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Abschied von Schildkröte und Co

Reptilien existieren seit mehr als 300 Millionen Jahren. Sie haben in dieser Zeit fast alle Lebensräume unseres Planeten erobert, vom Ozean über Seen und Flüsse bis hin zu Regenwäldern und Wüsten. Jetzt allerdings müssen sie immer häufiger um ihr Überleben kämpfen: Jedes fünfte Reptil auf der Erde ist inzwischen vom Aussterben bedroht, das zeigt eine erste umfassende Analyse ihres Bedrohungsstatus durch mehr als 200 Forscher im Auftrag der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Am stärksten betroffen sind dabei Wasserschildkröten und andere im Ozean oder Süßwasser lebende Reptilienarten.

Fast 80 der rund 200 in der Schweiz brütenden Vogelarten laufen Gefahr, aus der Schweiz zu verschwinden

Für gefährdete Vogelarten haben sich die Lebensbedingungen in der Schweiz in den letzten 20 Jahren mehrheitlich verschlechtert. Dies zeigt der Swiss Bird Index (SBI), den die Schweizerische Vogelwarte Sempach erstellt hat. Fast 80 der rund 200 in der Schweiz brütenden Vogelarten sind auf der Roten Liste. Sie laufen damit Gefahr, aus der Schweiz zu verschwinden. Der SBI, den die Vogelwarte für diese gefährdeten Arten erstellt hat, zeigt, dass sich die Situation seit der erstmaligen Erhebung 1990 nicht verbessert hat.

Landwirtschaftsausschuss beschloss Verbot von Neonicotinoiden

Der Landwirtschaftsausschuss hat sich am Mittwoch auf ein neues Pflanzenschutzmittelgesetz zum Schutze der Bienen geeinigt. Der Initiativantrag wurde von den Abgeordneten der beiden Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP gemeinsam mit den Grünen und dem BZÖ beschlossen und betrifft sowohl das Verbot der Neonicotinoide wie auch von Glyphosatanwendungen. Ebenso soll es künftig untersagt sein, Herbizide im Lebensmittelhandel oder ohne Beratung über Selbstbedienung anzubieten. Am kommenden Freitag soll das Gesetz im Nationalrat abgesegnet werden. Das künftige Gesetz zum Beizverbot von heimischem Getreide mit Neonicotinoiden ist zwar nicht das anvisierte Totalverbot, doch ein äußerst weitreichendes. "Wir haben 95 Prozent geschafft, an den offenen Punkten werden wir weiter arbeiten", sagte Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen. Das Verbot der Sikkation von Getreide, also dem künstlichen Trocknen, nannte er als besonders wichtigen Schritt.

Immunsuppression durch neonikotinoide Insektizide an der Wurzel des globalen Rückgangs bei Wildtieren

Bereits in seinem Buch "Ende der Artenvielfalt – Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel“ warnt der niederländische Toxikologe Henk Tennekes vor den Gefahren von systemischen Neonicotinoid-Insektiziden. Damit untermauert er Ergebnisse verschiedener Studien aus den vergangenen Jahren: Neonicotinoide sind in jeglicher Konzentration wirksam, sofern die Dauer des Kontakts ausreichend lang ist. Selbst kleinste Mengen können auf lange Sicht verheerende Auswirkungen haben. Diese Stoffe (Handelsnamen sind Imidacloprid, Thiamethoxam oder Clothianidin) wirken nämlich auf das zentrale Nervensystem von Insekten und Wirbellosen und blockieren dort wichtige Funktionen. Die seit 1991 zunehmend eingesetzten Giftstoffe gelangen ins Grundwasser und verbleiben auch im Boden, wo sie schwer abbaubar sind. Wasser- und landlebende Tiere sind ihnen folglich permanent ausgesetzt. Wirken die Nervengifte in niedriger Dosierung zur Zeit der Anwendung nicht unmittelbar tödlich, haben sie dennoch langfristig eine zerstörerische Wirkung.Die Folgen dieser chronischen Toxizität sind Schäden an zahlreichen Arten wie Wassertiere, Regenwürmer, Käfer, Spinnen oder Schnecken. Und natürlich Bienen und anderen Insekten. Außerdem schwächen Neonicotinoide das Immunsystem der Tiere. Über dieses Phänomen berichtet Tennekes gemeinsam mit Forschern aus England und Australien in einer aktuellen Studie. Während bei Bienen und Fischen eine Schwächung des Immunsystems (Immunsuppression) durch Insektizide inzwischen nachgewiesen wurde, häufen sich die Indizien dafür, dass die Gifte auch für Infektionskrankheiten von Amphibien, Fledermäusen und insektenfressenden Vögeln verantwortlich sind. Solche Epidemien treten offensichtlich genau dort auf, wo in den Jahren zuvor große Mengen an systemischen Insektiziden eingesetzt wurden. Danach breiten sich die Krankheiten auch auf andere Regionen aus. Als Weckruf liefert die Studie nun Daten über die schleichende und heimtückische Gefahr, die von systemischen Insektiziden ausgehen. Und fordert zum Schutz der Land- und Wasserökosysteme ein Verbot der Neonicotinoide. Zumindest sollten die Gesamtauswirkungen aus einem neuen Blickwinkel untersucht und Langzeitfolgen zukünftig in Zulassungsverfahren integriert werden. Denn neonicotinoide Insektizide können auch bei Säugetieren - also uns Menschen - das Immunsystem beeinträchtigen.

