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Was ist passiert mit unseren Schwalben?

Wo bleiben die Mehlschwalben (Delichon urbicum)? Warum werden die Nester, die seit vielen Jahren stets voll belegt waren, dieses Jahr nicht genutzt? Was ist passiert mit unseren Schwalben? Diese und ähnliche Fragen besorgter Bürger werden dem NABU seit einigen Wochen häufiger gestellt. Denn viele Nester sind in diesem Frühjahr leer geblieben oder es sind mancherorts gar keine Schwalben mehr eingetroffen. „Wir nehmen diese Meldungen sehr ernst, denn leider bestätigen sie die Beobachtungen von Vogelkundlern in ganz Nordrhein-Westfalen, dass die Schwalbenbestände bereits seit Jahren stark rückläufig sind,“ sagt Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ warnt ein bekanntes Sprichwort. Die Sommerboten steuern in einigen Gegenden Nordrhein-Westfalens auf einem dramatischen Kurs. Mehl- und auch Rauchschwalbe (Hirundo rustica), die einst so typischen Begleiter des Menschen, wurden mit ihren Beständen für NRW in der aktuellen Roten Liste als gefährdet eingestuft.

Ansichten eines Bienenhalters

Die Varroamilbe, Mitte der 70er Jahre von Bienenzüchtern, zusammen mit asiatischen Bienenarten nach Europa eingeführt, ist den Imkern seit dieser Zeit bekannt und es war durch verhältnismässig einfache Methoden möglich, die Varroapopulation so weit einzugrenzen, dass Schäden an Bienenvölkern die Ausnahme bildeten. Bis zur Einführung der Neonikotinoide, insbesondere der Anwendung des Clothianidins. Clothianidin, als Insektizid in der Maisbeize eingesetzt, um den maisschädigenden Drahtwurm zu bekämpfen. Ein Maisschädling, in besonders hoher Dichte in umgebrochenem Grünland anzutreffen. Grünlandumbruch, überwiegend benötigt als Anbaufläche zur Erzeugung von Biomasse, verwendet als Versorgungssubstrat der Biogasanlagen. Clothianidin ist ein systemisch wirkendes Insektizid und wasserlöslich. Systemisch bedeutet, der Wirkstoff verteilt sich, nach Aufnahme über Wurzelsystem oder Pflanzenoberfläche, in der gesamten Pflanze. Vom Hersteller des Wirkstoffes beabsichtigt, um die gesamte Pflanze vor Schädlingen zu schützen. Gleichfalls besitzt der Wirkstoff als Folge seiner hohen Wasserlöslichkeit, die Eigenschaft, sich im Ackerboden zu verteilen, je nach Wassergehalt des Bodens. Eine Eigenschaft, die es nicht erlaubt, den Wirkstoff alleinig der Zielpflanze zuzuweisen. Der Neonikotinoidwirkstoff ist im gesamten Ackerboden präsent. Gleiches gilt für alle Neonikotinoidarten wie Imidacloprid, Thiacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam. Eine Freisetzung an das Umfeld, durch Staubbindung der Wirkstoffe, ist über weite Entfernungen gegeben.

Neonikotinoid-Verbot tritt definitiv in Kraft

Die EU-Kommission bleibt beim Teilverbot der Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide. Wie EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg am Freitag noch einmal bestätigte, werden Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam ab dem 1. Dezember verboten. „Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Sicherstellung einer gesünderen Zukunft für unsere Honigbienen“, so Borg. Von Dezember an dürfen die drei Wirkstoffe nicht mehr für den Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle verwendet werden. Die Sperre gilt zunächst für zwei Jahre, in denen mögliche Auswirkungen des Verbots wissenschaftlich untersucht werden sollen, bevor die Maßnahme erneut auf den Prüfstand kommt.

Berlakovich: Österreich wird EU-Vorschlag zum Verbot von Neonicotinoiden umsetzen

Die Europäische Kommission hat sich heute für ein Teilverbot von neonicotinoiden Pflanzenschutzmitteln ausgesprochen. Ab 1. Dezember 2013 tritt dieses für die drei Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam in Kraft. Landwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlakovich: „Wir unterstützen die Kommission beim Verbot dieser Neonicotinoide. Was Österreich betrifft, so bin ich für darüber hinausgehende Beschlüsse offen. Dafür braucht es aber einen breiten Konsens im Parlament. In der nächsten Sitzung des zuständigen Parlamentsausschusses gilt es jetzt eine gemeinsame Linie zu finden. Schließlich haben die Parlamentsparteien den Beschluss gefasst, den Kommissionsvorschlag zu prüfen. Eine weitergehende Lösung kann daher nur im Konsens mit dem Hohen Haus erfolgen.“ Beim Bienengipfel am 7. Mai ist bereits ein Schulterschluss zwischen Imkern und Bauern gelungen. „Gemeinsam mit Imker- und Bauernvertretern haben wir im Sinne eines effektiven Bienen- und Pflanzenschutzes eine bessere Lösung gesucht und gefunden. Derzeit arbeiten wir an einem Aktionsplan mit einem konkreten Maßnahmenpaket für Imker und Bauern. Dieser beinhaltet unter anderem ein Beratungsprogramm für Bauern, ein Bienengesundheitsprogramm, einen Forschungsschwerpunkt und Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung für Volksschulkinder“, so Berlakovich abschließend.

