Eine neue Studie der Dachorganisation Bird Life International und des European Bird Census Councils (ein Netzwerk von Vogelbeobachtungsprogrammen) zeigt, dass vor allem die Vögel der Agrarlandschaft seit 1980 rapide abnahmen. Feldschwirl Locustella naevia, Kiebitz Vanellus vanellus, Feldsperling Passer montanus, Bluthänfling Carduelis cannabina, Schafstelze Motacilla flava, und Wiesenpieper Anthus pratensis: Vögel, die auf Feldern, Weiden und Wiesen leben, sind seit mehr als dreißig Jahren im Sinkflug. 37 Arten umfasst der Farmland-Indikator und er zeigt ein Minus von 52 Prozent seit 1980. Besonders verheerend, das belegt die Studie, ist die Abnahme von drei Arten: Ortolan Emberiza hortulana, Braunkehlchen Saxicola rubetra und Rebhuhn Perdix perdix. Sie verloren jeweils bis zu 94 Prozent ihrer ursprünglichen Population. Mit einem Rückgang von 94 Prozent nimmt das Rebhuhn Platz eins auf der Verlustskala ein.
Die meisten Dezimierungen gab es zu Beginn bis Mitte der 80er-Jahre, als viele neue Techniken in der Landwirtschaft in großem Stile aufkamen – unter anderem die fatale Entwicklung, Wiesen immer früher zu mähen, um das Gras zu Silage zu vergären. Damit ging viel Brutraum verloren, Nester und Jungvögel wurden niedergemetzelt. Der Dachverband Deutscher Avifaunisten und die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft benennen aber auch aktuelle, von der Politik mitverantwortete Faktoren. So forcierte etwa 2008 der Wegfall der Zwangsflächenstilllegung von Äckern den Lebensraumverlust mancher Vögel. Oder auch der Biogasboom. In die Agrogasanlagen wird vor allem Mais gestopft, doch Maisäcker gelten als monoton und artenarm, denn sie bieten Vögeln weder Brutplätze noch Nahrung. Schließlich nennen die beiden Organisationen auch mit den Neonicotinoiden eine neue Klasse von Pestiziden, die sich vermutlich negativ auf das Vogelleben auswirken.
Quelle: Frankfurter Rundschau, 25. Juli 2012
http://www.fr-online.de/panorama/heimische-voegel-ausgezwitschert,14727…
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