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Pestizide in der Landwirtschaft, Informationsveranstaltung des KÖN (Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH) in Lüneburg

Imker, Landwirte und Vertreter von Naturschutzorganisationen tagten am 26. September 2014 in Lüneburg zu den Auswirkungen von Pestiziden in der Landwirtschaft – insbesondere der Neo­nicotinoide. Zu der Tagung hatten das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) und der Verein für wesensgemäße Bienenhaltung „De Immen“ eingeladen. Nach den Fachbeiträgen diskutierten die Referenten und über 120 Tagungsteilnehmer darüber, welche Konsequenzen aus den aktuellen wissenschaftlichen Studien und Erfahrungen gezogen werden müssen. Der Toxikologe Dr. Henk Tennekes, Susan Haffmans vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) und Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes, sprachen in Lüneburg über Neonicotinoide und ihre Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Biene. Die Schirmherrschaft der Tagung hatte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer übernommen. Thomas Dosch, Abteilungsleiter im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, begrüßte, dass die EU-Kommission die Zulassung für drei Neonicotinoide ausgesetzt habe, betonte aber, das dies nicht reiche. Gegen das Einsatzverbot der drei Neonicotinoide wehren sich die Hersteller. Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes (EPBA), sprach auf der Tagung in Lüneburg über die Entscheidungswege in Brüssel und die Klage der Hersteller gegen die EU-Kommission. Hier sehen Sie einen Video-Mitschnitt von vier Vorträgen und Diskussion.
http://oekolandbau-niedersachsen.de/index.php?id=3
Toxikologe Dr. Henk Tennekes über die Folgen des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft:
https://www.youtube.com/watch?v=uqiuC9XjLYk&feature=youtu.be

Während der letzten Jahrzehnte ist die Zahl der wirbellosen Tiere stark zurückgegangen. Das hat auch Folgen für die Menschheit

Während der letzten 35 Jahre ging nicht nur die Zahl großer Wirbeltiere zurück, auch Insekten und andere Wirbellose mussten vielfach Bestandseinbrüche hinnehmen: Mehr als zwei Drittel der von Biologen beobachteten Bestände an Käfern, Bienen, Muscheln oder Spinnen schrumpften durchschnittlich um knapp die Hälfte. Deutlich mehr Insektenarten in so wichtigen Gruppen wie den Bestäubern zeigten Einbußen, nur wenige Populationen würden wachsen, warnen Biologen um Ben Collen vom University College in London. Allein in Großbritannien beispielsweise – wo ein ausführliches Monitoring auch mit Bürgerbeteiligung abläuft – verschwanden 30 bis 60 Prozent aller Käfer-, Bienen-, Wespen- und Schmetterlingsbestände; dagegen verzeichnen oft so genannte landwirtschaftliche Schädlingen Zuwächse.

Pflanzenschutzmittel nehmen Vögeln die Nahrungsgrundlage

Niederländische Forscher um Caspar Hallmann von der Radboud-Universität in Nijmegen und des SOVON-Zentrums für Ornithologie haben herausgefunden, dass der Rückgang vieler Vogelarten mit dem Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln zusammenhängt. Das im Rahmen der Studie untersuchte Pestizid trägt den Namen Imidacloprid und gehört zur Gruppe der Neonicotinoide. Es ist eines der weltweit am häufigsten in der Landwirtschaft verwendeten Insektizide. Neonicotinoide wirken als Kontakt- oder Fraßgifte. Sie schädigen das Nervensystem der Insekten, die mit dieser Substanz behandelte Pflanzen fressen oder diese auch nur berühren.

