Deutsch

Deutsch

Katastrophaler Bestandsrückgang der Feldvögel

Unsere Feldvögel gehören heute zu den am stärksten im Bestand zurückgehenden Vogelarten. Ihre Situation ist ein ernstes Warnsignal, da die vergleichsweise gut erforschten Vögel deutlich sichtbare Zeiger der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft sind. Neben den Feldvögeln sind also auch andere zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der Feldflur von starken Bestands- und Arealeinbußen betroffen, so dass man von einem generellen Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft sprechen muss. Mit dem gerade erschienenen Schwerpunktheft des Charadrius hat die NWO (Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft e.V.) deutliche Belege für den katastrophalen Rückgang des Kiebitzes und der Grauammer geliefert. Ohne sofort wirksame Schutzmaßnahmen werden beide Arten in absehbarer Zeit aus NRW verschwunden sein. Die von der NWO vorgestellte Gefährdungsanalyse samt notwendiger Schutzmaßnahmen zeigt den dramatischen Rückgang der Feldvögel in unserem Bundesland, erläutert Ursachen und zeigt dringend notwendigen Handlungsbedarf auf und will den Informations- und Diskussionsprozess um den Artenschutz in den landwirtschaftlichen Fluren verstärken. Die Arbeit zur Situation der Feldvögel in Nordrhein-Westfalen ist im Charadrius erschienen. Außerdem hat die AG Feldvögel ein ausführliches Hintergrundpapier mit vertiefenden Informationen und Quellenangaben verfasst.

In Europa leben einer Studie zufolge heute rund 421 Millionen Vögel weniger als noch vor drei Jahrzehnten

Verantwortlich dafür seien die moderne Landwirtschaft sowie der zunehmende Verlust des natürlichen Lebensraums der Tiere, heißt es in der am Montag im Wissenschaftsmagazin"Ecology Letters" veröffentlichten Studie. Zu etwa 90 Prozent betrifft der Rückgang demnach gewöhnliche Arten wie Spatz, Star, Lerche sowie das graue Rebhuhn. Der Co-Autor der Studie, Richard Gregory vom britischen Tierschutzverband, sprach von einer "Warnung für ganz Europa": "Es ist eindeutig, dass unser Umgang mit der Umwelt für viele unserer vertrautesten Vögel nicht nachhaltig ist", erklärte er. Umso wichtiger seien Maßnahmen und Gesetze zum Schutz der Vögel und ihres Lebensraums. Als Vorbild nannte er die bereits bestehenden Schutzmaßnahmen für seltenere Gattungen, deren Zahl in den vergangenen Jahren wieder gestiegen sei. Für die Studie analysierten die Forscher Daten über 144 typische Vogelarten aus 25 europäischen Ländern. Als Reaktion auf die schrumpfenden Zahlen verlangen sie mehr Grünflächen in den Städten sowie eine ökologische Landwirtschaft.

In der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide können noch viele Jahrzehnte nach ihrem Verbot die Umwelt schädigen

Das wiesen französische Forscher an einem See in einem Weinanbaugebiet in Südostfrankreich nach. In den Sedimenten des Seebodens fanden die Wissenschaftler Mittel für Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung aus dem gesamten 20. Jahrhundert. Das Insektengift DDT und seine Abbauprodukte wurden noch lange nach dem Verbot im Jahr 1972 in das Gewässer eingeschwemmt, berichtet das Team um Pierre Sabatier von der Université de Savoie in Le Bourget du Lac (Region Rhône-Alpes) in den “Proceedings” der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (“PNAS”).

Verfahrensfehler bei der Zulassung von Pestiziden?

