Bäche und kleine Flüsse in Landwirtschaftsgebieten sind massiv mit Giftstoffen aus der Landwirtschaft belastet. Dies zeigte ein Bericht des Gewässerforschungsinstituts EAWAG. Die Konsequenzen sind dramatisch: Eine kurze massive Erhöhung von Giftstoffen im Wasser während der Spritzzeit der Kulturen kann eine ganze Generation von Insektenlarven eines Jahres auslöschen. Das ist deshalb bedenklich, weil sich in solchen Gewässern viele Larven von Insekten entwickeln: etwa Eintagsfliegen, Mücken oder Libellen. Diese Larven dienen einerseits den Fischen als Futter und andererseits ernähren sie später als Fluginsekten unzählige Vögel, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien. Der dramatische Rückgang an solchen Wasserinsekten hat Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem in der Kulturlandschaft.
Dieser gut dokumentierte Fall ist aber nur die Spitze des Eisbergs: Pestizide sind heute nicht nur in den Gewässern, sondern überall. In den Böden, in der Luft, in unserer Nahrung. Meistens innerhalb von Grenzwerten, die für die menschliche Gesundheit unbedenklich seien, wird von den Behörden versichert. Das mag für einzelne Wirkstoffe, die in einem unglaublich aufwändigen Zulassungsverfahren isoliert geprüft wurden, richtig sein. Doch über die gesundheitlichen Auswirkungen des gesamten Chemie-Cocktails, den wir in zahlreichen landwirtschaftlichen Produkten chronisch ausgesetzt sind, weiss man praktisch nichts. Und es gibt eine Vielzahl von Krankheitsbildern wie etwa Krebs- oder Nerven-Erkrankungen, in denen Wirkstoffe aus Pestiziden durchaus eine Rolle spielen könnten. Neben all den negativen Auswirkungen auf die Natur können also gesundheitliche Risiken nicht ausgeschlossen werden.
Wenn es dem Bund tatsächlich ernst ist mit der Reduktion von Pestiziden, dann braucht es eine grundlegende Umstellung der Schweizer Landwirtschaft auf andere, extensivere und umweltfreundlichere Produktionsmethoden – die Erträge werden dabei nicht geringer, aber nachhaltig. Ob das die Vertreter einer intensiven Landwirtschaft, die von der gegenwärtigen Entwicklung profitieren, hinnehmen oder gar mittragen, bleibt abzuwarten. Immerhin liesse sich ja auch mit weniger giftigen Produktionsmethoden Geld verdienen. Und nur was etwas bringt, hat in diesem Land politisch eine Chance.
Quelle: SRF, 22.09.16
http://www.srf.ch/sendungen/dok/zu-viele-pestizide-wer-ist-schuld
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