Fledermäuse sind vom Aussterben bedroht

„Quartiere für bedrohte Tiere“ … was wie ein lustiger Kinderreim klingt, hat einen bitterernsten Hintergrund: Die Fledermäuse sind vom Aussterben bedroht, stehen auf der so genannten ‚roten Liste’. Jetzt startet das Naturschutzzentrum in Rees-Bienen mit Unterstützung des Landschaftsverbandes eine Aktion, bei der es um die Dokumentation vorhandener Fledermaus-Quartiere geht. Darüber hinaus veranstaltet das Naturschutzzentrum am Samstag, 30. August im Rahmen der ‚Europäischen Fledermausnacht’ eine tolle Aktion für Familien. Die Zerstörung von Lebensräumen, das Vergiften von Insekten durch Pestizide aber auch Vertreibung durch den Menschen … das sind die wichtigsten Faktoren, die für die Dezimierung der possierlichen, pelzigen Nachtflieger verantwortlich sind.

Syngenta-Studie zum Bienensterben ist eine Mogelpackung

Das Bienensterben bedroht weltweit die Landwirtschaft. Mitverantwortlich dafür sind mutmasslich Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide. Diese generieren weltweit Milliarden-Umsätze für die Industrie, und sie sind auch im Sortiment des Basler Agrarchemie-Konzerns Syngenta zu finden. Das Produkt von Syngenta heisst Thiamethoxam. Vor einem Jahr kündigte Syngenta die Publikation einer umfassende Studie an: «Wir haben Langzeitstudien gemacht im Mais und im Raps, und damit konnten wir zeigen, dass es bei der Anwendung, wie wir sie empfehlen, zu keinen Bienenschäden kommt», sagte Georg Diriwächter, Leiter Registrierung Pflanzenschutzmittel bei Syngenta.

Europas Gewässer in Gefahr

Flüsse und Seen auf dem Kontinent sind offenbar stärker mit Chemie belastet als weitgehend angenommen. Eine Studie im Fachmagazin "PNAS" macht das Ausmaß klar. Die große Bedrohung für Wasserlebewesen: Pharmazeutika und Pestizide. Viele regen sich über die angebliche Regelwut der Europäischen Union auf. Der Ökotoxikologe Dr. Werner Brack vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig sieht aber durchaus Vorteile. Seit dem Jahr 2000 verpflichtet die Europäische Wasserrahmenrichtlinie die Mitgliedsstaaten zur Messung und Dokumentation der Chemikalienkonzentrationen in den Flüssen. "Wir konnten jetzt zum ersten Mal auf diese Datenbanken zugreifen sozusagen und konnten uns wirklich auf einer europäischen Ebene angucken, welchen Einfluss, welches Risiko von Chemikalien auf die Gewässerqualität ausgeht."

Warum verschwinden Fasan und Rebhuhn? Diskussion über Ende der Artenvielfalt in Osnabrück

Der Ökologische Jagdverein Niedersachsen und Bremen e. V. (ÖJV) veranstaltete gemeinsam mit dem Naturschutzbund eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Der stumme Frühling! Schon Wirklichkeit? – Der Einfluss von Pestiziden auf die Artenvielfalt in der Natur“. Dabei ging es am Freitag, dem 27. Juni, von 15 bis 17 Uhr im Museum am Schölerberg in Osnabrück um den Einsatz von Neonicotinoiden in der Landwirtschaft. Diese hochwirksamen Insektengifte sind umstritten, weil sie nach Einschätzung von Umweltschützern im Verdacht stehen, Bienensterben ausgelöst zu haben und insgesamt großen Schaden in der Natur anzurichten. Der Ökologische Jagdverein Niedersachsen und Bremen e. V., dessen Geschäftsführer der Meppener Winfried Frölich (Arenberg) ist, hatte als Referenten den Toxikologen Henk Tennekes eingeladen. Er hat das Buch „Das Ende der Artenvielfalt. Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel“ verfasst. Seinem Vortrag folgte eine Podiumsdiskussion mit folgenden Teilnehmern: Henk Tennekes, Gerhard Kooiker (Ornithologe), Heidrun Meissner (Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirk Osnabrück), Martin Meyer-Lührmann (Landesjägerschaft Niedersachsen), Hartmut Manning (Imker) und Stephan Boschen (Ökologischer Jagdverein). Teilnehmer der chemischen Industrie wurden angefragt aber sagten ab.

