Bienensterben im Maisfeld - Pestizid Clothianidin darf wieder angewendet werden

Bienenzüchter und Naturfreunde schlagen Alarm. Für eine begrenzte Zeit darf auf deutschen Äckern wieder das berüchtigte Bienengift Clothianidin ausgebracht werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat von Mitte März bis Mitte Juli eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Das Gift soll den Drahtwurm beseitigen, der Mais schädigt.

Ein BVL-Sprecher bestätigt das "hohe Giftpotential" des Wirkstoffes. Aber man habe sorgfältig abgewogen zwischen Nutzen und Schaden. Schließlich sei nur ein halbes Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche betroffen. Die Ausnahmen gelten für Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein, und es gelten eine Reihe von Auflagen. Jeder Landwirt muss einen Berechtigungsschein erwerben und einen starken Befall durch Drahtwürmer nachweisen. Das Granulat muss in den Boden eingebracht werden. Sämtliche Imker im Umkreis von 60 Metern werden gewarnt, sie sollen ihre Bienenvölker beobachten.

Beantragt wurde die Ausnahmegenehmigung von der Nufarm GmbH, die das Mittel unter dem Namen Santana vertreibt. Hersteller des darin enthaltenen Wirkstoffs Clothianidin ist die japanische Firma Sumitomo. Die Initiative "Coordination gegen Bayer-Gefahren" sieht aber auch den deutschen Pharmakonzern Bayer in der Pflicht. Bei der Hauptversammlung des Unternehmens am 27. April wollen Imker aus Deutschland und Österreich protestieren, ein Gegenantrag ist bereits formuliert.

Bayer wird vorgeworfen, fortgesetzt hochgefährliche Pestizide zu verkaufen und damit wissentlich den Bestand von Bienen, Wildinsekten und Vögeln zu gefährden. Der Wirkstoff Clothianidin sowie das Vorgänger-Produkt Imidacloprid müssten vollständig verboten werden, so die zentrale Forderung. Bayer weist die Vorwürfe zurück. Der strittige Wirkstoff gegen die Mais-Schädlinge stamme nicht aus seinen Werken.

Quelle:
Süddeutsche Zeitung: "Bienensterben im Maisfeld". 10.04.2012
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/pestizid-clothianidin-darf-wieder…