Von den rund 600 als gefährdet eingestuften Pflanzenarten Südtirols sind 41 Prozent durch die intensive Landwirtschaft gefährdet

Die intensive Landwirtschaft verantwortet einen dramatischen Artenrückgang. Nach einer Studie der Europäischen Umweltagentur, ist in den letzten 20 Jahren der Bestand an Wiesenschmetterlingen um rund 50 Prozent zurückgegangen. Landwirtschaftliche Monokulturen und starker Pestizideinsatz zerstören demnach Europaweit den Lebensraum der Schmetterlinge. „Wir brauchen eine Landwirtschaft, die Artenvielfalt in unsere Obst- und Weinanlagen, Äcker und Wiesen zurück bringt, und das ist das Ziel unserer Naturschutz-Beratung,“ sagt Bioland-Obmann Michael Oberhollenzer. „Die Biologische Bewirtschaftung der Betriebe ist der grundlegende Schritt, um die Südtiroler Natur zu schützen. Wir Bioland-Bauern gehen noch weiter, indem wir zusätzlich aktive Naturschutzmaßnahmen am Betrieb treffen.“ Von den rund 600 als gefährdet eingestuften Pflanzenarten Südtirols sind 41 Prozent durch die intensive Landwirtschaft gefährdet. Neben Pflanzen feuchter Standorte sind typische Wiesenarten von Standorten mit geringem bis mittlerem Nährstoffgehalt besonders betroffen.

Als erforderliche Schutzmaßnahmen, um das Überleben vieler gefährdeter Arten zu sichern, fordern die Wissenschaftler Extensivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft und die Gestaltung ökologischer Ausgleichsflächen. Die Biolandbauern setzen genau hier an: durch die Realisierung von Wildniszonen, den Verzicht auf anorganische Düngemittel und Herbizide betreiben sie aktiven Naturschutz auf ihren Betriebsflächen.

Je geringer das Angebot an verschiedenen Pflanzenarten auf einer Fläche ist, desto verarmter ist in Folge auch die Insektenwelt, die Anzahl der Vogel-, Ampibien-, Reptilien- und Kleinsäugerarten. Zudem wirkt sich die oberirdische Artenvielfalt auf die unterirdische Biodiversität und somit auch auf die langfristige Bodenfruchtbarkeit aus.

Die Studie SoilDiv des EURAC-Instituts für Alpine Umwelt und des Instituts für Ökologie der Universität Innsbruck zu diesem Thema hat gezeigt, dass die Südtiroler Böden von biologisch bewirtschafteten Anlagen doppelt so viele Bodentiere beheimaten können wie die Böden konventionell bearbeiteter Flächen.

Mit der Erweiterung des Beratungs-Angebotes im Bereich Ökologie und Naturschutz leistet der Bioland Verband einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf den Grundstücken seiner Mitglieder.

Indem Bioland-Bauern einerseits keine chemischsynthetischen Pestizide einsetzen, aber andererseits auch gezielt ökologische Maßnahmen – wie Pflanzung artenreicher Hecken, Pflege von Wildblumenstreifen, Anlegen von Feucht- und Trockenbiotopen – gestalten sie wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tierarten. „Die Ökologie- und Naturschutzberatung hilft dem Landwirt, Naturschutzbelange einfacher in seinem Betriebsablauf zu berücksichtigen und sein Potential für mehr Artenschutz zu nutzen,“ sagt Oberhollenzer.

Neben dieser Beratung bietet der Bioland-Verband seinen Mitgliedern und Interessierten auch eine kompetente Umstellungsberatung zu den Themen biologische Viehwirtschaft, biologischer Obst-, Wein-, Gemüse-, Kräuter-, Beeren- und Ackerbau sowie biologische Imkerei.

Bioland Südtirol ist mit über 500 Mitgliedern und 27 Partnern in Südtirol der größte Bioverband.

Quelle: Die neue Südtiroler Tageszeitung, 5. Dezember 2013
http://www.tageszeitung.it/2013/12/05/weniger-schmetterlinge/