Günther Martin, Vorsitzender des Imkervereins Kurpfalz: „Pestizid-Einsatz muss sinken"

Immer wieder berichten Imker von einem dramatischen Bienensterben. Die Tiere sterben massenweise - doch woran? Wir befragten dazu den Vorsitzenden des Imkervereins Kurpfalz, Günther Martin. Unstrittig ist, dass ein Parasit den Bienen zusetzt. Die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe hat bereits ungezählte Bienenvölker dezimiert. Doch die Imker zweifeln daran, dass es nur die Milbe ist. In der freien Natur kämen Bienen häufig in Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln. Studien versuchten nachzuweisen, dass Spritzmittel die Bienen nicht schädigen. Günther Martin ist vom Gegenteil überzeugt. Für den Vorsitzenden des Imkervereins Kurpfalz wird das Thema Pestizide seit langem heruntergespielt.

Ein französisches Agrarforschungsinstitut habe unlängst mit einer Studie für Aufsehen gesorgt: Manche Pflanzenschutzmittel schädigten massiv das Orientierungsverhalten von Bienen. Insektizide schwächten das Immunsystem schon in einer sehr geringen Dosis. "Weil immer mehr Gift gespritzt wird, fressen das die Bienen mit", sagt Günther Martin. Manche Langzeituntersuchungen lassen den Themenbereich "Pestizide" dagegen komplett außen vor. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Studien zum Teil von der chemischen Industrie finanziert werden, die jene Pestizide herstellt, die im Verdacht stehen, die Bienen zu schädigen, so der 52-jährige Imker. Die Imker fordern weiterhin, den Einsatz von Pestiziden deutlich zu senken und die Landwirtschaft vielfältiger zu gestalten, um die Lebensbedingungen für ihre Bienenvölker nachhaltig zu verbessern.

Quelle: Hockenheimer Tageszeitung, Freitag, 24.08.2012
http://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tagesz…