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Pestizid-Bewertung der EU ist fehlerhaft und führt zu Umwelt-Belastung

Wissenschaftler des des Instituts für Umweltwissenschaften Landau weisen jetzt nach, dass die mathematischen Modelle zur Bestimmung der Gefahr durch Pilzgifte, die Realität nicht widerspiegeln. Alarmierendes Ergebnis: „In bis zu vier von zehn Fällen war die tatsächliche Belastung der Gewässer höher als vorausberechnet.“ Knapp die Hälfte aller in der EU eingesetzten Pflanzenschutzmittel seien Fungizide, beschreiben die Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau den Anlass für ihre Studie. Bauern spritzen die Gifte „regelmäßig in größeren Mengen“, sagen die Wissenschaftler und wissen: „Etwa bei Regen werden die Mittel in Flüsse und Seen geschwemmt, wo sie in höheren Konzentrationen Effekte auf Tiere und Pflanzen hervorrufen können.“ Viele Fungizide wirkten nämlich nicht spezifisch gegen Pilze, sondern „verhindern allgemeine Prozesse in Zellen wie die Energieproduktion oder deren Teilung“.

Von den rund 600 als gefährdet eingestuften Pflanzenarten Südtirols sind 41 Prozent durch die intensive Landwirtschaft gefährdet

Die intensive Landwirtschaft verantwortet einen dramatischen Artenrückgang. Nach einer Studie der Europäischen Umweltagentur, ist in den letzten 20 Jahren der Bestand an Wiesenschmetterlingen um rund 50 Prozent zurückgegangen. Landwirtschaftliche Monokulturen und starker Pestizideinsatz zerstören demnach Europaweit den Lebensraum der Schmetterlinge. „Wir brauchen eine Landwirtschaft, die Artenvielfalt in unsere Obst- und Weinanlagen, Äcker und Wiesen zurück bringt, und das ist das Ziel unserer Naturschutz-Beratung,“ sagt Bioland-Obmann Michael Oberhollenzer. „Die Biologische Bewirtschaftung der Betriebe ist der grundlegende Schritt, um die Südtiroler Natur zu schützen. Wir Bioland-Bauern gehen noch weiter, indem wir zusätzlich aktive Naturschutzmaßnahmen am Betrieb treffen.“ Von den rund 600 als gefährdet eingestuften Pflanzenarten Südtirols sind 41 Prozent durch die intensive Landwirtschaft gefährdet. Neben Pflanzen feuchter Standorte sind typische Wiesenarten von Standorten mit geringem bis mittlerem Nährstoffgehalt besonders betroffen.

Norbert Straumann: Voraussetzungen für ein naturwissenschaftliches Studium

Die Bitte von Herrn Wegenast, ein paar Seiten zu diesem Thema zu schreiben, konnte ich nicht abschlagen, aber zunächst war ich etwas ratlos. Allgemein gehaltene und ausgewogene Artikel darüber gibt es viele. Nach einigem Zögern habe ich mich entschlossen, diese Zeilen aus ganz persönlicher Sicht zu schreiben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie unerhört wichtig es für junge Menschen ist, neben guten auch ein paar herausragende Lehrer zu haben, die neben persönlichen und pädagogischen Qualitäten ausserdem ein überzeugendes tiefes Verständnis ihres Faches besitzen. Im Umfeld der Schule gibt es nichts, was aufgeweckte neugierige junge Menschen stärker prägen kann. Im Vergleich dazu sind die vielen, noch so gutgemeinten Reformen unwichtig. Aus vielerlei Gründen ist es heute offenbar schwieriger, die Jugend für die "harten" Disziplinen der Naturwissenschaften zu begeistern. Leisten können dies allenfalls qualifizierte Lehrer. Wie kann sonst ein Verständnis für die modernen exakten Naturwissenschaften mit ihren so wesentlichen abstrakten Konstruktionen vermittelt werden? "Was wir betonen müssen, ist die ideale Seite der naturwissenschaftlichen Studien, ihre Schönheit und innere Wahrhaftigkeit; ihre Kraft phrasenloses Denken und rücksichtsloses Schliessen im Schüler zu entwickeln". Diese Forderung zu den Massstäben des Unterrichts stammt von Arnold Sommerfeld, einem der bedeutendsten Lehrer in den exakten Wissenschaften des 20.Jahrhunderts.

