Pestizide wirken auf Vögel und Säugetiere entweder direkt durch Vergiftung oder indirekt durch Reduktion der Nahrung und der Deckung. In diesem Bericht behandeln wir vor allem die indirekten Effekte und das dafür erforderliche Risikomanagement. Nach einer jahrzehntelangen Intensivierung der Landwirtschaft in Deutschland befinden sich viele Populationen von Vögeln und Säugetieren der Agrarlandschaft in einem schlechten Erhaltungszustand. Für 27 Vogel- und 22 Säugerarten der Agrarlandschaft stellen wir Daten zu Trend, Habitatwahl (Wahl der Feldfrucht), Bedrohungen und Risiko-Managementmaßnahmen zusammmen. Die indirekte Wirkung von Pestiziden auf Populationsniveau ist für vier europäische Agrarvogelarten und einige Säugerarten außerhalb Europas nachgewiesen.
Daten zur Nahrungs- und Habitatwahl lassen jedoch vermuten, dass zahlreiche weitere Arten
betroffen sind. Wir stellen einen Index zu Sensivität gegenüber indirekten Effekten von
Pestiziden in Deutschland vor. Nach Expertenmeinung gehören Pestizide zu den wichtigsten
Gründen für die Bestandsabnahmen bei Vögeln der Agrarlandschaft. Diese Sichtweise wird
durch weitere in diesem Bericht zusammengestellte Indizien unterstützt.
Wir untersuchen Risikomanagementmaßnahmen bezüglich ihrer Effizienz und ihrer Akzeptanz
bei Landwirten und Behörden. Derzeit umfassen Vertragsnaturschutzmaßnahmen, die negative
Auswirkungen der modernen Landwirtschaft kompensieren sollen, nur etwa 0.5% der
Ackerfläche Deutschlands, eine offensichtlich unzureichende Fläche. Wir schlagen ein
Zielartenkonzept vor um die Umsetzung des Risikomanagements zu erleichtern. Wir skizzieren
verschiedene Strategien zur Implementierung eines wirkungsvollen Risikomanagements und vergleichen die Kosten. Eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel zur Finanzierung eines
regionalen Risikomanagements erscheint als die günstigste Lösung.
Quelle: Umweltbundsamt, im Mai 2014
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