Das rätselhafte Sterben der Fasane im Emsland

"Es ist zum Weinen", sagt Hubert Ull, der Vorsitzende der Jägerschaft Lingen. "Als Landwirt fahre ich jeden Tag durch die Felder, aber in diesem Jahr habe ich hier noch nicht einen jungen Fasanen (Phasianus colchicus) gesehen." Niedersachsen, insbesondere das Emsland, gilt neben dem nördlichen Nordrhein-Westfalen als Hauptverbreitungsgebiet des bunt gefiederten Geflügels. In den vergangenen Jahren ist dessen Zahl dramatisch zurückgegangen. Wurden in Niedersachsen vor fünf Jahren noch 150000 Fasane erlegt, waren es zuletzt knapp 60000 – laut Landesjagdbericht die niedrigste Quote seit 1959.

Gleich mehrere Forschungsprojekte kümmern sich inzwischen um den Niedergang der Fasanenpopulation. Im Visier haben sie unter anderem die intensive Landwirtschaft und die Massentierhaltung. Das Emsland ist für die Forscher beispielhaft für die negative Entwicklung der Fasanenbestände. Die Zahl der geschossenen Tiere ist hier innerhalb von zwei Jahren um rund 70 Prozent zurückgegangen – von 7837 auf 2310. Die Abschusszahlen geben aber nur einen ungenauen Hinweis auf den tatsächlichen Bestand, sagt Hubert Ull. Wichtiger seien die Beobachtungen im Revier. "Wenn ich früher vom Hof ins Dorf fuhr, sind mir jedes Mal Fasane über den Weg gelaufen. Das ist heute anders", sagt der Vorsitzende der Emsländischen Jäger aus Andervenne. Und er befürchtet das Schlimmste: "In diesem Jahr brauchen wir nicht lange zur Jagd zu gehen – da gibt’s nichts mehr zu jagen."

Quelle: Weser Kurier, 17.07.2013
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