Die Weltbevölkerung wächst stetig, und mit ihr der Anbau und Konsum von Nutzpflanzen. Hersteller von Pestiziden bestehen darauf, dass die erhöhte Nachfrage nach Nahrungsmitteln ohne den Einsatz von Pestiziden nicht gedeckt werden kann. Mit der Vorstellung eines neuen Berichts beim letzten Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UN) wird diese Aussage zunichte gemacht. Im Bericht betonen die Urheber, dass zwar Verbote und Regulationen für bestimmte gefährliche Pestizide ausgesprochen wurden, aber deren Einhaltung unvollständig überprüft wird. Besonders brisant ist zum Beispiel der regelmässige Export von verbotenen Risiko-Substanzen in Entwicklungsländer. Anstatt weitere Regulationen zu erlassen, wird daher der komplette Ausstieg aus der industriellen Landwirtschaft empfohlen. „Wir haben einen Wendepunkt in der Landwirtschaft erreicht. Das heutige, weltweit überwiegend angewendete Landwirtschaftsmodell ist äusserst problematisch. Nicht nur aufgrund der Schäden verursacht durch Pestizide, sondern auch deren Auswirkungen auf den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität“, so José Graziano da Silvo, Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN. Neu sollen nicht-chemische Alternativen Vorrang haben – nur in einzelnen, nachvollziehbaren Fällen soll der Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel erlaubt sein. Der biologische Anbau von Lebensmitteln soll durch Subventionen unterstützt werden. Wohingegen Subventionen für Pestizide – wie sie vor allem in Drittweltländern gebräuchlich sind – durch Steuern und Zölle ersetzt werden soll. Im Vordergrund sollen zudem Kampagnen rücken, welche einer grossen Masse die unerwünschten und schädlichen Ursachen von Pestiziden vor Augen führen.
Damit Änderungen erzielt werden können, ist vor allem eines zentral: Es muss politischer Druck auf die Pestizid-Industrie ausgeübt werden. Momentan sind Pestizid-Hersteller am Hebel und können öffentliche und politische Entscheide gezielt nach ihren Interessen und Absichten steuern.
In Europa profitieren wir und unsere Umwelt von zusätzlichen Regulationen im Umgang von Pestiziden. So ist zum Beispiel der Einsatz von Neonicotinoid-Pestiziden verboten, welche mit dem grossen Sterben einheimischer Bienenvölker in Verbindung gebracht wurden. In der Schweiz wird vor allem im Reben- und Obstanbau eine überdurchschnittlich hohe Menge an Pestiziden gesprüht. Im Getreideanbau wird dafür mehrheitlich auf den Einsatz von Pestiziden für die Bekämpfung von Insekten und Pilzen verzichtet. Im aktuellen Aktionsplan „Pflanzenschutzmittel“ evaluiert und revidiert der Bund momentane Regelungen mit dem Ziel Kulturen, Menschen und die Umwelt zu schützen. Aber wohl gemerkt ist die Schweiz einer der letzten Länder Europas, dass sich für die Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft einsetzt.
Quelle:Naturschutz.ch, 10.03.17
http://naturschutz.ch/news/un-bericht-prangert-pestizidgebrauch-an/1132…
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