Die Bitte von Herrn Wegenast, ein paar Seiten zu diesem Thema zu schreiben, konnte ich nicht abschlagen, aber zunächst war ich etwas ratlos. Allgemein gehaltene und ausgewogene Artikel darüber gibt es viele. Nach einigem Zögern habe ich mich entschlossen, diese Zeilen aus ganz persönlicher Sicht zu schreiben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie unerhört wichtig es für junge Menschen ist, neben guten auch ein paar herausragende Lehrer zu haben, die neben persönlichen und pädagogischen Qualitäten ausserdem ein überzeugendes tiefes Verständnis ihres Faches besitzen. Im Umfeld der Schule gibt es nichts, was aufgeweckte neugierige junge Menschen stärker prägen kann. Im Vergleich dazu sind die vielen, noch so gutgemeinten Reformen unwichtig. Aus vielerlei Gründen ist es heute offenbar schwieriger, die Jugend für die "harten" Disziplinen der Naturwissenschaften zu begeistern. Leisten können dies allenfalls qualifizierte Lehrer. Wie kann sonst ein Verständnis für die modernen exakten Naturwissenschaften mit ihren so wesentlichen abstrakten Konstruktionen vermittelt werden? "Was wir betonen müssen, ist die ideale Seite der naturwissenschaftlichen Studien, ihre Schönheit und innere Wahrhaftigkeit; ihre Kraft phrasenloses Denken und rücksichtsloses Schliessen im Schüler zu entwickeln". Diese Forderung zu den Massstäben des Unterrichts stammt von Arnold Sommerfeld, einem der bedeutendsten Lehrer in den exakten Wissenschaften des 20.Jahrhunderts.
Quelle:
Norbert Straumann.
VSH-Bulletin Nr. 2/3, August 2003, S. 20 ff.
Bild: Arnold Sommerfeld (links) und Niels Bohr
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