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Die Bestände des Feuersalamanders sind vielerorts besorgniserregend rückläufig

Der Feuersalamander mit dem wissenschaftlichen Namen „Salamandra salamandra“ ist zum „Lurch des Jahres 2016“ gewählt worden, da seine Bestände vielerorts besorgniserregend rückläufig sind. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde in Mannheim weist darauf hin, dass vermutlich durch den internationalen Tierhandel ein Hautpilz in den europäischen Nachbarländern eingeschleppt wurde, der für den Feuersalamander extrem gefährlich ist. Dieser Pilz ist auch in Deutschland bereits in Terrarien aufgetreten. Die Herpetologen (Kriechtierkundler) befürchten jetzt, dass sich der Pilz „Batrachochytrium“ auch unter den freilebenden Salamandern ausbreitet, was in Belgien und in den Niederlanden zu einem Massensterben unter den Tieren geführt hat. Die Tiere bevorzugen als Lebensraum Laub- und Mischwälder mit naturnahen Bachläufen und Tümpeln. Im Unterschied zu allen anderen einheimischen Amphibien (Frösche, Kröten, Unken, Molche) werden darin keine Eier abgelaicht, sondern bereits fertig entwickelte Larven ausgesetzt. Auf dem Speisezettel eines Feuersalamanders stehen hauptsächlich wirbellose Tiere. Hierzu zählen Asseln (Landkrebse), Regenwürmer, Käfer, Spinnen und vor allem Nacktschnecken.

Wasservögel überwintern immer seltener in Österreich

Seit den 1970er Jahren werden alljährlich an Gewässern wie dem Rheindelta, am österreichischen Ufer des Bodensees, dem Inn, aber auch an Traun- und Attersee, den meisten Kärntner Seen und entlang der Donau und der Mur von Hunderten Freiwilligen Wasservögel gezählt. Von 1970 bis Ende der 1980er Jahre stiegen die Bestände stetig an und erreichten bei knapp 200.000 überwinternden Wasservögeln ihr Maximum. Seither ist der Trend abfallend. "Aktuell sprechen wir von etwa 131.000 Wasservögeln, die hierzulande überwintern", so Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich. Dabei handelt es sich um an die hundert unterschiedliche Vogelarten wie verschiedene Enten, Schwäne, Möwen, Lappentaucher, Seetaucher, Reiher und Rallen.

Schwangerschaft: Studie prüft Autismus-Risiko unter SSRI

Die Einnahme von Antidepressiva im zweiten oder dritten Trimenon der Schwangerschaft kann möglicherweise das Risiko der Kinder, später an Autismus zu erkranken, nahezu verdoppeln. Hinweise darauf liefert eine Kohortenstudie, deren Ergebnisse im Fachmagazin «JAMA Pediatric» veröffentlicht wurden. Die Wissenschaftler um Professor Dr. Anick Bérard von der Universität Montreal werteten für ihre Untersuchungen die Daten von mehr als 145.000 Kindern aus, die zwischen 1998 und 2009 in Quebec geboren wurden. 3 Prozent dieser Kinder waren während der Schwangerschaft Antidepressiva ausgesetzt, 89 Prozent von diesen während des ersten Trimenons und 54 Prozent im zweiten und/oder dritten Trimenon. Bei insgesamt 0,7 Prozent aller Kinder (bis zu einem Durchschnittsalter von 6,2 Jahren) wurde später die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung gestellt. Jungen erkrankten viermal häufiger als Mädchen.

Jäger befürchten Aussterben von Fasanen im Emsland

Der Leiter des Hegerings Aschendorf, Josef Schwindel aus Neulehe, schlägt Alarm. Bei mehreren Jagden in den vergangenen Wochen ist kein Fasan mehr gesehen worden. Der Jäger befürchtet ein drohendes Aussterben des Hühnervogels. „Irgendetwas stimmt da draußen nicht“, sagt Schwindel in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Innerhalb der vergangenen Wochenenden hätten fünf Treibjagden stattgefunden. „Wir haben da nicht einen Fasanenhahn gesehen“, erklärt Schwindel. Nur vereinzelt seien Fasanenhennen gesichtet worden. „Das Phänomen, dass Fasane immer weniger zu sehen sind, ist auch in anderen Revieren, nahezu flächendeckend bis hinunter nach Lingen, zu beobachten“, weiß Schwindel.