Das europäische Pesticide Action Network (PAN Europe) hat in einer Studie das Zulassungsverfahren für Pestizide scharf kritisiert. EU-Kommission und Mitgliedstaaten ließen unabhängige wissenschaftliche Risikoanalysen oft unter den Tisch fallen.
PAN Europe untersuchte die Zulassung von sieben Pestiziden und stellte fest, dass die Mitgliedstaaten zahlreiche Studien über die Giftigkeit der Pestizide aus administrativen Gründen nicht berücksichtigt hatten. Statt unabhängiger Studien würden stattdessen überwiegend Analysen zu Rate gezogen, die die Industrie in Auftrag gegeben hatte, so die NGO. „Diese Praxis verstößt nicht gegen das EU-Recht, aber es entspricht mit Sicherheit nicht der Grundidee der Pestizidverordnung“, kommentierte PAN Europe. Die Pestizidverordnung sieht vor, dass alle wissenschaftlichen Publikationenin die Entscheidungsfindung einfließen sollen, die in Kreuzgutachten überprüft wurden.

Viren raffen Frösche und Salamander dahin

In Nordspanien tötet eine Gruppe nah verwandter Viren unzählige Amphibien. Die zu den Ranaviren gehörenden Erreger befallen unter anderem Frösche, Kröten und Salamander. Sie verursachen regelrechte Massensterben. Am schlimmsten betroffen seien die Geburtshelferkröte, die Erdkröte sowie der Bergmolch, berichten Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology“. Besorgniserregend sei, dass einzelne Virentypen aus der Gruppe mehrere unterschiedliche Arten von Amphibien befallen. Dies könne katastrophale Folgen für die Amphibien-Gemeinschaften und ihre Ökosysteme haben. Zur Gattung Ranavirus gehören mehrere Arten von Viren. Sie infizieren Fische und Reptilien, sind aber vor allem als tödliche Gefahr für Amphibien in Amerika, Europa, Asien und Australien bekannt. Die Forscher um Stephen Price von der Zoological Society of London hatten die Entwicklung der Amphibien-Populationen vor allem im Picos de Europa-Nationalpark in Nordspanien verfolgt. Nachdem sie im Jahr 2005 erstmals ein Massensterben aufgrund einer Ranavirus-Infektion festgestellt hatten, begannen sie den Bestand von sechs Arten von Amphibien einmal jährlich an unterschiedlichen Orten im Nationalpark zu überwachen.

Brutvogel-Bestand in Deutschland nimmt ab

Jede dritte in Deutschland brütende Vogelart verzeichnet einen Rückgang ihrer Bestände. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zur Lage der Vögel.Vor allem weit verbreitete Arten wie Feldlerche und Bluthänfling gehören zu den Verlierern. In den letzten zwölf Jahren wiesen 26 Prozent der Arten moderat oder stark abnehmende Bestände auf. Zähle man die Arten mit leicht abnehmenden Beständen dazu, seien es sogar 34 Prozent gewesen. 248 einheimische Vogelarten brüteten dem Bericht zufolge in den letzten Jahren regelmäßig in Deutschland. Insgesamt gibt es jährlich 70 bis 100 Millionen brütende Paare, die häufigsten sind Buchfink (mindestens 7,4 Millionen), Amsel (7,35 Millionen) und Kohlmeise (5,2 Millionen). BfN-Präsidentin Beate Jessel sieht unter anderem Mais-Einöden als große Gefahr. In einem dpa-Interview sagte sie jüngst: «Maisäcker sind wie eine ökologische Wüste, sie sind für viele bodenbrütende Vogel wie eine Falle.» Bis ins Frühjahr hinein passiere auf den Äckern nichts, Vögel würden zum Brüten angelockt. «Sobald der erste Mais hochkommt, werden die Unkräuter weggespritzt. Und dem fallen dann auch die Nester zum Opfer», so Jessel. Bodenbrütende Vogelarten würden zudem unter dem Rückgang des Grünlandes leiden. Bei Kiebitz und Feldlerche hätten sich die Bestände in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert, erklärte Jessel.

