Massiver Rückgang bei Wiesenvögeln in Tirol

Das Zwitschern auf Tirols Äckern und Wiesen wird immer leiser: Und das liegt am massiven Rückgang zahlreicher Vogelarten, schlagen Biologen Alarm. Betroffen seien vor allem jene gefiederten Freunde, die im Kulturland leben. „In diesem Bereich verzeichnen wir einen Rückgang von etwa 40 Prozent in den vergangenen 20 Jahren“, sagt Katharina Bergmüller von der „Tirol-Filiale“ der Vogelschutzorganisation Birdlife.

Sorgenkind Nummer eins ist in Tirol die Feldlerche (Alauda arvensis) : Diese einst weit verbreitete Vogelart sei bereits fast völlig verschwunden, erklärt Bergmüller: „Jetzt gibt es nur noch zwischen 100 und 200 Brutpaare.“ Alles andere als rosig ist auch die Zukunft des Braunkehlchens (Saxicola rubetra), der Nummer zwei auf der Sorgenskala: Diese kleine Vogelart ist im gesamten EU-Raum stark gefährdet, in Luxemburg sogar schon ausgestorben. In Tirol nicht – „bei uns ist eines der letzten Rückzugsgebiete dieser Spezies“, so Bergmüller, die den heimischen Bestand mit etwa 500 Brutpaaren beziffert. Österreichweit wird der Rückgang von Birdlife mit 42 Prozent seit 1998 angegeben.

Allerdings wird das (Über-)Leben für die Braunkehlchen auch in Tirol immer härter: „Braunkehlchen kommen erst relativ spät aus Afrika zurück und bevorzugen beim Nestbau nährstoffreiche, flache Wiesen.“ Flächen also, die auch die Landwirtschaft bevorzugt. Bis die Jungvögel Ende Juni/Anfang Juli flügge sind, war meist schon die Mähmaschine da. Ein Problem, das viele heimische Zugvogelarten haben, die größtenteils aufgrund des Nahrungsangebots auf das Freiland angewiesen sind. „Dazu kommt, dass der Lebensraum für diese Tiere durch Golfplätze, Parkplätze Gewerbegebiete etc. immer kleiner wird“, erklärt Bergmüller.

Auch die Mehlschwalben (Delichon urbicum) tun sich immer schwerer. Österreichweit beträgt der Rückgang seit 1998 etwa 43 Prozent. Und das sei vor allem auch auf den Insektenschwund zurückzuführen, sagt Biologe Timo Kopf von der Innsbrucker Uni: „Seit den 70er-Jahren ist der Insektenbestand um vier Fünftel zurückgegangen.“ Für die Schwalben, die ihre Nahrung ausschließlich im Flug fangen, eine Katastrophe. Dazu kommt, dass die Isolierungen an den Häusern den Nestern kaum noch Halt bieten. Der Lehm als Baumaterial ist ebenfalls selten geworden. Apropos Nester – für den Bau „fehlen vielen Freilandvögeln zunehmend die Strukturen wie Sträucher, alte Bäume etc.“, ergänzt Biologin Yvonne Kiss. Die gute Nachricht: Den Waldbewohnern unter den Vögeln geht es relativ gut – die Bestände sind großteils stabil bzw. nehmen sogar zu.

Quelle: Tiroler Tageszeitung, 24.05.18
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