Gifte in Schrebergärten und auf Feldern bedrohen Bienenvölker

In der Schweiz werden gemäss Angaben des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) jährlich rund vier Tonnen Neonicotinoide auf Mais, Raps, Zuckerrüben, Gemüse, Kartoffeln, Obst und Zierpflanzen ausgebracht. Nicht nur die gängige Landwirtschaftspraxis ist schuld an der unterschwelligen Vergiftung unserer bestäubenden Insekten. Auch Privatpersonen greifen für ihren Schrebergarten oder ihre Balkonoase gerne auf Neonicotinoide zurück. Ihre systemische Wirkung ist äusserst praktisch, denn sie müssen nur in den Blumentopf gegossen werden, und schon sind die Blattläuse, die Weissen Fliegen oder die Spinnmilben Geschichte. Nur sind leider auch hier die Bienen die Leidtragenden.

Der Einsatz von Pestiziden in Privathaushalten ist der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) schon lange ein Dorn im Auge. Darum hat sie letzte Woche die Aktion «Stopp den Giftzwerg» lanciert. «Wir möchten erreichen, dass die Bevölkerung weniger Chemikalien verwendet», sagt Marianne Gehring von Pusch. «Mit Pestiziden sich und die Umwelt zu gefährden, ist unvernünftig und unnötig. Es gibt Alternativen aus der biologischen Gartenpflege.»

Gemäss Erhebungen des BLW gehen in der Schweiz jährlich 100 Tonnen Pestizide für den Privatgebrauch über den Ladentisch. «Wie gross die Dunkelziffer ist, weiss niemand», sagt Gehring. Denn Pestizide lassen sich an der Statistik vorbei bequem über das Internet bestellen und direkt nach Hause liefern. Jeder Freizeitgärtner, der via Mausklick oder per Hand im Gartencenter in das Giftregal greift, ist potenziell mitverantwortlich für den Niedergang vieler Bienenvölker. «Am besten lässt man die Finger von dem Zeug», sagt Gehring.

Quelle: TagesAnzeiger, 22.04.2012
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur/Gifte-in-Schrebergaerten-und-a…