Wissenschaftler kritisieren Bienen-Monitoring - Die Bienen sterben weiter

Eine Milbe ist der Hauptgrund für das Schwinden vieler deutscher Bienenvölker während der Wintermonate. Zu diesem Ergebnis kommt die Langzeitstudie «Deutsches Bienen-Monitoring», die von der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung koordiniert wurde. Es gebe nun den statistischen Nachweis, dass «zweifelsohne» vor allem die parasitische Milbe Varroa destructor den Bienen zusetze. Zweitwichtigstes Problem während der Wintermonate sei die Infektion mit bestimmten Viren. Der Parasit Nosema, Pflanzenschutzmittelrückstände und andere vermutete Ursachen spielten dagegen kaum eine Rolle, teilte die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft zu den Ergebnissen mit. Viele Imker vermuten aber vielmehr, dass die Bienen durch den Einsatz von Agrochemie geschwächt und vergiftet werden.

„Das Projekt tritt mit dem Anspruch geballter Fachkompetenz auf, um aus Beobachtungen der Jahre 2004 und 2008 bei 120 Monitoring-Imkern bislang unbekannte Ursachen für Winterverluste an Bienenvölkern aufzuklären“, heißt es in einer Pressemitteilung des Berufsimkerbundes. Und werde dem Anspruch nicht gerecht, wie einer Stellungnahme zweier unabhängiger Wissenschaftler, Dr. P. Hoppe sowie Dr. Anton Safer, zu entnehmen ist: Es beginne schon bei der Auswahl der Imker und Völker, die nicht repräsentativ sei. Es seien nur an fünf Prozent der beobachteten Bienenstöcke Rückstandsanalysen durchgeführt, bei 504 verendeten Völkern sei nur in 80 Fällen die Todesursache aufgeklärt. Es sei nicht einmal die Anwendung von Pestiziden auf den umliegenden Feldern ermittelt worden. Das Monitoring verstößt laut Hoppe und Safers „gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis, nämlich Unabhängigkeit, Transparenz und Korrektheit“ (siehe Beilage).

Manfred Hederer (Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes) verwundert es nicht, dass wieder nur der Varroamilbe die Schuld am Bienentod gegeben wird. Wurden doch 50 Prozent des Projektes von der chemischen Industrie wie Bayer, Syngenta und BASF finanziert, „die genau diejenigen Pestizide herstellen, die im Verdacht stehen, Bienen zu schädigen“. Hederer fordert eine „ehrliche Ursachenforschung“, was nur gelingen könne, „wenn Labors von unabhängigen Wissenschaftlern geführt werden und unabhängig von Staat und Lobbyisten sind“.

Die Imker versuchen Verständnis für ihre Probleme zu erzeugen. Auch will man Politiker dazu zu bringen, in ihren jeweiligen Gremien Anfragen zu stellen beziehungsweise Themen einzubringen. Zudem ist es Hederer wichtig, Beamte zu erreichen, die für die kontinuierliche Arbeit in den Ministerien zuständig sind. Als Seehofer noch Agrarminister war, habe es eine Ministerrunde mit Staatssekretären gegeben, auf der er sich habe äußern können. Unter Aigner sei dies nicht mehr der Fall.

Quellen:
Die Zeit online, 20.03.2011:
http://www.zeit.de/news-032011/24/iptc-bdt-20110324-295-29442902xml
Augsburger Allgemeine, 04.02.2011
http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Landsberg/Lokalnachric…

«Deutsches Bienen-Monitoring», Beispiel einer misslungenen Ursachenaufklärung - Vortrag von Dr. Anton Safer nach der gemeinsamen Studie von Dr. Anton Safer und Dr. Peter Hoppe. Aufgezeichnet am 16. Februar 2011 in der Universität Heidelberg. Zur Verfügung gestellt von der Imkerei Honighäuschen:
http://www.youtube.com/watch?v=lgv9eejF1Cw

Leserbriefe Bienejournal (Anhang)
Diskussion während der Jahrestagung der Bieneninstitute (Anhang)