Österreichs Feldvögel weiter im Sinkflug

In Österreich beschleunigt sich das dramatische Aussterben von Rebhuhn und Co. weiter. Alle der Vogelschutzorganisation BirdLife jetzt zu Jahresende vorliegenden Daten zeigen, dass der Sinkflug der österreichischen Feldvögel auch 2015 angehalten hat: Der seltene Ortolan ist dieses Jahr ausgestorben. Der bundesweite Farmland Bird Index zeigt einen Rückgang der häufigsten Feldvögel von minus 42% schon seit 1998 auf. Wenn die Agar-Umweltmaßnahmen nicht rasch und besser auf die Lebensraumansprüche von noch häufigen Arten wie Rebhuhn, Feldlerche und Kiebitz eingestellt werden, sieht Österreich bald einem stummen Frühjahr entgegen. Um die heimischen Landwirte über ihre aktuellen Möglichkeiten zu informieren, wie sie Rebhuhn & Co. in der Praxis helfen können, veröffentlicht BirdLife jetzt eine neue Feldvogelbroschüre.

Wie die industrialisierte Landwirtschaft die Umwelt zerstört

Wissenschaftler sprechen inzwischen bereits von einem zweiten „Stummen Frühling“, wie er zuletzt in den 1950er und 1960er Jahren durch das Insektengift DDT ausgelöst wurde: Über die Nahrungskette gelangen giftige Pflanzenschutzmittel beständig auch in Lebewesen, die am Ende der Nahrungskette stehen, und gefährden diese immens. Die Kritik der Wissenschaftler ist dabei zwar erstklassig belegt – sie wird von der Industrie jedoch nicht etwa aufgegriffen, sondern massiv bekämpft. Über die Macht der Agrochemie-Riesen in der Forschung und über die Folgen unserer aktuellen Art, Landwirtschaft zu betreiben, sprach Jens Wernicke mit Angelika Hilbeck, Dozentin am Departement Umweltsystemwissenschaften der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich.

Rund 10 Mio. ha Ackerfläche gehen jährlich verloren

Weltweit gehen jährlich etwa 10 Mio ha Ackerfläche verloren. Darauf haben das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesentwicklungsministerium vergangene Woche anlässlich des Weltbodentages hingewiesen, der seit 2002 auf den 5. Dezember fällt. Ein Viertel der globalen Bodenfläche enthalte heute schon deutlich weniger Humus und Nährstoffe als vor 25 Jahren oder lasse sich gar nicht mehr als Ackerland nutzen. Wesentliche Ursachen seien die Landgewinnung durch Abholzung, Brandrodung, Umbruch und eine intensive, nicht standortangepasste Landwirtschaft. „Die Bodendegradation ist eine Ursache für Hunger und Unterernährung - und damit auch für Konflikte und Migration“, erklärte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Artenvielfalt am Rande des Zusammenbruchs