Auch Pierre Mineau ist der Ansicht, dass die Neonikotinoide eine Umweltkatastrophe herbeiführen werden, wenn diese Nervengifte nicht umgehend verboten werden

Der weltbekannte Ornithologe Pierre Mineau hat für die American Bird Conservancy eine Studie zur Bedrohung von Insekten und Vögeln durch Pestizide veröffentlicht. Die Studie ist online verfügbar. Mineau bestätigt damit die Ergebnisse des Toxikologen Dr Henk Tennekes. Im amerikanischen Kongress hat Pierre Mineau für ein sofortiges Verbot von Pestiziden aus der Substanzklasse der Neonikotinoide plädiert. Auch Mineau ist der Ansicht, dass die Neonikotinoide eine Umweltkatastrophe herbeiführen werden, wenn diese Nervengifte nicht umgehend verboten werden.

Wenn die Profi-Imker die Hälfte ihrer Völker verlieren, gibt es nicht mehr genügend Bienen, um die Mandel- und Obstbäume zu bestäuben

Dr. Jay Evans hat einen idyllischen Arbeitsplatz. Eine halbe Autostunde von der Hauptstadt Washington entfernt arbeitet er im ländlichen Beltsville in Maryland für das US-Landwirtschaftsministerium - und zwar im Bienenforschungslabor. Das Bienenforschungslabor der US-Regierung sieht mehrere Gefahren für die Bienen. Die immer größeren Monokulturen aus Soja- und Maisfeldern sind für Bienen eine Wüste, in der kaum Klee oder sonstige Blüten zu finden sind. Geschwächte Bienen sind außerdem leichter angreifbar für Parasiten wie die Varroa-Milbe. Doch die Hauptursache für das Bienensterben vermuten die Forscher in bestimmten Pestiziden, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, vor allem sogenannte Neonicotinoide, mit denen das Saatgut gegen Schädlinge gebeizt wird. Obwohl die Aussaat im Boden verschwindet, sind die "neonics", wie sie in Amerika heißen, auch später in den Pflanzen nachweisbar. Ein Verbot bestimmter Pestizide hält er in Amerika jedoch für kaum durchsetzbar. Dagegen würden die Farmer Sturm laufen. Dennoch erkennt Bienenforscher Evans auch bei Amerikas Landwirten ein Umdenken: "Wenn die Profi-Imker die Hälfte ihrer Völker verlieren, gibt es nicht mehr genügend Bienen, um die Mandel- und Obstbäume zu bestäuben. Das ist schlecht für ihre Ernte."

Verschmutztes Grundwasser in Korneuburg: Reinigung forciert

Das kontaminierte Korneuburger Grundwasser sorgte für viel Wirbel. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen für das durch einen Pflanzenschutzmittelhersteller verschmutzte Wasser sind im April die Abpumpleistungen durch Inbetriebnahme dreier zusätzlicher Brunnen und der Reinigungsanlage Hot Spot 2 erhöht worden, teilte die Bezirkshauptmannschaft am Montag mit. Das Grundwasser in Korneuburg werde derzeit im Ausmaß von 5.500 Kubikmeter pro Tag über Aktivkohle auf Trinkwasserqualität gereinigt, wodurch pro Tag rund 109 Gramm Clopyralid entfernt werden. Heftige Kritik an den laufenden Untersuchungen kam hingegen von der Bürgerinitiative “Pro Reines Wasser in Korneuburg". Durch die Aktivkohlereinigungsanlagen wurden der Zwischenbilanz zufolge bisher insgesamt zehn Kilogramm Clopyralid aus dem Grundwasser in Korneuburg entfernt, in die Donau wurden bisher rund 1,5 kg Clopyralid eingeleitet. Im Grundwasser befanden sich vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen rund 50 kg des Pestizids.

