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So wenige Vögel wie in diesem Winter hatten wir schon lange nicht mehr

Schon im Dezember gab es Hinweise darauf, dass die Anzahl der Vögel in den Gärten oder an Futterhäusern immer mehr abnimmt. Dass dort und in den Parks der Städte bisweilen Stille herrsche. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hatte die Botschaft damals versendet und gleich auch ein Angebot gemacht: Vom 6. bis 8. Januar hatten Vogelbeobachter zum siebten Mal die Möglichkeit, 60 Minuten lang die Vögel zu zählen, die sie beobachten konnten. Jetzt liegen die Ergebnisse der gemeldeten Daten der „Stunde der Wintervögel“ vor – und sie bestätigen im Februar den Trend vom Dezember.

Kiebitze und Unken verschwinden im Rhein-Main-Gebiet

Als besonders bedrohlich erweist sich die immer intensivere Landwirtschaft. „Auf den Äckern und Wiesen stellen wir einen massiven Artenrückgang fest“, sagt NABU-Mitarbeiter Mark Harthun. Acker-Bodenbrüter wie Feldlerche (Alauda arvensis) und Kiebitz (Vanellus vanellus) gebe es in Hessen immer seltener. Auf den Äckern nisten die Tiere nicht, weil Jahr für Jahr in riesigen Mengen Pestizide gesprüht werden. Nicht nur wegen der Giftstoffe selbst, sondern auch weil die Getreide- und Grashalme durch das Düngen immer dichter wachsen, brüten dort kein Vögel mehr, wie es heißt.

Chlorpyrifos vermindert bei Bienen Lern- und Gedächtnisleistung

Honigbienen leiden unter einem Defizit beim Lernen und Abrufen von Informationen aus dem Gedächtnis, sofern sie mit geringen Dosen des Insektizids Chlorpyrifos in Berührung kommen. Für die in der Zeitschrift Ecology publizierte Studie wurden Honigbienen auf ihren Gehalt an Chlorpyrifos untersucht. Dafür wurden Bienen an 17 unterschiedlichen Standorten im neuseeländischen Otago gesammelt. Für die Anwendung von Chlorpyrifos existieren zwar Richtlinien, um Nützlinge vor einer Belastung zu schützen, doch das Pestizid ist eines von vielen, das regelmäßig in Honigbienen nachgewiesen wird.

Überlebenskampf für Großvögel im Rheintal

Manch einer hält sie für die originelle Aktion eines Künstlers. Skulpturen, die regungslos am Rand viel befahrener Straßen im Rheintal stehen: graue, schlanke, grazile Vogelkörper. Doch es handelt sich dabei nicht um Kunstwerke von Menschenhand, sondern um echte Schöpfungen der Natur aus Fleisch und Blut: Graureiher (Ardea cinerea) und Silberreiher (Ardea alba, Syn.: Casmerodius albus, Egretta alba) „Ja, man sieht diese Vögel derzeit vermehrt an den Straßenrändern“, bestätigt Ornithologe Alwin Schönenberger (65), Intimkenner der Vogelwelt im Rheintal.

In Deutschland werden 6,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet

Bioland, der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland, verzeichnet für das Jahr 2016 Rekordzuwächse. Die Mitgliederzahl stieg um 626 auf 6861 Betriebe. Bioland-Bauern bewirtschaften mittlerweile 343’489 Hektaren. Das entspricht einem Plus von 38’560 Hektaren und damit 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen für den Biolandbau deutlich verbessern, fordert der Verband in einer Mitteilung. Nur so könne der Wunsch der Konsumenten nach mehr Bio-Lebensmitteln aus Deutschland erfüllt werden.

Lebensbedingungen für Amsel, Drossel, Fink und Star sind in München "generell miserabel"

Erstaunlich viele Pfeile zeigen nach unten in der jüngsten Münchner Statistik über die Zahl der Wintervögel. Rückgänge sowohl bei Meisen, wie auch beim Buchfink oder Grünfink. Doch es sind nicht die absoluten Zahlen der bundesweiten Erhebung von Anfang Januar, die Sophia Engel vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in München Sorgen machen. Es ist ihr längerfristiger Vergleich mit anderen deutschen Großstädten. Engel sah sich deren Statistiken aus den vergangenen sieben Jahren an, und da sei München "Rekordhalter im negativen Sinn".

Schwäneschwund in Gmunden

Da waren's nur noch 41 Schwäne am Traunsee nämlich. Auf diese Bestandszahl sind die Vogelzähler von Bird-Life am 14. Jänner bei der jährlichen Wintervogelzählung gekommen. 46 waren es vor einem Jahr, 51 vor zwei Jahren. Im Langzeitvergleich zeigt sich der Rückgang viel dramatischer, berichtet Gerhard Forstinger (59) aus Ohlsdorf, der die Zählung am Traunsee geleitet hat. Denn in den 1990er-Jahren tummelten sich in den Wintermonaten noch regelmäßig mehr als 120 Schwäne im Uferbereich an der Esplanade. Damit ist es längst vorbei.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts sind 80 Prozent der Vögel in Deutschland verloren gegangen

Rund um den kleinen Ort Billafingen, wo Peter Berthold, einer der bekanntesten Vogelexperten Deutschlands wohnt, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Malerisch umgeben Wiesen, Äcker und kleine Wälder den Ort im Bodenseekreis. Doch selbst hier zwitschert es immer weniger von Bäumen und Hecken – denn auch in dieser Gegend nimmt das globale Vogelsterben seinen Lauf. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts sind 80 Prozent der Vögel in Deutschland verloren gegangen, das hat Berthold für sein neuestes Buch recherchiert.

Etwa 20 Vogelarten sind aus Hattingen verschwunden

Der Kuckucksruf erklang vor 20 Jahren häufig in Hattingen. „Den Kuckuck (Cuculus canorus) gibt es nicht mehr auf Hattinger Stadtgebiet“, sagt der Vogelexperte Thomas Griesohn-Pflieger . Seit 1994 beobachtet er die hiesige Vogelwelt. Die hat sich mit den Jahrzehnten stark verändert. Etwa 20 Vogelarten, die vor 20 Jahren noch da waren, gibt es nicht mehr. „Der Kuckuck ist beispielsweise ein guter Indikator für die Kleinvögeldichte, denn er braucht viele Kleinvögel, in deren Nester er seine Eier legen kann.