Türkische Paprikas in EU mit 15-facher Menge eines Insektizids als erlaubt entdeckt

Das Schnellwarnsystem für Lebensmittel (Rapid Alert System for Food, RASSF) hat den Eintritt von drei getrennten Paprikaposten aus der Türkei in der Europäischen Union (EU) festgestellt, die zerstört wurden, da sie bei weitem die Maximalen Rückstandsmengen (MRL) mit dem weltweit verwendeten Insektizid Malathion überschritten, die erlaubt sind. Das Brüssel dienende RASSF sagte, das ist ohne Zweifel die schwerste Feststellung bei Gemüse in den letzten Monaten. Und die kompetenten Behörden für dieses Thema in dem UK waren gezwungen, eine Lieferung grüne Bohnen aus Kenia zu zerstören, die einen Cocktail an Pestziden enthielt, darunter die 31,5-fache Menge von Dimethoate als erlaubt. Malathion ist ein starkes phosphororganisches Insektizid. In zwei Fällen waren die in der EU akzeptierten MRL für diese Chemikalie mit Werten von 0,4 und 0,038 Milligramm pro Kilogramm der Substanz bei den Proben überschritten, bei Paprika sind maximal 0,02 Milligramm erlaubt sind. Die dritte Probe hat die MRL jedoch bei weitem überstiegen, da das Malathion bei 0,288 Milligramm pro Kilo lag, was das 14,4-fache des Erlaubten ist.

Grüne Bohne: Viele Pflanzenschutzmittelrückstände

In den zurückliegenden Untersuchungsjahren wurde bei grünen Bohnen immer wieder ein erhöhter Anteil an Höchstmengenüberschreitungen festgestellt, insbesondere bei Bohnen aus Kenia und Marokko. Daher werden auch in diesem Jahr im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung Bohnen auf Rückstände an Pestiziden untersucht. In unserem Bericht sind die Untersuchungsergebnisse von 2010 bis Juni 2013 zusammengefasst. Am CVUA Stuttgart wurden im Berichtszeitraum (2010 bis Juni 2013) insgesamt 180 Proben grüne Bohnen aus verschiedenen Herkunftsländern auf Rückstände von über 600 Pestiziden untersucht. Bei 127 der 180 (70,5%) Proben wurden Rückstände an Pflanzenschutzmitteln festgestellt, wobei 99 Proben (55%) mehr als einen Wirkstoff pro Probe (Mehrfachrückstände) aufwiesen. Insgesamt 18 Proben stammten aus ökologischer Erzeugung, diese waren praktisch rückstandsfrei. Bezogen auf Bohnen aus konventioneller Erzeugung wurden bei 16% der Proben Höchstmengenüberschreitungen festgestellt (Zum Vergleich: in 2012: 24,5%; in 2011: 5,7%; in 2010: 20%; in 2009: 8%). In drei Fällen wurden Rückstandsgehalte eines einzelnen Wirkstoffes festgestellt, die zu einer Überschreitung der toxikologisch noch akzeptablen Aufnahmemenge, der sogenannten akuten Referenzdosis (ARfD) bezogen auf Kleinkinder, führten. Eine Probe davon wurde als möglicherweise gesundheitsschädlich beurteilt.

Kröten und Fröschen in Berlin vom Aussterben bedroht

Sie knattern, pfeifen, quaken: Das Balzritual von Kröten und Fröschen ist eigentlich kaum zu überhören. Doch Forscher registrieren es in Berlin immer seltener: Viele Amphibienarten seien in ihrer Existenz bedroht, warnt der Biologe Rolf Schneider. "Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre ist schrecklich", sagt der Wissenschaftler der HU Berlin. Wie zuletzt eine Arbeit an seinem Institut ergab, ist etwa die streng geschützte Kreuzkröte im Norden Berlins ausgestorben. Wenig anders wird es der Wechselkröte ergehen, befürchtet Schneider. In Deutschland leben nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) 21 der rund 6000 weltweit bekannten Amphibienarten - rund die Hälfte davon gilt als bedroht. "Problematisch ist es für Amphibien vor allem dort, wo Landwirte unser Essen anbauen", sagt Artenschutzexperte Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu). Pestizide machen Insekten den Garaus, die auf dem Speiseplan der Kröten stehen. "Zudem reagiert auch die Haut der Amphibien auf Chemikalien sehr empfindlich." Überdüngung wiederum zerstört den natürlichen Lebensraum der Kröten: Nitrat lässt Tümpel umkippen. Es gerate vor allem dort ins Wasser, wo intensive Landwirtschaft und Gewässer dicht beieinander liegen, wie in der Uckermark, sagt Heiermann.

