Dieses verheerende Bild zeichnet die „Rote Liste“, die der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) jetzt veröffentlicht hat. Auch in und um Lüneburg beklagen Naturschützer einen zunehmenden Rückgang der Artenvielfalt. Die Zerstörung der Lebensräume, die intensive Flächennutzung und der Klimawandel machen Laubfrosch, Zauneidechse und Co. schwer zu schaffen. Rote Listen sind Verzeichnisse ausgestorbener, verschollener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Sie werden regelmäßig aktualisiert und sind ein wichtiges Instrument des Naturschutzes. Zwar haben sie keine Rechtsverbindlichkeit, aber sie zeigen auf, wo Handlungsbedarf besteht. Die Definitionen der verschiedenen Gefährdungskategorien sind immer auch mit Handlungsaufrufen für verstärkte Schutz- und Hilfsmaßnahmen verbunden.
„Ich möchte wirklich nicht immer nur negative Nachrichten verbreiten“, sagt Thomas Mitschke vom Nabu Lüneburg. „Aber die Situation ist dramatisch.“ Besonders gefährdet im Raum Lüneburg seien Rot- und Gelbbauchunke, Laub- und Moorfrosch. Wann sich die Lebensumstände der Amphibien so stark verschlechtert haben, kann Mitschke nicht sagen. Er selbst sei in den 60er- und 70er-Jahren in Sachsen noch mit Feuersalamandern aufgewachsen. „Die gab es damals wie Ameisen.“ Wenn sich Mitschke heute im Kreis Lüneburg an Teichen, auf Feldern und Wiesen umblickt, wimmelt häufig nichts. Das beunruhigt auch Gudrun Bardowicks, Biotop-Expertin beim Nabu Lüneburg.
Als Grund dafür nennt sie die Zerstörung der Lebensräume: Das Leben von Salamander, Molch, Unke, Kröte und Frosch ist eng an das Wasser gebunden. Zum Ablegen ihrer Eier, auch Laich genannt, suchen die Amphibien im Frühjahr ihre Laichgewässer auf. „Sie bevorzugen warme Flachgewässer“, sagt Bardowicks. „Aber gerade die fallen durch die zunehmend heißen Sommer und mangelnde Teichpflege schnell trocken.“
Ein weiteres großes Problem sei die intensive Landwirtschaft und der damit verbundene, großflächige Dünger- und Gifteinsatz. Dazu kommt: „Es gibt zu wenig ökologische Trittsteine.“ Oftmals befänden sich zwischen zwei Teichen riesige Feldflächen, die der intensiven Landwirtschaft ausgesetzt seien. „Nehmen wir etwa den Laubfrosch“, veranschaulicht Gudrun Bardowicks. „Der wandert während der Paarungszeit mehrere Kilometer von Teich zu Teich. Wenn die Abstände dazwischen zu groß sind, findet er keine Partner zum Ablaichen. So kann kein Genaustausch für die gesunde Arterhaltung stattfinden.“
Neben all diesen Faktoren spielt auch die Zerstörung der Nahrungskette eine Rolle. Amphibien ernähren sich hauptsächlich von Würmern, Schnecken, Insekten und anderen Gliedertieren. Thomas Mitschke hat vor allem bei den Insekten einen spürbaren Rückgang beobachtet. Das bedeutet weniger Nahrung für Frosch und Kröte, die ihrerseits ein wichtiges Glied in der Nahrungskette darstellen. Sie stehen etwa auf dem Speiseplan des Storchs.
Die Naturschützer beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Eine schnelle Lösung für das Problem haben sie nicht. Aber Thomas Mitschke appelliert: „Wir brauchen mehr Naturbegeisterte, die bereit sind, sich in ihrer Freizeit für die Tiere zu engagieren.“
Die Sensibilisierung für das Thema müsse schon in der Kindheit beginnen.
Quelle: LZ online, 25.10.14
http://www.landeszeitung.de/blog/lokales/196740-kroete-und-schlange-in-…
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