Kleine Anfrage der Abgeordneten Harald Ebner et al. zur Gefährdung von Bestäuberinsekten, Vögeln und weiterer Organismen durch systemische Pestizidwirkstoffe

Neuere Forschungsergebnisse zur Gefährdung von Bestäuberinsekten, Vögeln und weiterer Organismen durch systemische Pestizidwirkstoffe (insbesondere Neonicotinoide) und der sich daraus ergebende Handlungsbedarf für Regulierung und Forschung.

Fischbestand im Doubs ist seit Jahren rückläufig

Urs Dublin blickt auf den Doubs und runzelt die Stirn. Durch den Kopf geht ihm «nichts Gutes». Sein Zustand bereitet ihm Sorgen. Und mit ihm vielen anderen Anglern, etwa der «Société des pêcheurs à la ligne du Doubs». Aber auch den vielen Naturliebhabern, die sich dafür einsetzen, dass zum Doubs, einem der naturbelassensten Flüsse Europas, Sorge getragen wird. Dies zu Recht. Denn das Ökosystem des Flusses wird gleich von mehreren Seiten her beeinträchtigt: Durch variable, schnell ändernde Pegelstände des Wassers sowie durch um sich greifende Krankheiten wie den Saprolegnia-Pilz. Aber auch Gewässerverschmutzungen und Mikro-Verunreinigungen tragen das ihre dazu bei. «Wenn es so weitergeht», so schreibt der ortsansässige Anglerverein, «werden unsere Flussbewohner in nicht allzu weiter Zukunft nur noch eine ferne Erinnerung sein, und unsere Kinder werden Fische aus den Büchern und von den Angelfotos ihrer Eltern kennen.»

US-Behörde verbietet bienengefährliche Neonicotinoide

Der US Government Fish and Wildlife Service hat soeben für alle Naturschutzgebiete im Zuständigkeitsbereich der Behörde ein Verbot von GV-Pflanzen und Neonicotinoide ausgesprochen. Es ist die erste derartige Entscheidung einer staatlichen Behörde der USA. Die im Jahr 1940 ins Leben gerufene Behörde ist für über 560 Naturschutzgebiete und Tausende anderer besonders geschützter Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 60 Millionen Hektar in den USA zuständig. Außerdem betreibt sie 70 Fischbrutbetriebe und unterhält 65 Büros für Fischereiressourcen. »Wir haben entschieden, dass der prophylaktische Einsatz, beispielsweise die Behandlung des Saatguts mit Neonicotinoiden, die sich systemisch in der Pflanze verteilen und ein breites Spektrum von Nicht-Zielarten beeinträchtigen können, mit der Politik des Service nicht vereinbar ist«, schrieb James Kurth, der Chef des National Wildlife Refuge System, am 17. Juli in einem Memorandum. Das landesweite Verbot der Neonicotinoide folgt auf Verbote der Behörde in den Bundesstaaten Washington, Oregon, Idaho, Hawaii und den Pazifikinseln.

AEROTOXISCHES SYNDROM - Luft im Flugzeug kann Gehirnzellen töten

Dr. Frank van de Goot ist ein zurückhaltender Mann, und als Gerichtsmediziner ist das wahrscheinlich von Vorteil, wenn man Leichen obduziert. Als der Niederländer den Körper von Richard Westgate examinieren soll, ist er demzufolge erst einmal skeptisch, als er den Untersuchungsauftrag erhielt: De Goot sollte herausfinden, ob der Pilot Westgate, der nur 43 Jahre alt wurde, am sogenannten "Aerotoxischen Syndrom" litt. Der Pathologe entnahm Teile des Gehirns, des Rückenmarks und der größeren Nerven aus den Beinen. Schon beim ersten Blick unter das Mikroskop wurde er stutzig: "Ich sah dort sofort das, was man erwarten konnte, wenn diese gesamte Theorie über kontaminierte Kabinenluft wahr sein sollte. Mit diesen Nervenschädigungen konnte ich die Existenz eines aerotoxischen Syndroms nicht mehr ausschließen." Westgate wurde krank durch die Luft, die jeder Passagier und jedes Besatzungsmitglied in einem Verkehrsflugzeug einatmet.