Öko-Pflanzenschutz wirksamer als Neonicotinoide - erste Großflächenanwendung von Nematoden erfolgreich

Im Sommer kam es zu einer heftigen Diskussion rund um Bienenschäden beim Einsatz von Neonicotinoid-Beizmitteln im
Maisbau, die zu einem Verbot dieser Mittel führte. Viele Maisbauern waren verunsichert und glaubten, dass es keine Alternative zu den in Verruf geratenen Beizmitteln gibt. Nun bestätigt eine aktuelle Untersuchung der AGES: Mit dem antagonistischen Pflanzenschutzmittel dianem - auf Basis von Nematoden (Fadenwürmern) - wird der gefährliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) sogar effizienter bekämpft als mit Neonicotinoiden. Der wissenschaftliche Feldversuch der AGES in Deutsch Jahrndorf (Bgld) stellt dianem ein hervorragendes Zeugnis aus: "In sämtlichen ausgebrachten Konzentrationen des Prüfmittel konnte eine signifikante Wirkung auf die Larven des Maiswurzelbohrers gegenüber der unbehandelten Kontrollfläche festgestellt werden. (...) Die hieraus resultierenden Wirkungsgrade zwischen 60 und 70% können als sehr hoch eingestuft werden." Im AGES-Versuch stellt sich ferner heraus, dass mit dianem die ausgebrachte Population der Maiswurzelbohrer auf unter 8 Käfer pro Pflanze gedrückt werden konnte. Zum Vergleich: Beim ausgebrachten Neonicotinoid verblieben durchschnittlich 12,2 Käfer pro Pflanze (Unterschied 50%!). Bei der unbehandelten Kontrollfläche wurden mehr als 21 Käfer je Pflanze gezählt.

Von 1990 bis 2006 haben die Fisch-Bestände in der Aare teilweise um bis zu 80 Prozent abgenommen

Die Untersuchung geht darauf zurück, dass die kantonale Angelfischerstatistik für die Jahre 1990 bis 2006 einen steten Rückgang der Fische auswies – bei Bachforellen beträgt er 80 Prozent. Weil Fische als ausgezeichnete Indikatoren für den Zustand der Umwelt gelten, waren die Behörden durch diese Zahlen alarmiert. Durchgeführt haben die Untersuchung Personen aus dem kantonalen Fischereiinspektorat, dem Amt für Wasser und Abfall, der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag), der Vogelwarte Sempach, Forscher der Universitäten Bern und Lausanne und weitere Partner. Sie untersuchten die Aare zwischen dem Auslauf des Thunersees bis zum Übergang in den Wohlensee bei Bremgarten bei Bern sowie ihre Zuflüsse. Dies in den Jahren 2009 bis 2012. Ein Hauptaugenmerk galt der Bachforelle.

Bei einem Fünftel der wandernden Vogelarten, die in Deutschland vorkommen, sind die Bestände rückläufig

Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Vögel in Deutschland 2012“, die speziell den Vogelzug beleuchtet. Wichtige Ursachen für den Rückgang der Zugvogelarten sind die verschlechterten Lebensbedingungen in großflächigen strukturarmen Agrarlandschaften sowie der Klimawandel. Konkret nahmen in den letzten 25 Jahren die Rast- oder Überwinterungsbestände von 64 (= 21 Prozent) der 305 wandernden und regelmäßig in Deutschland auftretenden Vogelarten ab. Die besorgniserregende Entwicklung zeigt sich zum Beispiel bei Raufußbussard (Buteo lagopus) und Ohrenlerche (Eremophila alpestris). „Es zeigt sich, dass der Klimawandel nicht ohne Folgen für die Zugvögel bleibt. Die Zugzeiten der Vögel verschieben sich meist nicht synchron zu den Änderungen in der jahreszeitlichen Vegetations- und Insektenentwicklung. Der Bruterfolg verringert sich dadurch und die Arten werden seltener“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel.

Der deutsche Bundesrat hat die Regierung dazu aufgefordert, dem Spritzen von Getreide mit Glyphosat kurz vor der Ernte ein Ende zu setzen

Die Gefahr von Rückständen in Lebensmitteln wird als erhöht betrachtet. Der Bundesrat, die Vertretung der Bundesländer, fordert, dass die Regierung sich für ein grundsätzliches Verbot der Anwendung von Glyphosat zur Abreifebeschleunigung einsetzt, wie Agra-Europe schreibt. Allenfalls sollen klar abgegrenzte Ausnahmen - etwa im Fall von Spätverunkrautung - zugelassen werden. Der Bundesrat hält das Verbot für notwendig, weil die Anwendung von Glyphosat kurz vor der Ernte vermutlich die Haupteintragsquelle in die Lebensmittelkette darstelle. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes hat sich Baden-Württemberg im Bundesrat erfolgreich dafür eingesetzt, die Glyphosatanwendung zur Ernteerleichterung zu verbieten, schreibt proplanta.de. Die Bundesregierung wird deshalb aufgefordert, dieser "immer noch verbreiteten landwirtschaftlichen Praxis" einen Riegel vorzuschieben.