In 20 Jahren sind die Bestände der Wiesen-Schmetterlinge in Europa um fast 50 Prozent zurückgegangen

Das deutet auch auf den Rückgang vieler anderer Insektenarten hin. Inmitten landwirtschaftlicher Monokulturen haben sie es schwer. Und auch auf lange brachliegendem Land finden sie sich selten: Typische Wiesen-Schmetterlinge werden immer seltener. Innerhalb von 20 Jahren ist in Europa fast die Hälfte dieser Falter verschwunden. Das berichtet die Europäische Umweltagentur (EUA), die die Bestände der Insekten seit Jahrzehnten beobachtet. Schmetterlinge seien wichtige Indikatoren "für die Biodiversität und die allgemeine Gesundheit des Ökosystems", teilt die EUA in einem jetzt veröffentlichten Bericht mit. Dieser fasst Daten von 1990 bis 2011 zusammen. Um die Bestände einzuschätzen, beobachten Menschen in 19 teilnehmenden Staaten die Entwicklung von 17 Schmetterlingsarten.

◾Seit 1990 gingen demnach die Bestände von acht Arten zurück, darunter der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus).
◾Zwei Arten blieben stabil; dazu zählte der Aurorafalter (Anthocharis cardamines).
◾Eine Art, der Rote Würfel-Dickkopffalter (Spialia sertorius), konnte sich sogar ausbreiten.
◾Für sechs Arten war die weitere Entwicklung "unsicher", darunter für den Mattscheckigen Braun-Dickkopffalter (Thymelicus acteon).

Die intensive Landwirtschaft gilt als eine wichtige Ursache für den Rückgang bei den Wiesen-Schmetterlingsarten. Aber auch die Aufgabe von Feldern in gebirgigen Regionen vor allem in Süd- und Westeuropa ist ein Grund, denn dort wandeln sich Wiesen nach und nach zu Gestrüppflächen oder Wäldern - und diese bieten den Wiesen-Schmetterlingen keine Heimat. In einigen Regionen in Nordwesteuropa bleiben den Faltern so nur noch die Grasflächen an den Straßenrändern, an Bahnstrecken oder in den Städten, schreibt die EUA. Die Behörde betont zudem, dass die Bedingungen für Falter sich schon deutlich vor 1990 zunehmend verschlechtert hätten.

"Wir müssen die Bedeutung dieser Schmetterlinge und anderer Insekten anerkennen", sagt EUA-Chef Hans Bruyninckx. "Die Bestäubung, die sie leisten, ist entscheidend für das natürliche Ökosysteme und die Landwirtschaft." Wenn es nicht gelänge, deren Lebensräume zu erhalten, könnten viele dieser Arten für immer verloren sein, warnt er.

Die EUA ist zwar eine EU-Behörde, an dem Projekt sind aber nicht nur EU-Staaten beteiligt. Auch die Schweiz steuerte Daten bei. Ebenso sind Informationen aus dem Westen der Ukraine sowie einer Region in Westrussland in den Bericht eingeflossen.

Quelle: Der Spiegel, 23.07.2013
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/bestaende-von-wiesen-schmetter…