Die Population der Monarchfalter nimmt seit Jahren ab. Mit den Schmetterlingen ist auch ein einzigartiges Naturereignis in Gefahr - ihre jährliche Massenmigration. Kanadische Forscher wollen jetzt die Hauptbedrohung identifiziert haben

Jedes Jahr im Herbst wird die Sierra Nevada zur Kulisse eines weltweit einzigartigen Naturschauspiels: Mehrere hundert Millionen Monarchfalter (Danaus plexippus) der östlichen nordamerikanischen Population ziehen aus Kanada und den USA in das mexikanische Hochland, um dort die Wintermonate zu verbringen. In ihrem Winterquartier besiedeln sie nur wenige Hektar, was die Massenmigration umso eindrucksvoller macht. Da die Lebenserwartung der Schmetterlinge bei nur knapp einem Monat liegt, zieht sich die Wanderung über mehrere Generationen - obwohl einzelne Tiere Strecken von bis zu 4000 Kilometern zurücklegen. Der Bestand der Monarchfalter ist stetig rückläufig, immer weniger Kolonien erreichen ihr Winterexil und bevölkern dort immer kleinere Areale. Wie sie aktuell im Fachblatt "Journal of Animal Ecology" berichten, liegt das Hauptproblem bei den Brutstätten der Schmetterlinge also vornehmlich nicht in Mexiko, sondern in den USA. Und dort wiederum vor allem bei der industriellen Landwirtschaft: Die großen Monokulturanbauflächen insbesondere im sogenannten Corn Belt im Mittleren Westen der USA, der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und Pestiziden führten demnach in den vergangenen 15 Jahren zu einem drastischen Rückgang von Seidenpflanzen (Asclepias). Und diese stellen die wichtigste Nahrungsquelle von Monarchraupen dar.

Die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union wird den Schutz der biologischen Vielfalt nicht verbessern, sondern sogar weiter verschlechtern

Die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union wird den Schutz der biologischen Vielfalt nicht verbessern, sondern sogar weiter verschlechtern.
Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), die in der aktuellen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins SCIENCE erschienen ist. Die Wissenschaftler hatten dazu die Änderungen in der Gesetzgebung analysiert sowie mit Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) verglichen, um herauszufinden, was die reformierte Agrarpolitik tatsächlich bewirken wird. Koautoren der Studie stammen von den Universitäten Hohenheim und Freiburg sowie aus den USA, Großbritannien, der Schweiz, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Israel und Frankreich.

GLOBAL 2000-Test: 60 Pestizide in Österreichs Fließgewässern - Neonicotinoide und Glyphosat besonders auffällig

Im Rahmen des ORF-Schwerpunkts "Mutter Erde braucht dich" ließ die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 insgesamt 75 Wasserproben aus 42 Fließgewässern, neun Hausbrunnen und drei öffentlichen Leitungsnetzen an der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) Klosterneuburg auf Pestizide untersuchen. Die jeweils größten Flüsse der Bundesländer, sieben Messpunkte vom Wulka-Ursprung bis zur Mündung in den Neusiedlersee sowie drei Trinkwasserproben wurden zusätzlich am Umweltbundesamt Wien, dem wissenschaftlichen Partner von "Mutter Erde braucht dich", mithilfe des dort entwickelten "Indikatorentests" auf Abwassereinträge aus dem Haushalt sowie auf Weichmacher (sog. Phthalate) untersucht. Regional unterschiedliche, teilweise sehr hohe Pestizidbelastungen In 22 der 42 stichprobenartig untersuchten österreichischen Flüsse wurden insgesamt 60 verschiedene Pestizide nachgewiesen. 15 davon gelten als hormonell wirksame Chemikalien, die u.a. mit Missbildungen bei Fischen und Amphibien in Zusammenhang gebracht werden.