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Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner mit Dinosaurier-Preis ausgezeichnet

Der NABU hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner für ihre rückwärtsgewandte Klientelpolitik mit dem „Dinosaurier des Jahres 2012“ ausgezeichnet. Die Naturschützer kritisierten damit insbesondere Aigners Agrarpolitik als umweltschädlich. Wenn Aigner weiterhin die Vorschläge der EU-Kommission für eine naturverträglichere Landwirtschaft ausbremse, sei sie mitverantwortlich für den fortschreitenden Artenverlust, hieß es vom NABU am Donnerstag. So sei die anhaltende Intensivierung der Landwirtschaft Schuld an den Bestandseinbrüchen bei zahlreichen Vögeln der Agrarlandschaften und führe zu einem erheblichen Rückgang von artenreichen Wiesen. Die Naturschutzorganisation vergibt den «Umwelt-Dinosaurier» seit 1993 jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich ihrer Ansicht nach in Sachen Umweltschutz negativ hervorgetan haben.

Die Amphibien sind die am stärksten bedrohte Tierklasse der Welt

Gemäss dem Global Amphibian Assessment (GAA) sind in den vergangenen Jahrzehnten von den knapp 5920 bekannten Arten 34 sicher und mindestens 130 weitere Spezies vermutlich ausgestorben. Von den restlichen ist gut ein Drittel vom Aussterben bedroht. Rein zahlenmässig gibt es gemäss dem GAA in Kolumbien (mit 209 Arten), Mexiko (198) und Ecuador (163) die meisten gefährdeten Arten. Die Bestände gehen aber weltweit zurück, und der Anteil der bedrohten Spezies dürfte sich künftig noch erhöhen, da die Populationen von 43 Prozent der Arten schrumpfen – dies selbst in vom Menschen unberührten Gegenden. Von den 20 Schweizer Lurchspezies stehen 14 auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten; die Wechselkröte (Bufo viridis) gilt als ausgestorben. Die Fachleute sind sich heute einig, dass nicht eine einzelne, sondern verschiedene Ursachen zum Rückgang der Amphibien beitragen. Wie genau die einzelnen Faktoren wirken und ob sie sich gegenseitig verstärken, muss aber noch weiter untersucht werden. Als wichtigste Ursachen gelten der Verlust an Lebensraum, Krankheiten und Pestizide.

Biologen beobachten seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts einen erschreckenden Rückgang der Amphibienpopulationen

Daß es unseren Amphibien schlecht geht, weiß jeder Mensch, der sich an eine unbeschwerte Kindheit am Stadtrand oder gar auf dem Land erinnern kann: Kaulquappen, Molche, Wasserfrösche und Unken in Tümpeln und Teichen, Gräben und Altarmen waren so normal wie die Braunfrösche und Kröten in Garten und Wald. Für viele Menschen ist das nur ferne Erinnerung, die sich auch nicht mehr so leicht während einer Wanderung in Wald und Flur auffrischen läßt: Die aus der Kindheit bekannten Biotope sind längst verschwunden, und das nicht nur in der eigenen Region, im eigenen Bundesland, sondern deutschlandweit, europaweit, weltweit.

In den Stadtstaaten ist der Rückgang der Spatzen am stärksten

Spatzen (Passer domesticus) gehörten einst zu den häufigsten Stadtvögeln überhaupt. Doch wenn man sich heute in Bremens Straßen und Gärten umsieht, erblickt man kaum noch einen der kleinen braunen Vögel. Die Zahl der Spatzen hat in ganz Deutschland in den vergangenen 25 Jahren so stark abgenommen, dass sie mittlerweile auf der Vorwarnstufe der Roten Liste stehen. In den Stadtstaaten ist der Rückgang am stärksten. Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts galt der Spatz in vielen deutschen Städten als Plage. "Er war der freche Stadtvogel, der den Leuten auch gern mal was vom Teller pickte", sagt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbund (Nabu) Bremen. Spatzen saßen auf jedem Dach und in jeder Hecke. Wenn Gartenbesitzer ein Futterhäuschen aufhängten, bestückten sie es mit Körnern, die für Spatzen ungenießbar waren. Denn wer beobachtet schon gern Vögel, die es an jeder Straßenecke zuhauf gibt? "Man wollte lieber die besonderen Vögel anlocken", so Hofmann. Heute hingegen kann man den Spatz zu eben diesen besonderen Vögeln zählen.