Zehn Millionen Datensätze, gesammelt in 40 Jahren, bilden die Grundlage für einen erschütternden Befund: In Großbritannien nimmt die Artenvielfalt gefährlich ab. Ob Igel, Bienen oder Vögel: Viele für den Menschen nützliche Tierarten sind auf dem Rückzug, warnen Umweltforscher. Das Material, mit dem diese Studie arbeitet, ist beeindruckend: Denn es sind zehn Millionen Datensätze eingeflossen darüber, welches Tier oder welche Pflanze wann wo gesichtet worden ist. Gesammelt wurden sie von freiwilligen Helfern über die vergangenen 40 Jahre hinweg. "Wir haben hier in Großbritannien das Glück, sehr viele kompetente Freiwillige zu haben, die Informationen über die Verbreitung verschiedener Gruppen sammeln, seien es nun Vögel, Schmetterlinge oder so seltsame Wesen wie Landasseln, Hundert- oder Tausendfüßer. Wir haben diese Datensätze ausgewertet, um die Entwicklung der Biodiversität im Zeitraum zwischen 1970 und 2009 zu betrachten", erklärt Tom Oliver von der University of Reading. Die rund 4400 Arten wurden dabei auch nach ihrer Bedeutung für das Ökosystem sortiert und gewichtet: "Das ist bei einer so großen Analyse eine komplizierte Sache. Eine einzelne Art kann für ein Ökosystem wichtiger sein als andere, aber das kann sich dann im Lauf des Jahres ändern. Wir haben deshalb unter anderem Experten um ihre Einschätzung gebeten, wann beispielsweise welche Ameisenart welche Rolle spielt. Diese Einschätzungen haben wir noch mal von anderen Experten überprüfen lassen und so die Arten nach ihrer Bedeutung für das jeweilige Ökosystem eingeordnet." Das Ergebnis ist beunruhigend. Zu den Verlieren gehören beispielsweise Gruppen wie die Igel, die Schwebfliegen, Bienen, Motten oder Vögel ...

Schweden gewinnt Klage gegen EU-Kommission zu Kriterien von endokrinen Disruptoren

Das Gericht der Europäischen Union hat in einer Klage am Mittwoch die Europäische Kommission kritisiert, ihrer Verpflichtung, Kriterien zu hormonell wirksamen Chemikalien zu erstellen, nicht nachgekommen zu sein. Damit gibt das Gericht Schweden Recht, die im Juli 2014 den Antrag eingereicht hatten. Die EU-Kommission hätte die klare und bedingungslose Verpflichtung gehabt, delegierte Rechtsakte zu der Spezifizierung der wissenschaftlichen Kriterien von endokrinen Disruptoren (EDC) bis zum 13. Dezember 2013 auszusprechen, heißt es im Urteil. Dies hat die Kommission bis heute nicht getan.

Bei der Zulassung von chemischen Substanzen muss das ‹Paracelsus-Zeitalter› zu Ende gehen. Die Risikobewertung von Chemikalien ist dringend und umfassend zu revidieren

Das Paradigma von Paracelsus «Dosis sola facit venenum» (nur die Dosis macht das Gift) bildet noch immer die Grundlage für die Beurteilung der Risiken von Chemikalien. Bei der Risikoanalyse geht man davon aus, dass – mit Ausnahme der Genotoxizität – für praktisch alle potenzielle Risiken von chemischen Substanzen Schwellenwerte definiert werden können, unterhalb derer keine toxische Wirkung beobachtet wird. Dieser Ansatz wird unserer Meinung nach als einer der größten Fehler der Toxikologie in die Geschichte eingehen. Denn dabei wird die kumulative Toxizität mancher giftiger Substanzen ungenügend berücksichtigt. Bereits in den 1940er-Jahren kamen der Pharmakologe Hermann Druckrey und der Mathematiker Karl Küpfmüller mit theoretischen Ansätzen zu Dosis-Wirkungs-Beziehungen zum Schluss, dass der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle bei der Wirkung von toxischen Substanzen spielen kann. Ihr Ausgangspunkt war die heute allgemein akzeptierte Ansicht, dass die pharmakologische oder toxische Wirkung einer Substanz durch die Wechselwirkung mit einem spezifischen Rezeptor entsteht, bzw. durch die Bindung an diese ‹Andockstelle› einer Zelle. Druckrey und Küpfmüller konnten zeigen, dass irreversible Wechselwirkungen – also Bindungen – zu einem Effekt führen, der sowohl von der Dosis als auch von der Zeit abhängig ist.