Kiebitze (Vanellus vanellus) gehören zu den absoluten Verlierern, sagt Jutta Over vom Nabu Emsland/Grafschaft Bentheim. Sie sind im Jahr 2017 im Emsland kaum noch zu sehen und stehen wie fast die Hälfte der 140 Brutvogelarten auf der Liste der gefährdeten Arten. Over hat für unsere Redaktion zum heutigen Tag des Artenschutzes eine Liste bedrohter Tiere und Pflanzen im Emsland erstellt. Von den 140 Brutvogelarten im Emsland seien fast die Hälfte auf der Roten Liste Niedersachsens als gefährdet eingestuft, sieben davon sogar vom Erlöschen bedroht. Hervorzuheben seien die Arten der Agrarlandschaft, wie Rebhuhn (Persix perdix), Wachtel (Coturnix coturnix) und Feldlerche (Alauda arvensis) sowie Insektenfresser, die im Winter in den Süden ziehen. Dazu gehören unter anderem die Rauch- (Hirundo rustica) und Mehlschwalben (Delichon urbicum). Akut gefährdet und mit vielen Arten auf der Roten Liste vertreten seien außerdem Rastvögel, die auf ungestörte Rastgebiete angewiesen sind. Bei den Säugetieren würden besonders die Fledermausarten den Naturschützern große Sorgen machen. Im Emsland gebe es 15 Arten, die alle gefährdet seien. „Besonders bedroht sind Arten, die an Gebäuden leben, wie die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)“, sagt Over. Das liege an vielen Gebäudesanierungen. Zwar dürften ihre Quartiere nur mit Ausnahmegenehmigung beseitigt werden, da die Arten streng geschützt sind, dennoch passiere dies häufig durch Unwissenheit oder Unachtsamkeit. Die in Wäldern lebenden Arten seien durch verstärkte Einschläge in Altholzbeständen bedroht.
Rückläufig sei auch das Vorkommen der Reptilien und Amphibien. Durch Verfüllung von Feuchtgebieten und Straßenbau werde den Tieren die Lebensgrundlage entzogen. Negativ würden sich auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Einflüsse des Tourismus auswirken. Zu den gefährdeten Arten im Emsland zählen zum Beispiel Bergmolch (Ichthyosaura alpestris, Syn.: Triturus alpestris), Ringelnatter (Natrix natrix) und Kreuzotter (Vipera berus).
Bei den Insekten fehle den Naturschützern ein Überblick, sagt Over. „Zahlreiche Libellenarten dürften dazugehören“, führt sie aus. Außerdem würden viele gefährdete Käfer in Altholzbeständen leben. Gefährdete Muschelarten wie die Malermuschel seien in Ems und Hase zu finden.
Während die Liste der Tiere unvollständig sei, gebe es bei den Pflanzen einen guten Überblick: Der Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen weise gefährdete Pflanzenarten aus, 291 Arten aus dem Emsland stehen darauf. Sechs davon, wie das Sumpfherzblatt (Parnassia palustris) und der langblättrige Sonnentau (Drosera anglica, Syn.: Drosera longifolia), seien akut vom Aussterben bedroht. Unter den 65 stark gefährdeten Arten seien etliche Pflanzen der Moore und Feuchtgebiete zu finden. Vier Orchideenarten gehören laut Over ebenfalls zu den bedrohten Arten. Zusätzlich zur Zerstörung des Lebensraumes komme in diesem Fall das Problem des „Pflanzenklaus“ hinzu.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, 03.03.2017
https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/858606/liste-der-bedrohten-ti…
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