Innerhalb kürzester Zeit sorgt der Chytrid-Pilz in ganzen Landstrichen für das Aussterben aller oder fast aller Amphibien

Innerhalb kürzester Zeit sorgt der wahrscheinlich aus Südafrika stammende Chytrid-Pilz Batrachochytrium dendrobatidis in ganzen Landstrichen für das Aussterben aller oder fast aller Amphibien – über alle Artgrenzen hinweg. Bis zu 170 Arten sind dem Parasiten bereits zum Opfer gefallen, weitere 1900 sind Schätzungen zufolge von der Ausrottung bedroht. Grund: Ihr Immunsystem wird geschwächt und der Chytridpilz entfaltet leichter sein tödliches Spiel. Zehn Froscharten sterben nach Ansicht von Wissenschaftlern pro Jahr durch den Chytridpilz aus. Ein solches Massensterben gab es zuletzt bei den Dinosauriern vor über 60 Millionen Jahren.

Das durch europäisches Recht streng geschützte artenreiche Grünland wird in dramatischem Ausmaß zerstört

Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie des NABU zur Situation von artenreichem Grünland im süddeutschen Raum (Beilage). Extensiv genutztes, artenreiches Grünland ist ein aus Naturschutzsicht prioritärer Lebensraum von besonderer Bedeutung. Etwa 50 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Pflanzenarten sind diesen Flächen zuzuordnen. Zudem ist artenreiches Grünland von hohem landschaftskulturellem und ästhetischem Wert und prägend für zahlreiche Tourismusregionen. Trotzdem findet die schleichende Entwertung dieser Wiesen und Weiden bislang wenig Beachtung. Der hohe Intensivierungsdruck ergibt sich aus niedrigen Preisen für Milch und Rindfleisch sowie zunehmend auch aus der Förderung der Biogaserzeugung. „Erhebliche Verschlechterungen des Erhaltungszustands von europäisch streng geschütztem FFH-Grünland sind rechtlich nicht vertretbar“, so Tschimpke. Der NABU prüfe daher juristische Schritte gegen diese politisch subventionierte Naturzerstörung. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik nach dem Prinzip ‚Geld gegen Leistung‘ überfällig ist, damit die Pflege und Nutzung von artenreichem Grünland für Landwirte wieder eine attraktive Perspektive bietet“, sagte NABU-Agrarexperte Florian Schöne.

Die Bekassine droht in unseren Breiten als Vogelart auszusterben

Die Bekassine (Gallinago gallinago), die in diesem Jahr vom NABU Deutschland aus Naturschutzgesichtspunkten in den Vordergrund gestellt wird, ist in ihrem Bestand stark gefährdet und droht in unseren Breiten als Vogelart auszusterben. In der "Roten Liste" der bedrohten Tier- und Pflanzenarten wird die Bekassine, die auch als "Meckervogel" oder "Himmelsziege" bezeichnet wird, in der höchsten Bedrohungsstufe "1" geführt. "Die "Null" bedeutet, dass eine Art nicht mehr vorhanden ist", erklärt der Vorsitzende des Duisburger Stadtverbandes des Naturschutzbundes (NABU), Jürgen Hinke, das alarmierende Ausmaß der Gefährdung dieser Vogelart. Insgesamt 70 Brutpaare wurden in Nordrhein-Westfalen noch gezählt; in der Walsumer Rheinaue konnten im vergangenen Jahr noch 40 Exemplare dieser selten gewordenen Schnepfen-Vögel beobachtet werden.

