Deutsch

Deutsch

Starker Rückgang der Kreuzkröten auf Sylt

In den Dünentümpeln von Sylt und Amrum lebte bislang eine der größten Populationen der in Deutschland stark gefährdeten Kreuzkröte (Epidalea calamita, Synonym: Bufo calamita). Nun zeigen Untersuchungen der Sylter Naturschutzverbände und eines biologischen Gutachters, dass die Kreuzkröten kaum noch Nachwuchs und im Bestand stark abgenommen haben. Hierzu der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer: "Wir haben in der Balzzeit Anfang Mai noch einige Hundert rufende Krötenmännchen in den Dünentälern festgestellt. Nach dem feuchten Frühjahr müssten dort nun Tausende von Babykröten sein – aber es sind fast keine da.“ Auch auf Amrum sind kaum noch Kreuzkröten zu finden, auf Föhr ist die Art bereits ausgestorben.

Drei Neonikotinoide jetzt auch zur Beizung von Wintergetreide verboten. BUND begrüßt Eilverordnung, fordert aber Verbot aller Neonikotinoide

Der BUND begrüßt das neue Verbot der Neonikotinoide Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid zur Saatgutbeizung für Wintergetreide. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hatte per Eilverordnung ein „vollständiges Verbot der Einfuhr und des Inverkehrbringens“ dieser drei Pestizidwirkstoffe angeordnet. Der BUND-Pestizidexperte Tomas Brückmann sagte zu der Entscheidung: „Neonikotinoide tragen maßgeblich zum weltweiten Bienenvölkersterben bei. Das gesetzliche Verbot zur Beizung von Wintergetreide kann nur ein Schritt auf dem Weg dazu sein, alle Neonikotinoide vom Markt zu nehmen. Neonikotinoide stören das Immunsystem und das Lernvermögen der Bienen erheblich. EU-weit sind die drei jetzt per Eilverordnung eingeschränkten Neonikotinoide zwar seit Dezember 2013 für bienenrelevante Kulturen verboten. Experten kritisieren aber, dass auch die Verwendung in so genannten nicht bienenrelevanten Kulturen große Gefahren für Bienen und Umwelt verursacht. Weitere gefährliche Neonikotinoide sind außerdem noch ohne jegliche Einschränkung zugelassen. Landwirtschaftsminister Schmidt muss jetzt konsequent sein und das zuständige Bundesamt anweisen, die Zulassungen aller neonikotinoidhaltiger Produkte zurückzunehmen. Neonikotinoide sind Nervengifte, die Bienen und andere Lebewesen erheblich schädigen, sie müssen deshalb ausnahmslos verboten werden.“

Forscher dokumentieren dramatischen Rückgang der Weidenammer-Bestände

Wie dramatisch der Rückgang der Weidenammer-Bestände ist, zeigt jetzt erstmals in Gänze eine umfassende Studie, an der Wissenschaftler aus Deutschland, England, Russland, Finnland und Japan beteiligt waren. Die Forscher dokumentieren den globalen Zusammenbruch der Population. Die Brutgebiete der Weidenammer (Emberiza aureola) erstreckten sich auf fast 16 Millionen Quadratkilometern von Finnland im Westen bis zur russischen Pazifikküste und Japan im Osten. Zur Überwinterung ziehen die Vögel über China nach Südostasien. Noch in den 1980er Jahren schätzten Ornithologen den Weltbestand auf Hunderte Millionen Tiere. Zwischen 1980 und 2013 gingen die Bestandszahlen jedoch um rund 90 Prozent zurück, wie die neue Studie zeigt. Das Verbreitungsgebiet ist im Westen um etwa 5000 Kilometer geschrumpft – im europäischen Teil Russlands ist die Weidenammer inzwischen so gut wie ausgestorben. "Ein so schneller und starker Rückgang einer über ein solch riesiges Gebiet verbreiteten Art ist sehr selten", betont Dr. Johannes Kamp, Erstautor der Studie und Landschaftsökologe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU).

