Kreis Lörrach: Vogelbestand auf dem Rückzug

Der Dinkelberg hat im vergangenen Vierteljahrhundert deutlich Federn gelassen: Der Bestand der Vogelarten ist extrem zurückgegangen und der Zustand der Streuobstwiesen sehr schlecht. Das hat eine vom Landkreis in Auftrag gegebene Kartierung von Minseln und Eichsel samt Umgebung ergeben. Auch im Markgräflerland sind Vogelarten gefährdet.

Als „sehr schockierend“ bezeichnete Diplom-Biologe Holger Mette-Christ die Kartierungsergebnisse vom Dinkelberg jetzt im Umweltausschuss. Gründe für die Gefährdung von Wendehals und Gartenrotschwanz seien fehlende Brutmöglichkeiten und schlechtes Nahrungsangebot durch die ausbleibende Nutzung und durch die Rodung geeigneter Streuobstbestände. Das beauftragte Fachbüro „faktorgrün“ empfiehlt hier, wertvolle Streuobstbestände zu erhalten, hochstämmige Obstbäume nachzupflanzen und Maßnahmen hinsichtlich der Bewirtschaftung von hochstämmigen Obstbäumen zu ergreifen.

Dem Neuntöter macht der Rückgang von geeigneten Heckenstrukturen sowie die damit schlechten Brutbedingungen zu schaffen. Hinzu kommt laut Mette-Christ ein eingeschränktes Nahrungsangebot aufgrund zu intensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Hier hoffen die Biologen, dass Heckenstrukturen erhalten und Dornsträucher in den abgegrenzten Vorranggebieten angepflanzt werden.

Im Markgräflerland, konkret im Bereich der Gemeinden Holzen, Tannenkirch, Mappach und Hammerstein, haben die Experten das Vorkommen von Schwarzkehlchen, Feldlerche, Kurzschwänziger Bläuling, Lauchschrecke und Sumpfschrecke unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Das Schwarzkehlchen leidet unter der Zerstörung der Neststandorte durch „falsche“ Graben-/Gewässerpflege, der intensiven und raumgreifenden Nutzung des Umfeldes sowie mangelndem Aufkommen geschlossener Gehölzbestände entlang der Gräben und Gewässer. Schlechte Brutbedingungen und Probleme beim Nahrungsangebot aufgrund zu intensiver landwitschaftlicher Nutzung (Stichworte: Pestizide und Düngemittel) gefährden die Feldlerche. Geeignete Lebensräume, wie Grünland, Säume und Altgrasstreifen, suchen Kurzschwänziger Bläuling, Lauchschrecke und Sumpfschrecke häufig vergeblich.

Das Blatt zum Besseren wenden sollen im Markgräflerland Pflegeverträge zwischen der Unteren Naturschutzbehörde und Landwirten. So könnten laut Mette-Chist für das Schwarzkehlchen räumliche Abgrenzungen eines vorrangigen Schwerpunktgebiets und eines Schwerpunktgebiets mit Ansiedlungspotenzial vorgenommen werden. Auch Maßnahmen hinsichtlich der Bewirtschaftung und Pflege der Gewässerrandstreifen finden sich bei den Empfehlungen.

Für die Feldlerche sollen ebenso ein Schwerpunktgebiet abgegrenzt werden und Maßnahmen hinsichtlich der Bewirtschaftung der Ackerflächen beziehungsweise des Grünlands erfolgen. Letzteres gilt auch für die Vogelarten Kurzschwänziger Bläuling, Lauchschrecke und Sumpfschrecke.

Die Liste der 59 Schwerpunktarten, die bei der Erfassung im Fokus standen, sei aber offen zu sehen, so der Diplom-Biologe. „Es ist aber eine gute Basis, auf der wir aufbauen können.“ So seien eine Menge an Daten ermittelt worden, die von der Unteren Naturschutzbehörde sowie den Gemeinden genutzt werden könnten. Für die Öffentlichkeit wurden zudem Zielartensteckbriefe zur Information erstellt.

Für Landrätin Marion Dammann steht schon einmal fest: „Jetzt wird es auf die weitere Umsetzung der Maßnahmen ankommen.“
Quelle:
Die Oberbadische, 22.02.2014
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