Insekten-Schwund

Unser Planet unterliegt seit Jahrmillionen einem steten Klimawandel. Flora und Fauna haben sich dieser Situation immer angepasst. Eine „globale Erwärmung“ jedoch als alleinige Ursache für den Rückgang in der Vogelwelt zu sehen, ist einäugig. Denn fast alle Vogelarten sind Insektenfresser und ausnahmslos alle benötigen Insekten für die Aufzucht ihrer Küken. Aber Insekten fehlen immer mehr in ihren Lebensräumen und Rastplätzen. Die Ursache sieht ein holländischer Toxikologe Dr. Henk Tennekes (Das Ende der Artenvielfalt) und andere Wissenschaftler im Einsatz von Insektiziden der Stoffgruppe der Neonikotinoide. Dies sind Nervengifte und wirken bis zu 10 000fach stärker als das verbotene DDT und sie töten nicht nur Bienen, sondern alle Insekten. Imidacloprid und Clothianidin bei Mais und Sonnenblumen wurde zwar in Deutschland und Frankreich verboten. Bei anderen Nutzpflanzen und in anderen Ländern jedoch sind diese Neonikotinoide hingegen unverändert zugelassen. Insekten stehen am Anfang unserer Nahrungskette. Wenn sie von diesem Planeten verschwinden, verschwindet auch der Mensch. Es wird nur noch die selbstbestäubenden Pflanzen geben. Gräser, Farne einige Baumarten. Die Evolution darf von Neuem beginnen und am Ende vielleicht doch ein Wesen schaffen, das intelligenter ist als der Mensch.

Nach Amseln hielten viele Vogelfreunde vergeblich Ausschau

Trotz Regen und teils stürmischem Wetter beteiligten sich erneut zahlreiche Vogelfreunde an Deutschlands größter Vogelzählung. Nach der Auswertung von rund 40.000 Einsendungen mit mehr als 1,6 Millionen Vogelbeobachtungen legten heute der Naturschutzbund NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) die Ergebnisse ihrer Mitmach-Aktion „Stunde der Wintervögel“ vor. Nach Amseln (Turdus merula) hielten viele Vogelfreunde diesmal vergeblich Ausschau. Bundesweit ging deren Zahl um etwa ein Drittel zurück. Die Wintervogelzählung lässt damit Rückschlüsse auf das „Amselsterben“ im vorigen Sommer zu. Dabei wurden besonders im Südwesten Deutschlands auffallend viele tote Amseln gefunden und auch solche mit zerrupftem Kopfgefieder. Tropenmediziner hatten bei ihnen eine Infektion mit dem zuvor bei uns unbekannten Usutu-Virus nachgewiesen. Die Zählung im Januar zeigt nun einen deutlich reduzierten Winterbestand von Südwestdeutschland Richtung Nordosten. Mit 54 Prozent haben Amseln gegenüber dem Vorjahr am stärksten in Rheinland-Pfalz abgenommen, gefolgt von Hessen mit minus 43 Prozent und Baden-Württemberg mit minus 40 Prozent. Traurige Spitzenreiter sind in Hessen der Landkreis Bergstraße mit einem Verlust von 65 Prozent und Groß-Gerau von 55 Prozent, in Baden-Württemberg im Rhein-Neckar-Kreis büßte der Bestand 66 Prozent ein und in Heidelberg 70 Prozent.

Im Dezember 2012 ist ein umfassender Report des Europäischen Parlaments zur Problematik der neonikotinoiden Pestizide auf die Bienengesundheit veröffentlicht worden

Eine zusammenfassende Studie über wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Effekten von Neonicotinoiden auf Honigbienen ist im Dezember dem EU-Parlament vorgelegt worden (Beilage). Demnach sollte es für bestimmte Anwendungen Verbote geben, um die schädlichen Auswirkungen dieser Stoffe auf die Bienenvölker zu verringern.