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Pestizide können die regionale Artenvielfalt von wirbellosen Tieren in Fließgewässern stark reduzieren

Einige Pestizide, die derzeit in Europa und Australien im Einsatz sind, können die regionale Artenvielfalt von wirbellosen Tieren in Fließgewässern um bis zu 42 Prozent reduzieren. Das berichten Forscher in den “Proceedings” der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS). Mikhail A. Beketov und Matthias Liess vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig analysierten gemeinsam mit Ben Kefford von der Technischen Universität Sydney und Ralf B. Schäfer vom Institut für Umweltwissenschaften Landau die Auswirkungen von Pestiziden wie Insektiziden und Fungiziden auf den regionalen Artenreichtum von Wirbellosen in Fließgewässern und verwendeten dafür Daten aus Deutschland, Frankreich und Victoria in Australien. Die jetzt veröffentlichte Studie ist eigenen Angaben zufolge die erste Studie überhaupt, die die Auswirkungen von Schadstoffen auf die regionale Biodiversität im Zusammenhang mit den Konzentrationen von Pestiziden und den jeweiligen Artenverlusten untersucht hat.

Imker und Syngenta liefern sich einen erbitterten Kampf um Pflanzenschutzmittel

Wenn der Nationalrat am kommenden Mittwoch (19.06.2013) über den Schutz der Bienen streitet, geht es nicht nur um Insekten und das hochemotionale Thema Bienensterben - sondern auch um ein Milliardengeschäft. Behandelt werden drei Vorstösse, wovon besonders einer für Zündstoff sorgt: Die Motion der Wissenschaftskommission WBK mit dem Namen «Ausweitung der Substanzen, die Bienen gefährden» hat den Widerstand der Agrarindustrie hervorgerufen. Der SonntagsZeitung liegen Briefe des Schweizer Agrarmultis Syngenta und des Branchenverbands Scienceindustries an die Parlamentarier vor, in denen die Volksvertreter zu einer Ablehnung von «unbegründeten Verboten» ermuntert werden. Der Vorstoss «würde der landwirtschaftlichen Produktion grossen Schaden zufügen, ohne dass die Bienengesundheit und die Biodiversität dadurch wirklich verbessert würden», argumentiert Scienceindustries. Der Schaden durch diese Stoffe sei durch die Forschung zu wenig gestützt, heisst es weiter. Die Nationalräte sollen die Unterlagen morgen Montag zugestellt bekommen.

Bienensterben: Länder ohne Konsens bei Pestizid-Totalverbot

Die Umweltreferenten der österreichischen Bundesländer haben sich bei ihrer Konferenz in Wien nicht auf einen Konsens zum Bienenschutz einigen können. „Von einigen Ländern hat es schon im Vorfeld den Vorstoß gegeben, gemeinsam ein Ländernetzwerk zu bilden, wo man sagt: Gemeinsam wollen wir die Neonicotinoide nicht, wie auf EU-Ebene vorgesehen ist, für eine beschränkte Zeit, sondern generell und ohne zeitliche Befristung zu verbieten“, erklärte Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima in einer Pressekonferenz nach dem Zusammentreffen der Referenten. Daraus wurde aber nichts, da dafür ein einstimmiger Beschluss vonnöten gewesen wäre. „Die Bundesländer, die durch ÖVP-Landesräte vertreten waren, konnten sich offensichtlich nicht zu einem weitergehenden Beschluss durchringen, als es jetzt von EU-Seite vorgegeben wird“, ärgerte sich Sima. Nur Wien, Tirol, Kärnten, Oberösterreich und das Burgenland votierten dafür.

Brutbestand der Kornweihen im Wattenmeer gefährdet

Nach einem lang anhaltenden Bestandsanstieg im Wattenmeer bis Ende der 1990er Jahre ist der Populationstrend der Kornweihen (Circus cyaneus) seither dramatisch rückläufig. Binnen zehn Jahren ging der Bestand um 60 Prozent zurück. Die Gründe sind bisher nicht hinreichend geklärt. Es muss befürchtet werden, dass für die Kornweihenpopulation überlebenswichtige Gebiete nicht mehr den Ansprüchen für ein erfolgreiches Brüten genügen können. Zudem sind die Rast- und Überwinterungsgebiete niedersächsischer Kornweihen sowie die dortigen Habitat- und Überlebensbedingungen ebenfalls unbekannt. Fest steht, dass nur ein kleiner Anteil der hier geborenen Vögel selbst zum Brüten in den Nationalpark zurückkehrt.

Die Populationsgrösse und die Verbreitungsgebiete vieler Pflanzenarten sind in den letzten drei Jahrzehnten in der Schweiz stark geschrumpft

