Kommt kein Vogel geflogen

1962 veröffentlichte die amerikanische Biologin Rachel Carson das Sachbuch „Stummer Frühling“, in dem sie das durch Agrarchemikalien ausgelöste Vogelsterben beschreibt. Im Eingangskapitel etwa illustriert sie eine fiktive Kleinstadt, deren ehemals reiche Tier- und Pflanzenwelt nach dem Einsatz von Pestiziden zugrunde geht und deren Einwohner plötzlich krank werden. Die Geschichte vom stummen Frühling scheint heute aktueller denn je zu sein. Die Anzahl der Feldvögel hat sich in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren etwa halbiert. Baden-Württemberg hat dabei einen bedauernswerten Spitzenplatz ­inne: Mit einem Rückgang von 78 Prozent liegt der Südwesten auf Platz drei im Vergleich der Bundesländer. Nur in Niedersachsen ­(– 88 Prozent) und im Saarland (– 82 Prozent) ist die Lage noch schlimmer. „50 Jahre nach Veröffentlichung des Buches ist der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft immer noch viel zu hoch“, sagt Berthold Frieß, Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Besonders heikel sind neuartige Insektenvernichtungsmittel wie die Neonikotinoide. Sie wirken schon in kleinsten Mengen hochgiftig und schützen die Pflanze vor beißenden und saugenden Schädlingen. Der Wirkstoff setzt an den Nervenzellen der Insekten an und zerstört damit die Nahrungsgrundlage der Vögel.

Quelle: ZVW, 23.09.2012
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