Die "Sikkation" von Getreide (das Getreide wird kurz vor der Ernte noch einmal mit dem Pestizid Glyphosat gespritzt) soll verboten werden

Das am Mittwoch beschlossene erweiterte Pestizidverbot soll noch vor dem Sommer im Nationalrat beschlossen werden - am Donnerstag wurde bereits der entsprechende Initiativantrag im Parlament auf die Reise geschickt. Das Saatgut-Beizen mit drei Pestiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide soll demnach für drei Jahre generell verboten werden. Diese Chemikalien stehen im Verdacht, für das Bienensterben mitverantwortlich zu sein. Am Donnerstag wurde ein weiteres entscheidendes Detail zu diesem Antrag bekannt: Mit der gleichen Novelle soll auch gleich die "Sikkation" von Getreide verboten werden, bestätigte der Grünen-Agrarsprecher Wolfgang Pirklhuber.

Die Albert Schweitzer Stiftung fordert hinsichtlich des chronischen Botulismus einen sofortigen Stopp des Einsatzes von mit Glyphosat behandeltem Futtermittel

Im Jahr 1974 brachte der Agrochemiekonzern Monsanto mit dem Produkt »Roundup« ein Totalherbizid auf den Markt, dessen Hauptwirkstoff inzwischen zum meist verwendeten Pflanzenvernichtungsmittel der Welt aufgestiegen ist: Glyphosat. In der Landwirtschaft wurde dieses Herbizid von Beginn an als ertragssteigerndes Mittel gefeiert, gesundheitliche Gefahren wurden nicht gesehen. Doch seit einigen Jahren werden kritische Stimmen lauter, die auf eine Vielzahl von möglichen negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt aufmerksam machen. Zuletzt mehrten sich vor allem die Anzeichen dafür, dass Glyphosat auch mit der schwerwiegenden, derzeit vor allem Rinder betreffenden Krankheit »chronischer Botulismus« zu tun haben könnte.

Der Einsatz von Neonicotinoiden soll in Österreich verboten werden

Das wurde Dienstagnachmittag beim „Bienengipfel“ im Landwirtschaftsministerium beschlossen. Umwelt- und Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) begründete seinen Richtungsschwenk damit, dass die „Lösung der Vorwoche keine Akzeptanz gefunden hatte“. Der Ressortchef hatte bei einer Abstimmung über ein EU-weites Verbot dieser Pestizide am 29. April noch gegen den Vorschlag gestimmt. Berlakovich begründete das damals damit, dass er nicht nur Bienen schützen wolle, sondern auch bäuerliche Existenzen. „Wir wollen die Bienen schützen, wir wollen aber auch die Bauern schützen“, so der Umweltminister im Rahmen einer Pressekonferenz. Er betonte aber auch, dass mit einem Verbot der Neonicotinoide das Bienensterben nicht besiegt sei. „In Deutschland gibt es gleich hohe Verluste wie bei uns - und das trotz eines Verbots“, so Berlakovich. Dennoch wolle er einen „Schulterschluss von Imkern und Bauern“ erreichen, weshalb der „Bienengipfel“ beschloss, sich dem Entwurf aus Brüssel anzuschließen. Berlakovich kündigte zudem an, die Forschung auf diesem Gebiet intensivieren sowie die Landwirte mit Programmen und Beratungen unter die Arme greifen zu wollen. Darüber hinaus soll ein Bienengesundheitsprogramm auf die Beine gestellt werden.