Immer mehr norddeutsche Vögel sind vom Aussterben bedroht

Man hat sich mit Uwe Westphal verabredet, um mit ihm über heimische Singvögel zu sprechen. Er ist das, was man einen Experten nennt, er hat Biologie mit den Schwerpunkten Zoologie und Ökologie studiert, er hat lange Zeit beim Nabu gearbeitet, war Biologe an der Naturschutz-Akademie in Wetzlar, und außerdem und vor allem hat er die Begabung, Vogelstimmen zu imitieren. Er wuchs auf einem Bauernhof im niedersächsischen Maschen auf, und dort und damals war die Welt noch in Ordnung. Der Storch saß beim Nachbarn auf dem Scheunendach, die Schwalben flogen abenteuerliche Manöver, über den Feldern sangen die Feldlerchen, und Kiebitze, die gab es auch. Und heute? Uwe Westphal kneift die Augen zusammen. „Heute?“, fragt er zurück, beinahe klingt es verächtlich. „Der Hänfling ist kaum noch da. Die Lerche, früher ein Allerweltsvogel, ist heute eine Besonderheit. Die Grauammer ist im Westen ganz verschwunden. Und der Kiebitz? Der wurde nach unten regelrecht durchgereicht. Stand erst auf der Vorwarnliste, dann stufte man ihn als gefährdet ein, dann als stark gefährdet, und bald wird es heißen, er sei vom Aussterben bedroht. Wir sind mitten im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier“, sagt er, „wir wissen nicht, wie es ausgeht. Es ist apokalyptisch.“

Die Bestände des Rebhuhns, des Kiebitzes und der Grauammer in NRW haben sich in den letzten fünf Jahren halbiert

Mit dem kürzlich erschienenen Brutvogelatlas für ganz NRW sind wir nun erstmalig in der Lage, den Rückgang der Feldvögel flächendeckend zu dokumentieren. Diesem liegen Erhebungsdaten aus dem Zeitraum 2005 bis 2009 zugrunde, die mit Daten aus den 1990er Jahren verglichen werden können. Dazu kommen für die häufigeren Arten Daten aus dem landesweiten Brutvogelmonitoring (DDA und NWO) bzw. der ökologischen Flächenstichprobe (LANUV). Dem Brutvogelatlas lässt sich entnehmen, dass unsere Feldvögel, insbesondere die Bodenbrüter, – mit Ausnahme der Wiesenschaftstelze – in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten im Bestand z.T. rapide abnehmen, so dass viele heute auf der Roten Liste in einer Gefährdungskategorie eingestuft werden. Der Ortolan ist in den letzten Jahren schon in NRW ausgestorben. Mit der Bestandsabnahme geht ein Schrumpfen der besiedelten Fläche einher, so dass einige Gebiete inzwischen auch von ehemaligen Allerweltsvögeln wie Kiebitz oder Feldlerche geräumt wurden. Ein ähnlicher Verlauf setzte bei den im feuchten Grünland lebenden Limikolen, wie Bekassine, Uferschnepfe und Rotschenkel, schon viel früher ein, so dass diese heute weitgehend auf gemanagte Feuchtwiesengebiete beschränkt sind und sich ihr Bestand hier auf niedrigem Populationsniveau stabilisiert bzw. weiterhin leicht abnimmt. Erfahrungen und Untersuchungen nach Abschluss der Kartierungen für den Brutvogelatlas zeigen, dass sich die Bestandssituation der Feldvögel in den letzten fünf bis sechs Jahren weiter erheblich verschlechtert hat und dieser Prozess nach wie vor anhält. So haben sich die Bestände des Rebhuhns, des Kiebitzes und der Grauammer in diesem kurzen Zeitraum etwa halbiert.

Artenschutz-Report alarmierend

Gestern veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) den ersten umfassenden Artenschutzbericht für alle in Deutschland lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Demnach sind ein Drittel aller Arten in ihrem Bestand gefährdet und vier Prozent bereits ausgestorben. Eine der Hauptursachen für die dramatische Lage sieht das BfN in der Intensivlandwirtschaft und fordert nachdrücklich, den Naturschutz zu verstärken. Die Studie unterstreicht den enormen Einfluss der Landwirtschaft auf die Biodiversität, da sie knapp die Hälfte der zur Verfügung stehenden Fläche verbrauche. Enge Fruchtfolgen, Zunahme an Herbizid- und Düngemitteleinsatz und Monokulturen verbunden mit Vervielfachungen der Ackergrößen und Verlust von Grünland sind einige Gründe für den Rückgang der Artenvielfalt. Betroffen sind sämtliche Tier- und Pflanzenarten. Knapp die Hälfte aller Insekten sind bedroht, extrem selten oder ausgestorben. Besonders besorgniserregend ist die negative Entwicklung bei den 600 Wildbienenarten. Bei den Vögeln hat sich speziell bei den Brutvögeln die Lage verschlechtert. Beim Rebhuhn gebe es sogar einen Rückgang von 90 Prozent. Auch die Population der Feldhamster ist gefährlich rückläufig.

