Die Botschaft der aktuell vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) neu aufgelegten Roten Liste der wirbellosen Tiere ist leider eindeutig: "Der Rückgang vieler Arten überwiegt die Zunahme einiger weniger Arten deutlich", fasste BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel die Kernaussage dieser Roten Liste zusammen. "Die aktuelle Roten Liste lenkt den Blick auf einige sonst wenig beachtete Artengruppen, die jedoch wichtige Funktionen in den Ökosystemen erfüllen: Etwa die für die Bestäubung wildlebender Pflanzen entscheidenden Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Wespen oder auch weitere Hautflügler wie die Ameisen, die die Stoff- und Energieflüsse der Ökosysteme stark beeinflussen. In dem neu erschienenen Band werden alle in Deutschland lebenden wirbellosen Arten von insgesamt 17 Tiergruppen aufgelistet. Sie bieten eine vollständige Übersicht über die Vielfalt dieser Gruppen. Zentrales Element der Roten Liste sind die Ergebnisse der Gefährdungsanalysen für fast 6.000 Arten. Das sind 12,5 Prozent der gesamten deutschen Fauna. Insgesamt stehen davon 2.704 Arten auf der aktuellen Roten Liste, sind also bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben oder verschollen. Das entspricht 45,8 Prozent aller untersuchten wirbellosen Arten. Bei der Roten Liste von 1998 lag dieser Wert für die entsprechenden Artengruppen noch bei 38,3 Prozent.
Bei den meisten der hier untersuchten Gruppen liegt der Anteil der Rote-Liste-Arten bei über 40 Prozent. Mit 68,6 Prozent am höchsten ist der Anteil bei den Langbein-, Tanz- und Rennraubfliegen (Empidoidea), von denen einige Arten als Gegenspieler von Borkenkäfern oder von landwirtschaftlich schädlichen Insektengruppen für den Menschen auch wirtschaftlich interessant sind. Auch die Wildbienen weisen mit 52,2 Prozent der einheimischen Arten überdurchschnittlich viele Rote-Liste-Arten auf. "Die Vielfalt der Hauptbestäuber-Gruppe der heimischen Fauna ist also erheblich bedroht. Intensive Grünland- und Ackernutzung in den letzten Jahrzehnten gehören zu den bedeutendsten Gefährdungsfaktoren für diese Tiergruppe", sagte Beate Jessel. Besonders dramatisch stellt sich die Situation bei den Ameisen dar, bei denen in den letzten 25 Jahren fast 92 Prozent der Arten einen negativen Trend aufweisen.
Zum ersten Mal wurden in Deutschland auch Rote Listen für Zünslerfalter und Raubfliegen erstellt. Der Anteil gefährdeter Arten ist bei diesen Artengruppen ähnlich hoch wie bei den übrigen Wirbellosenarten, die in diesem Band betrachtet werden. Die Rote Liste der Langbein-, Tanz- und Rennraubfliegen (Empidoidea) wurde um etwa 600 landlebende Arten wesentlich erweitert.
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