EU-Minister über Agrarreform einig

Europas Bauern sollen mehr für die Umwelt tun, Kleinbetriebe bekommen mehr Geld: Die EU-Landwirtschaftsminister haben sich auf die Reform der europäischen Agrarpolitik geeinigt - und sind damit bereit für einen Deal mit dem Europaparlament. "Ich hoffe, dass wir alle offenen Fragen abschließend klären können", sagte der irische Minister Simon Coveney in Luxemburg. Coveney leitete die Verhandlungen, weil sein Land derzeit den Vorsitz der EU-Staaten hat. "Wir haben die Reform heute Nacht nicht abgeschlossen, bei weitem nicht", warnte Coveney. Denn das Gesetzespaket braucht die Zustimmung der Abgeordneten. Wenn sich Irlands Landwirtschaftsminister als Vertreter der EU-Staaten mit Vertretern des EU-Parlaments einigt, will der Agrarausschuss noch heute in Brüssel abstimmen - damit wäre die Reform dann tatsächlich weitgehend in trockenen Tüchern.

Der Nationalrat will kein strengeres Insektizid-Verbot zum Schutz der Bienen

Der Nationalrat wehrt sich gegen ein strengeres Insektizid-Verbot – eine entsprechende Motion hat er mit 99 zu 85 Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt. Sie ist damit vom Tisch. Bundesrat Johann Schneider-Ammann lobte zwar die Biene als «Symbol für eine ausreichende Lebensmittelproduktion und eine intakte Umwelt». Niemand wolle, «dass Landwirte in ein paar Jahren ihre Bäume aufwendig mit Pinseln selber bestäuben müssen». Das Verbot ging ihm jedoch zu weit. Ammann warnte vor Ertragseinbussen und verminderter Lebensmittelqualität, falls die Kulturen nicht mehr mit den betroffenen Insektiziden geschützt werden dürften. Die Ertragsausfälle – so die Kausalkette des Wirtschaftsministers – müssten durch Importe kompensiert werden, die auf Kosten ärmerer Länder und ausländischer Ökosysteme gingen. Zudem hätte auch der Biolandbau darunter zu leiden. Greenpeace ist verärgert – der Nationalrat lasse sich von der Industrie an der Nase herumführen. Es wäre dringend nötig gewesen, bienengiftige Mittel sofort zu verbieten. Zudem zeigten Erfahrungen in Italien und Frankreich: Ein Verbot führe nicht zu Ernteeinbussen.

Strategien, die Syngenta erwog, um einen kritischen Forscher einer kalifornischen Universität ruhig zu stellen

Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens, bei dem es um die Säuberung atrazin-belasteter Gewässer in den USA ging, musste Syngenta vor einigen Jahren Einblick in Akten und Korrespondenz gewähren. Vor kurzem wurden sie nun auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Journalistin des 100Reporters-Netzwerks hat sie ausgewertet. Ihr Fazit: der Konzern habe eine „aggressive Multi-Millionen-Dollar-Kampagne“ gestartet, um Kläger zu entmutigen und negative Berichterstattung über seine Agrochemikalien zu vermeiden. Einerseits habe Syngenta eine Datenbank mit über 100 wohlgesonnenen „Experten“ geführt, die bei Bedarf für scheinbar unabhängige Analysen oder Kommentare in Medien herangezogen werden konnten - gegen üppige Bezahlung. Andererseits habe das Unternehmen Privatdetektive angeheuert, die potenzielle Gegner auf private Probleme scannte, um diese nötigenfalls gegen sie zu verwenden.