Intensive Landwirtschaft raubt Schmetterlinge den Lebensraum

Schmetterlinge sind den Deutschen die liebsten Insekten. In der Gunst rangieren sie noch vor den Bienen. Doch geht ihre Vielfalt zurück. Für einige ist es schon zu spät. Eine Langzeitstudie im bayrischen Inntal hat die intensive Landwirtschaft in Monokulturen jetzt für einen drastischen Rückgang der Schmetterlingsarten verantwortlich gemacht. Im Auftrag der Deutschen Wildtier-Stiftung wertete der bayerische Biologe Josef Reichholf eigene jahrzehntelange Beobachtungen aus. Zwischen 1969 und 1983 hatte er im Schnitt jährlich rund 250 Schmetterlingsarten gezählt. Seit Beginn der 80er-Jahre sei die Zahl kontinuierlich gesunken. Seit 1995 wurden jeweils weniger als 50 Arten gezählt. Zeitlich decke sich der Rückgang mit der Umstellung der modernen Landwirtschaft, die vor allem Mais und Winterweizen anbaue. Während die Wiesenarten der Tagfalter zwischen 1976 und 2016 um 73 Prozent zurückgingen, schrumpfte der Bestand an Waldarten nur um sieben Prozent. Bläulinge, Große Ochsenaugen, Totenkopfschwärmer oder Mittlere Weinschwärmer fand der bayerische Naturkundler immer seltener. Der Kleine Feuer- und der Schachbrettfalter seien in seinem Bereich bereits ganz verschwunden.

Auch viele von Sachsens Falterarten brauchen Hilfe. Von 114 einst in Sachsen beheimateten Tagfalterarten sind 16 bereits ausgestorben oder verschollen, 20 weitere sind "vom Aussterben bedroht". Zusammen mit den in Sachsens Roter Liste als "gefährdet" und "stark gefährdet" geführten Arten, macht das 58 Prozent aller Tagfalter-Arten überhaupt aus. Für mehr als die Hälfte von Sachsens Schmetterlings-Arten ist die Situation also bedrohlich oder schon gekippt. Für den Blauschillernden Feuerfalter, die Berghexe und den Alexis-Bläuling scheint jede Hilfe zu spät. Die genannte Feuerfalter-Art wurde letztmals 1938 nachgewiesen und gilt als in Sachsen ausgestorben. Die beiden anderen Arten sind verschollen. Vom Blaukernauge gab es 1973 die letzte Meldung. Seither wurde seine letzte Lebensraum-Insel in Parthenstein im Kreis Leipzig durch Gesteinsabbau derart verändert, dass auch er wohl ausgestorben ist.

Quelle: Freie Presse, 26.08.17
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