heute 90 Prozent verschwunden oder stark dezimiert. Dies sind beispielsweise Rebhuhn Perdix perdix und Wachtelkönig Crex crex, welche die an den Ackerwildkräutern lebenden Insekten als Nahrung brauchen. Aber auch Feldhamster, der Kleine Perlmutterfalter Issoria lathonia oder verschiedene Laufkäferarten gehören dazu. In Niedersachsen steht ein Drittel der etwa 300 Ackerwildkräuter auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten.

Im Bergischen Land steht der Haussperling bereits auf der Vorwarnliste

Wohl jeder kennt ihn, den weltweit verbreiteten, in nahezu sämtlichen Siedlungen vorkommenden Haussperling (Passer domesticus) oder Spatz. Im Bergischen Land steht der Haussperling bereits auf der Vorwarnliste und ist in manchen Ortschaften gar nicht mehr zu finden. Während sich ausgewachsene Haussperlinge vorwiegend von Körnern und Samen ernähren - beliebt sind auch Speisereste von unseren Tellern, seien es nun Kuchenkrümel oder Obstabfälle-, werden Jungvögel in den ersten Tagen fast ausschließlich mit tierischer Nahrung wie Insekten und Raupen gefüttert. Ein Rückgang von Insekten durch Einsatz von Pestiziden und artenarme Gärten führt demnach auch zu Problemen für den Sperling. Außerdem wird das Körner-Finden in unserer immer "sauberer" werdenden Landwirtschaft und Tierhaltung zunehmend schwierig. Wer Haussperlinge und andere Singvögel schützen möchte, sollte auf eine naturnahe (Insekten-freundliche) Gartengestaltung achten, auf Gifteinsatz bei der Pflanzenpflege verzichten sowie Nistgelegenheiten schaffen und erhalten.

25 der 28 Fledermausarten der Schweiz sind heute bedroht und alle Arten geschützt

Weltweit sind rund 850 Fledermausarten bekannt. 25 der 28 Fledermausarten der Schweiz sind heute bedroht und alle Arten geschützt. Drei Fledermausarten haben so kleine Bestände, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Die Verarmung der Landschaft und der massive Rückgang der Insektenvielfalt sind Hauptgründe für den starken Rückgang. Einheimische Fledermäuse ernähren sich ausschliesslich von Insekten. Der Rückgang der Insektenvorkommen ist eine Folge der Intensivierung der Landwirtschaft (durch Insektizide, Kunstdünger, Monokulturen). Zudem wirkten sich Bodenverbesserungen(Meliorationen) und Strukturausräumungen in der Landschaft negativ aus.