Die Anwendung von Pestiziden in Landwirtschaftsflächen reduzierte Rebhuhn-Lebensraum und -Nahrung

Die Arten der Agrarlandschaft erleiden in den letzten Jahrzehnten erhebliche Bestandseinbrüche. Für die Hälfte der Pflanzenarten, ein Drittel der Insektenarten und vier Fünftel der Vogelarten sind Rückgänge der Populationsgrößen belegt. Das Rebhuhn ist besonders dramatisch zurückgegangen. Für ganz Europa wird geschätzt, dass der Bestand in den letzten Jahrzehnten um über 83 % zurückgegangen ist. In der Schweiz ist das Rebhuhn bereits fast ausgestorben. Die Vergangenheit als Steppenvogel erleichterte es dem Rebhuhn seit dem Mittelalter sich in den landwirtschaftlich genutzten Bereichen, in denen Felder und Wiesen die ursprüngliche Bewaldung ersetzten, neue Lebensräume zu erobern. Die Landwirtschaft damals war eine Mischung aus Tier- und Pflanzenzucht, und auf den zahlreichen, meist kleinen Feldern wuchsen zwischen den Feldfrüchten zahlreiche Wildkräuter („Unkräuter“). Auch Insekten fanden hier in großer Zahl und vielen Arten einen idealen Lebensraum. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war das Rebhuhn eine zahlreiche und flächendeckend vorkommende Wildtierart in Deutschland. Der folgende Rückgang der Rebhühner ist vor allem mit der Intensivierung der Landwirtschaft nach 1950 verbunden. Die damals einsetzende Anwendung von Pestiziden und Herbiziden zur notwendigen Ertragssteigerung in Landwirtschaftsflächen verhinderte das Wachsen und Überleben von Wildkräutern und Insekten in den Feldern und reduzierte somit Rebhuhn-Lebensraum und -Nahrung. Die wichtigste Ursache für den Rückgang der Rebhühner ist die erhöhte Kükensterblichkeit, die sich seit den 1930er Jahren von ca. 50 % auf ca. 70 % erhöht hat. Großräumige Untersuchungen zeigen den Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Rebhühner auf Grund der Abnahme der Insekten (Kükennahrung) durch den Gebrauch von Pestiziden, insbesondere von Herbiziden, da die Insektendichte von der Artenzahl und Häufigkeit der in der Kultur vorhandenen Wildpflanzen abhängt. Auf den meisten Feldern sind die Küken nicht in der Lage, den Tagesbedarf an Insekten in der zur Verfügung stehenden Zeit zu finden.

Quellen:
1. Konferenz „Wildtiermanagement und Naturschutz in der Fehmarn Beltregion“ am 21. September 2011 auf Gut Knuthenlund, Lolland, DK
http://www.wildtiermanagement.eu/index.php/das-rebhuhn
Gottschalk & Beeke: Leitfaden für ein Rebhuhnschutzprojekt
http://www.rebhuhnschutzprojekt.de/Leitfaden%20Rebhuhnschutzprojekt%20a…