Nicht nur die Bienen, sondern auch Gewässerorganismen werden von Neonicotinoid-Insektiziden beeinträchtigt

Die gut löslichen Stoffe führen dazu, dass die Kleintiere auch bei geringen, aber anhaltenden Konzentrationen im Wasser absterben. Ende April hat die EU Kommission den Einsatz von Nervengiften der Neonicotinoid Gruppe für zwei Jahre stark eingeschränkt. Das schweizerische Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zieht am gleichen Strick und setzt die Bewilligung für drei Insektizide zur Behandlung von Raps- und Maisfeldern aus. Grund für die Massnahme sind die Hinweise, dass Neonicotinoide als Bienengift wirken und mitverantwortlich sind für das Bienensterben. Jetzt zeigt eine heute im Fachmagazin PLOS ONE (Public Library of Science) veroeffentlichte Studie der Eawag, dass dieselben Insektizide auch auf wirbellose Kleintiere im Wassser toxisch wirken. Die beteiligten Forscherinnen und Forscher haben dazu einheimische Bachflohkrebse (Gammariden) sowohl erhöhten Puls-Konzentrationen als auch schwachen Langzeitkonzentrationen ausgesetzt. Kurzzeitige Belastungsspitzen treten typischerweise auf, wenn während oder kurz nach einer Anwendung der Mittel auf den Feldern Regen fällt und ein Teil der gut löslichen aber schwer abbaubaren Stoffe in Oberflächengewässer abgeschwemmt wird. Interessanterweise konnten die kurzen, maximal einen Tag dauernden Spitzen den Organismen weniger anhaben als eine deutliche tiefere, aber über mehrere Tage oder Wochen anhaltende Konzentration. Während sich die Tiere nach dem Durchgang einer Schadstoffwelle im wieder sauberen Wasser relativ rasch erholen, verhungern sie nach 14 Tagen bis drei Wochen. Dies, weil das Nervengift Fortbewegung und Nahrungsaufnahme der Tiere stört.

Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober will den Bund vor vollendete Tatsachen stellen

Zuerst ist die Steiermark mit einem eigenen Pestizidverbot vorgeprescht, dann nahm Kärnten Kurs auf eigene Maßnahmen zum Kampf gegen das Bienensterben - und nun kommt aus Oberösterreich überhaupt die Aufforderung an alle Bundesländer, gemeinsam den Bund beim Verbot von Neonicotinoiden vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die Chancen, dass die Allianz zustande kommt, stehen nicht schlecht. In diesem Fall dürfte der Bund sein Zögern bei dem Thema bereuen - denn Österreich könnte auf diesem Weg eine Verbotsregelung bekommen, die weit über das hinausgeht, was SPÖ und ÖVP auf Bundesebene diskutieren. Dass die Bundesländer beim Thema Bienensterben eine weit rigidere Haltung haben als der Bund, hat sich bereits in den vergangenen Tagen abgezeichnet. Nun will Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober den „Widerstand“ organisieren. Er rief die Länder am Samstag in einer Aussendung dazu auf, ein Pestizidverbot durch eine Allianz der Länder zu erzwingen. Anschober will den Bund vor vollendete Tatsachen stellen: Bevor sich der Agrarausschuss des Nationalrates am 25. Juni erneut mit dem Thema befasst, will er spätestens bei der Umweltreferentenkonferenz am 14. Juni in Wien die Länder auf seine Linie bringen. „Ich habe eine Initiative gestartet und einen Antrag eingebracht, der das endgültige Verbot aller bienengefährdender Pestizide, verbindliche Fruchtfolgen sowie Entschädigungen für Imker und Landwirte, die durch die Umstellung Ausfälle haben, beinhaltet", so Anschober.

EU-Verbot betrifft nur 20 Prozent aller österreichischen Neonicotinoid-Anwendungen

Derzeit sind österreichweit fünf Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide als Pflanzenschutzmittel zugelassen: Imidacloprid, Clothianidin, Thiamethoxam, Acetamiprid und Thiacloprid. Insgesamt 43 landwirtschaftliche Kulturen von A wie Ackerbohne bis Z wie Zwiebel dürfen derzeit mit einem oder mehreren dieser Pestizidwirkstoffe entweder als Saatgutbeizung, Granulat oder Spritzbehandlung bzw. einer Kombination dieser Anwendungen behandelt werden. Insgesamt ergeben sich daraus derzeit 83 erlaubte Neonicotinoid-Anwendungen, da ja für manche Kukturen mehrere Wirkstoffe gleichzeitig zugelassen sind. Die EU-Teilverbote betreffen nur 17 dieser 83 Anwendungsmöglichkeiten von Neonicotinoiden in Österreich. Das erklärt sich einerseits dadurch, dass die als weniger bienengefährlich angesehenen Neonicotinoide Thiacloprid und Acetamiprid nicht Gegenstand der aktuellen EFSA-Bewertung waren und daher im Kommissionsvorschlag keine Berücksichtigung fanden. Andererseits sind auch bei den als besonders bienengefährlich geltenden Neonicotinoiden Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam nur 17 von 39 derzeit erlaubten Anwendungen von den EU-Verboten betroffen.