Projekt zur Erhaltung des Goldenen Scheckenfalters im Mai 2015 gestartet

Dort wo Bayern, Sachsen und Tschechien zusammentreffen, gibt es im Grünen Band die letzten sächsischen Vorkommen des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia). Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Goldene Scheckenfalter im sächsischen Tiefland weit verbreitet. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts sind seine Populationen jedoch europaweit im Rückgang begriffen. In Deutschland gingen allein zwischen 1950 und 2002 drei Viertel der Populationen verloren. Dieser Trend vollzog sich auch in Sachsen. An der Wende zum 21. Jahrhundert kommt der Goldene Scheckenfalter nur noch im südwestlichen Vogtland und hier insbesondere im Grünen Band vor. Nun soll im Rahmen eines (bundes)länderübergreifenden Verbundprojektes zwischen Bayern, Sachsen und der Tschechischen Republik die Lebensraumsituation für den Goldenen Scheckenfalter verbessert, die bestehenden Vorkommen stabilisiert und im Projektgebiet eine überlebensfähige Population aufbaut werden. Das Projekt wird bis 2021 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit / Bundesamt für Naturschutz, dem Bayerischen Naturschutzfonds und dem Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft gefördert. In der Tschechischen Republik beteiligt sich die Organisation AMETYST an dem Projekt.

Innerhalb der vergangenen 20 Jahre sind bis zu 80 Prozent der Biomasse aller Fluginsekten in Nordrhein-Westfalen verschwunden

Die Naturschutzorganisation NABU hat angesichts eines dramatischen Rückgangs von Insektenpopulationen in NRW ein Eingreifen der Landesregierung gefordert. Regionale Messungen hätten ergeben, dass innerhalb der vergangenen 20 Jahre bis zu 80 Prozent der Biomasse aller Fluginsekten in Nordrhein-Westfalen verschwunden seien, sagte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW am Donnerstag. Anlass war der Internationale Tag der Artenvielfalt am 22. Mai.
Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig. Einer davon sei vor allem der Einsatz hocheffizienter Pestizide in der Landwirtschaft, so der NABU. Ein «Hauptschuldiger» lasse sich allerdings nicht ausmachen. Ähnlich alarmiert über die Situation äußerte sich der Sprecher des Landesamts für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz, Peter Schütz. Er kritisierte die zunehmende Zerstörung artenreicher wilder Wiesen zugunsten artenarmer Acker- oder Grünlandflächen. Der starke Rückgang der Insekten hätte auf lange Sicht auch wirtschaftliche Folgen.

Angler schlagen Alarm - Unser Neckar stirbt!

Hans-Hermann Schock (66) ist das Lachen vergangen. Er ist Vorsitzender des Württembergischen Angler Vereins.
Sein Problem: Im Neckar gibt es immer weniger Fische, seine Netze bleiben immer öfter leer. Der Bestand ist um 80 Prozent geschrumpft. Vor 10 Jahren haben die Angler pro Jahr noch fast zehn Tonnen Fische im Neckar gefangen. Jetzt sind es nur noch zwei Tonnen. Lachse gibt es im Neckar nicht mehr. Schock: „Daraus kann man schließen, dass die Menge der Fische, die im Neckar leben, gesunken ist.“ Diese Entwicklung hat auch der letzte Neckar-Berufsfischer Jürgen Seybold (60) beobachtet: „Der Rückgang ist gigantisch.“ Genaue Zahlen hat er nicht.

Artenschutz-Report: Jede dritte Art in Deutschland gefährdet

Jede dritte untersuchte Art in Deutschland ist nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) gefährdet. Das geht aus heute vorgestellten ersten umfassenden Artenschutz-Report hervor. In Europa ist fast jede dritte Vogelart vom Aussterben bedroht oder steht auf der Warnliste, wie ein Bericht der EU-Kommission und der Europäischen Umweltagentur (EEA) zeigt. Ob Rebhuhn oder Wildbienen: „Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist alarmierend“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. Das nationale Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, werde bislang verfehlt. Eine wichtige Ursache hierfür sei die intensive Landwirtschaft. Jessel forderte eindringlich, die Anstrengungen für den Naturschutz zu verstärken. Umweltorganisationen wie WWF, BUND und NABU werten den Bericht als Alarmsignal.