Gestern veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) den ersten umfassenden Artenschutzbericht für alle in Deutschland lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Demnach sind ein Drittel aller Arten in ihrem Bestand gefährdet und vier Prozent bereits ausgestorben. Eine der Hauptursachen für die dramatische Lage sieht das BfN in der Intensivlandwirtschaft und fordert nachdrücklich, den Naturschutz zu verstärken. Die Studie unterstreicht den enormen Einfluss der Landwirtschaft auf die Biodiversität, da sie knapp die Hälfte der zur Verfügung stehenden Fläche verbrauche. Enge Fruchtfolgen, Zunahme an Herbizid- und Düngemitteleinsatz und Monokulturen verbunden mit Vervielfachungen der Ackergrößen und Verlust von Grünland sind einige Gründe für den Rückgang der Artenvielfalt. Betroffen sind sämtliche Tier- und Pflanzenarten. Knapp die Hälfte aller Insekten sind bedroht, extrem selten oder ausgestorben. Besonders besorgniserregend ist die negative Entwicklung bei den 600 Wildbienenarten. Bei den Vögeln hat sich speziell bei den Brutvögeln die Lage verschlechtert. Beim Rebhuhn gebe es sogar einen Rückgang von 90 Prozent. Auch die Population der Feldhamster ist gefährlich rückläufig.
„Der Ökolandbau erhält und fördert die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft, schützt das Klima und sichert die weltweite Ernährung auf ressourcenschonende Weise“, so Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Nicht nur würde auf Pestizide und Kunstdünger verzichtet – durch den Erhalt alter Kultursorten und Nutztierrassen, vielfältige Fruchtfolgen und Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere würde aktiver Artenschutz betrieben.
Auch der Naturschutzbund (NABU) sieht im Report ein alarmierendes Signal. „Der Zustand von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen verschlechtert sich in rasantem Tempo. Die aktuelle Lage der Natur muss ein Weckruf an die Politik sein. Denn Abwarten führt dazu, dass unsere Natur immer weiter Schaden nimmt“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Die EU hat am gleichen Tag einen Bericht zur Lage der Natur in Europa vorgestellt, der ebenfalls dramatische Zahlen des Artenverlustes in Deutschland und Europa unterstreicht. Dass die EU-Kommission angesichts solcher Fakten über eine Aufweichung der Naturschutzrichtlinien nachdenkt, sei geradezu „zynisch“: „Die Faktenlage ist ein unmissverständliches Plädoyer für eine bessere Umsetzung eben dieser Richtlinien. Jeder Einschnitt hätte dramatische Folgen“, so Tschimpke.
Quelle: Meine Landwirtschaft, 21.05.2015
http://www.meine-landwirtschaft.de/aktuell/nachrichten/news/de/30731.ht…
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