Seit drei Jahren durchkämmen rund 350 ehrenamtlich arbeitende Florawächter die Schweiz und spähen nach 1000 seltenen und bedrohten Pflanzenarten – mehr als ein Drittel der einheimischen Flora also. Ihre Daten sollen helfen, die Rote Liste der gefährdeten Pflanzen aus dem Jahr 2002 zu aktualisieren. Die Hälfte der Feldarbeiten ist inzwischen erledigt. Das Fazit: Mehr als jeder dritte Fundort, auf dem die Florawächter vor 10 bis 30 Jahren seltene oder bedrohte Arten nachweisen konnten, ist verwaist. Die Fachleute vom Nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora (Info Flora) gehen davon aus, dass die betreffenden Arten am gesuchten Fundort ausgestorben oder zumindest äusserst rar geworden sind. Andreas Gygax, der die Feldaufnahmen koordiniert, wertet den Befund als «ziemlich dramatisch». «Der Verlust an Biodiversität in den letzten drei Jahrzehnten fällt noch grösser als befürchtet aus.». Nicht besser präsentiert sich die Bilanz bei den anderen 26 Roten Listen der Schweiz. Rund ein Drittel der über 10'000 untersuchten Tier-, Pflanzen und Pilzarten – knapp 25 Prozent aller Arten in der Schweiz – gelten als unterschiedlich gefährdet. Sorgen macht dies nicht nur den Naturschützern, sondern auch dem Bundesrat. Letztes Jahr hat er deshalb eine nationale Biodiversitätsstrategie verabschiedet. Bis im Mai nächsten Jahres will das federführende Bundesamt für Umwelt (Bafu) einen Aktionsplan erarbeiten. Ein ganzer Strauss von Massnahmen soll den Schwund der Biodiversität stoppen.

EFSA kritisiert britische Hummel-Studie

Eine britische Studie über Hummeln, mit der das britische Landwirtschaftsministerium die Unbedenklichkeit von Neonikotinoiden für Bienen belegen wollte, ist nach Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit Schwächen behaftet. Wie die EFSA mitteilte, sieht sie deshalb keinen Anlass, ihre eigenen Schlussfolgerungen zur Bienengefährlichkeit der Insektizide Thiamethoxam, Clothianidin und Imidacloprid zu revidieren.

Der Igel stirbt in Großbritannien aus - Auch die Bestände an Singvögeln, Schmetterlingen und Säugern schrumpfen dramatisch

Die meisten Tierarten auf den Britischen Inseln sehen sich einem anhaltend dramatischen Rückgang ausgesetzt, und der Bestand etwa jeder dritten Spezies hat sich in den letzten 50 Jahren halbiert. Das ist das Fazit einer beispiellosen Studie. Die aktuelle Botschaft zur Lage der Natur wurde von 25 Umweltgruppen erarbeitet. Sie beruht auch auf jahrelangen Zählungen von Millionen Freiwilliger im Lande und zeigt: Egal ob im Wald oder auf Wiesen, in Bächen, Flüssen oder Meer - viele Säuger und Amphibien, Vögel, Fische und Insekten stecken in Schwierigkeiten. Auf und über landwirtschaftlich genutzten Flächen - sie machen drei Viertel im Königreich aus - ist der Vogelbestand seit 1970 um die Hälfte, die Zahl der Schmetterlinge um ein Drittel gesunken. Eine ähnliche Tendenz bei Sommerlerchen. Besonders dramatisch ist die Lage bei einem kleinen Säugetier. Der »Guardian«: »Der Igel verschwindet heute ebenso rasch wie der Tiger.« Doch während große und exotische bestandsgefährdete Tiere wie Tiger und Pandabären nach Ansicht des Ökologen Hugh Warwick »heute vom Status als Hollywood-Berühmtheiten in bestimmtem Maße« profitierten und Aufmerksamkeit auf sich zögen, vollzieht sich der Rückgang anderer Spezies oft unbemerkt - und alarmierend rasch.

Erst die Biene dann der Bachflohkrebs? Schädigung von Wasserlebewesen durch Imidacloprid

Neue Untersuchungen von WissenschaftlerInnen der Universität Utrecht in den Niederlanden zeigen, dass Belastungen von Oberflächengewässern mit dem Pestizid Imidacloprid zu einem Rückgang wirbelloser Kleinlebewesen in Gewässern führt (1). Die schädigende Wirkung des Neonikotinoids Imidacloprid auf Gewässerorganismen wurde auch durch Schweizer Forscher bestätigt: Besonders lang anhaltende Belastungen mit niedrigen Konzentrationen von Imidacloprid können dazu führen, dass Bachflohkrebse geschädigt werden und verhungern (2).

Mauersegler weiter im Abwind

Bei der Stunde der Gartenvögel 2013 wurden in Hessen knapp 65.000 Vögel in über 1750 Gärten beobachtet. Insgesamt beteiligten sich über 2.700 hessische Vogelfreunde an der großen Zählaktion des NABU und übertrafen das Vorjahres-Ergebnis um 5000 Vögel. Besorgniserregend ist der weitere Rückgang der Mauersegler (Apus apus): In den letzten fünf Jahren nahmen die Mauersegler-Sichtungen kontinuierlich von durchschnittlich 2,62 auf 1,64 Vögel pro Garten ab.

Den Schwalben gehen die Insekten aus

Das zwitschernde Quartett an der Spitze ist unverändert geblieben: Spatz (offizieller Name: Haussperling), Amsel, Kohl- und Blaumeise sind in NRW die hinterm Haus am häufigsten anzutreffenden Vögel. Das ist das vorläufige Endergebnis der „Stunde der Gartenvögel“, einer Zählaktion, zu der in diesem Frühjahr wieder der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) aufgerufen hatten. Mit beeindruckendem Ergebnis: Bis zum Ende der Aktion am 21. Mai hatten in NRW insgesamt 7363 Vogelfreunde in 5066 Gärten 177 928 Vögel gezählt. Auf der Verliererseite verzeichneten vor allem Rauchschwalben Hirundo rustica (minus 24 Prozent) und Mauersegler Apus apus (minus 25 Prozent) dramatische Einbrüche. Auch die Mehlschwalbe (Delichon urbicum) musste mit einem Minus von 14 Prozent deutliche Verluste hinnehmen.